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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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lächelnd und wies in Richtung Abgrund, der sich nur wenige Meter entfernt vor ihnen auftat. Dann
     sah sie sich um, als ob sie jemanden erwarten würde. »Weißt du was? Philippe ist schon eine Ewigkeit weg, um sich etwas zu
     essen zu besorgen.
Ich
bringe dich zum Fundort.«
    Sie nickte zu Markert hin, der nun doch ausgestiegen war und auf sie und Aaron zuschritt.
    »Wir haben einen deutschen Kollegen, der bei uns hospitiert«, erklärte Sarah ihrem Ex-Verlobten und stellte die beiden Männer
     einander vor. Dann wandte sie sich an Markert. »Ich bringe Doktor Messkin zu Bergman. Warten Sie so lange auf Philippe und
     geben auf alles acht?«
    Der zweite Gang verlief für Sarah wesentlich entspannter. Bergman und sein Team hatten Markierungen an den Höhlenwänden angebracht,
     und außerdem war sie nun in Begleitung eines ausgewachsenen Kerls, der ihre Begeisterung über die einzelnen Entdeckungen uneingeschränkt
     teilte.
    »Gar nicht so ungemütlich«, feixte Aaron, als er in einer der vielen Nischen eine alte Lampe entdeckte. »Wer immer hier gewohnt
     haben mag, er legte Wert darauf, nicht wie ein Neandertaler zu leben.«
    Vor dem Eingang zur Grabkammer herrschte rege Betriebsamkeit. In den engen Gängen waren einige Mitarbeiter damit beschäftigt,
     Scheinwerfer aufzustellen und Dokumentationsfotos anzufertigen.
    Bergmans Blick schien Mißbilligung auszudrücken, als er seinen Kopf aus dem Ausgang der Kammer herausstreckte. »Wo ist Philippe?«
     fragte er Sarah brüsk, ohne sie und Aaron zu begrüßen
    |36| »Er war noch nicht aus der Pause zurückgekehrt, und ich wollte Aaron nicht warten lassen«, antwortete Sarah angriffslustig.
     »Und? Habe ich recht behalten? Ist es das Grabmal der Mirjam von Taricheae?«
    »Das kann ich jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen«, erwiderte der Professor. Dann fiel sein Blick auf Aaron. »Es ist wohl
     die Aufgabe unseres verehrten Herrn Kollegen«, fuhr er fort, wobei das Wort »verehrten« spöttisch betonte. »Zunächst müssen
     die Knochen sicher in unser Labor gelangen, datiert und auf ihre Beschaffenheit hin untersucht werden. In jedem Fall deutet
     alles daraufhin, daß diese Behausung aus dem ersten Jahrhundert nach Christus stammt.«
    Hab ich doch gesagt, wollte Sarah entgegnen, doch Bergman war bereits wieder in der Kammer verschwunden.
    Aaron folgte ihm, dabei ergriff er wie selbstverständlich Sarahs Arm und zog sie hinter sich her. Ein weiterer Kollege hockte
     am Boden, einen überdimensionalen Pinsel in der Hand, und befreite die verschiedenen umherstehenden Artefakte vorsichtig von
     jahrtausendealtem Staub.
    Aaron bückte sich und zückte aus seinem geöffneten Metallkoffer einen Mundschutz, den er sich aufsetzte. Auch Sarah gab er
     einen, dann inspizierte er die mittlerweile geöffneten Gräber. In dem steinernen Sarkophag lag die Mumie einer Frau. Ihr Haar,
     das ihre eingefallenen Gesichtszüge umgab wie ein Nest, war aschgrau. Ihre Zähne aber leuchteten schneeweiß. Die Frau trug
     auffälligen goldenen Ohrschmuck, und die ledrige Haut ihrer gefalteten Hände wies auch nach beinahe zweitausend Jahren noch
     Spuren einer Hennabemalung auf. Die Farbe des Kleides war indes kaum zu erkennen. Vielleicht war es einmal grün oder blau
     gewesen.
    Im zweiten, wesentlich schlichteren Sarg lag ein Skelett. Es war nicht mumifiziert und längst nicht so ausstaffiert wie die
     Frau.
    |37| »In jedem Fall handelt es sich bei dieser Gestalt um einen Mann«, konstatierte Aaron, während sein Zeigefinger am bräunlich
     schimmernden Oberschenkelknochen des Skeletts entlangfuhr. »Und er war nicht mehr ganz jung, als er starb.«
    »Könnte es sich bei dem Toten um Jesus Christus handeln?« fiel Sarah plötzlich ein.
    »Wahrscheinlich ist es ein Bruder Jesu«, warf Bergman dazwischen. Er unterbrach seine Untersuchung einer der am Boden liegenden
     Amphoren und schaute auf. Dann lächelte er süffisant, während er Sarahs ehrfurchtsvollen Blick erwiderte. »Am Fuß der Kiste
     befindet sich eine Inschrift in Aramäisch. Übersetzt bedeutet sie soviel wie ›Jaakov, der gerechte Sohn des Josef, Steinmetz
     und Rabbi von Jerusalem und dessen gehorsamem Weibe, Mirjam bat Jochai, Bruder des Jeschua ben Josef‹. Dann kommen noch eine
     Reihe weiterer Namen, die allesamt auf eine bunte Geschwisterschar hindeuten.«
    »Jaakov?« Sarah überlegte einen Augenblick, welche Rolle Jaakov von Nazareth in der christlichen Geschichte zukam. »Hieß es
     nicht, daß Mirjam von

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