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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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wäre?«, sagte Luther. »Meine liebe Käthe hat mir leider erst viel zu spät die hässlichen Einzelheiten berichtet. Was nimmt sie nicht alles auf sich, um mich nicht bei meinen Studien zu stören!«
    »Eure Magd hat überlebt?«, fragte Pistor.
    »Zum Glück«, sagte Luther. »Doch der Schreck sitzt ihr und uns noch immer in den Knochen. Mein Freund Cranach hat recht: Wer auch immer das verbrochen hat, ist ein Teufel in Menschengestalt – und wir müssen ihn so rasch wie möglich dingfest machen, damit er kein weiteres Unheil anrichten kann!«
    »Wer hat sie eigentlich gefunden?«, erkundigte sich Theologe Schöneberg.
    »Simon, einer meiner Gesellen«, sagte Cranach. »Er hat seinen Rausch am Elbufer ausgeschlafen. Als er wach wurde, hat er die Leiche entdeckt.«
    »Kommt er als Täter infrage?«, wollte Hunzinger wissen.
    »Simon Franck? Nie im Leben! Der reißt schon mal gern das Maul auf und säuft, wenn er Gelegenheit dazu bekommt, aber er könnte keiner Fliege etwas zuleide tun«, sagte Cranach. »Außerdem hab ich ihn bereits nach allen Regeln der Kunst ausgefragt. Simon weiß nicht mehr, als er gesagt hat, da bin ich mir sicher.«
    »Und die anderen aus Eurer Werkstatt?«, hakte Pistor nach. »Vielleicht war er ja beim Saufen nicht allein.«
    »Das gilt für alle meine Leute.« Cranach klang unbehaglich, wahrte aber Haltung. »Jeder von ihnen ist anständig und rechtschaffen. Ja, die Gesellen waren gestern Abend gemeinsam im Bären . Das haben sie mir berichtet. Danach hat Jan Simon zum Elbufer begleitet, ist aber ohne ihn nach Hause gegangen. Jan Seman ist mein Stellvertreter. Der beste Maler von allen. Für ihn würde ich sogar die Hand ins Feuer legen.«
    »Dann gebt nur acht, dass Ihr sie Euch nicht verbrennt«, warf Moralphilosoph Block ein, auf dessen Wangen rote Flecken leuchteten. »Wer kennt schon seinen Nächsten?«
    »Gemach, gemach!« Luther erhob die Hände wie so oft bei seinen Predigten. »Es kann nicht angehen, dass wir uns jetzt gegenseitig angreifen und damit schwächen. Wir müssen zusammenstehen, stark wie die Löwen bleiben und klug wie die Füchse. Nur so können wir das Böse besiegen.«
    »Was ist eigentlich mit dem Ehemann?« Melanchthon war anzusehen, wie schwer ihm diese Frage über die Lippen ging.
    »Relin?«, fragte Cranach. »Der kratzt heulend draußen an der Tür, weil er endlich zu seinem toten Weib will. Lange können wir ihn nicht mehr hinhalten. Weshalb fragt Ihr?«
    Melanchthon begann sich zu winden, dann aber schien er einen Entschluss zu treffen.
    »Nun, neulich in der Apotheke war dieser Relin sehr … unfreundlich zu seiner Frau«, brachte er schließlich hervor. »Und sie wiederum wirkte äußerst mitgenommen, wenn Ihr versteht, was ich meine. Man sieht es ja noch immer. – Nun sagt doch auch endlich etwas, Collega Pistor! Ihr wart ja schließlich dabei.«
    »Die Apothekerin hatte in der Tat ein prächtiges Veilchen«, bestätigte Pistor. »Und blaue Flecken am Hals, als habe jemand ihr Gewalt angetan. Auch die sind noch zu erkennen. Ich war so frei, sie direkt darauf anzusprechen, als sie mir freundlicherweise meine bestellte Medizin ins Haus brachte. Da ist sie vor Verlegenheit fast gestorben, behauptete, sie habe sich lediglich gestoßen – und ist schließlich wie der Blitz davongerannt.«
    »Ich werde ihn mir vornehmen«, sagte Cranach entschlossen. »Darauf könnt Ihr Euch verlassen. Der Rat wird einen Ermittler in dieser scheußlichen Angelegenheit ernennen, und ich habe mich als Besitzer der Apotheke dafür zur Verfügung gestellt. Damit sind die anderen Ratsherren mehr als zufrieden. Der Beschluss ist nur noch reine Formsache. Und ich gelobe bei meiner Seligkeit, weder zu rasten noch zu ruhen, bis wir den Schuldigen gefunden und seiner Strafe zugeführt haben!«
    »Doch eines ist jetzt am wichtigsten.« Das war die Stimme des großen Predigers, der die Herzen der Menschen öffnen und Kirchenschiffe bis zum letzten Platz füllen konnte. »Faltet die Hände und lasst uns Gott anrufen!«
    Keiner, der seiner Aufforderung nicht gefolgt wäre. Sogar der Scharfrichter gehorchte, trat danach allerdings einige Schritte zurück, als wäre ihm bewusst geworden, dass er nicht in diesen Kreis gehörte.
    »Ewiger Gott und Vater«, betete Luther mit lauter Stimme. »Du allein bist mächtig und gnädig. Gib unserer Entschlafenen die ewige Ruhe! Lass ihr Dein Licht leuchten und vereine Margaretha Relin mit denen, die Du vollendet hast! Uns alle lass dereinst in Dein

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