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Die geheime Geschichte: Roman (German Edition)

Die geheime Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die geheime Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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zufriedenzugeben, und da beließ ich es dabei. Wenn er nicht selbst darauf gekommen war, gab es jedenfalls keinen Grund, es ihm zu erzählen. Die Leiche des Kerls wurde gefunden, der Hampden Examiner brachte einen Artikel, kein Problem. Aber dann – ein verdammtes Pech; vermutlich kriegen sie in Hampden nicht allzu viele solche Stories –, jedenfalls griffen sie zwei Wochen später den Fall nochmals auf. ›Mysteriöser Todesfall in Battenkill County‹. Und den Artikel hat Bunny gelesen.«
    »Es war ein ganz dummer Zufall«, sagte Francis. »Er liest sonst nie Zeitung. Das alles wäre nie passiert, wenn diese verflixte Marion nicht wäre.«
    »Sie hat ein Abonnement«, sagte Henry und rieb sich die Augen. »Bunny war vor dem Lunch mit ihr im Commons. Sie unterhielt sich mit einer ihrer Freundinnen, und Bunny hatte vermutlich angefangen, sich zu langweilen, und begonnen, ihre Zeitung zu lesen. Die Zwillinge und ich kamen zu ihm, um hallo zu sagen, und das erste, was er sagte – praktisch quer durch den Raum –, war: ›Schaut mal hier, ihr Leute, da ist irgendein Hühnerfarmer umgebracht worden, draußen bei Francis’ Haus‹. Und dann las er ein Stück von dem Artikel laut vor. Schädelbruch, keine Mordwaffe, keine Hinweise. Ich überlegte noch, wie ich das Thema wechseln könnte, als er sagte: ›Hey. Am zehnten November? Da wart ihr doch draußen bei Francis. Das war die Nacht, wo ihr das Reh überfahren habt.‹
    ›Ich glaube‹, sagte ich, ›da täuschst du dich.‹
    ›Es war der zehnte. Ich weiß es, weil meine Mom einen Tag später Geburtstag hatte. Das ist wirklich ’n Ding, was?‹
    ›Ja‹, sagte ich. ›Das ist es wirklich.‹
    ›Wenn ich ein mißtrauischer Typ wäre‹, sagte er, ›dann würde ich vermuten, daß ihr das wart, Henry, wie ihr in dieser Nacht von Kopf bis Fuß voller Blut aus Battenkill County zurückkamt.‹«
    Henry zündete sich noch eine Zigarette an. »Du mußt bedenken, daß es Mittagszeit war. Das Commons war rappelvoll, Marion und ihre Freundin hörten jedes Wort mit an, und du weißt ja, wie durchdringend seine Stimme klingt ... Wir lachten natürlich, und
Charles sagte irgendwas Komisches. Wir hatten es gerade geschafft, ihn von dem Thema abzubringen, als er wieder in die Zeitung schaute. ›Ich kann das nicht glauben, Leute‹, sagte er. ›Ein regelrechter Mord, draußen im Wald, keine drei Meilen von da, wo ihr wart. Wißt ihr, wenn die Cops euch in der Nacht angehalten hätten, dann wärt ihr jetzt wahrscheinlich im Knast. Da ist ’ne Telefonnummer, die man anrufen soll, wenn man irgendwelche Informationen hat. Ich wette, wenn ich wollte, könnte ich euch jetzt ’ne verfluchte Menge Ärger machen ... ‹ Und so weiter, und so weiter.
    Ich wußte natürlich überhaupt nicht mehr, was ich denken sollte. Machte er Witze, oder hatte er wirklich Verdacht geschöpft? Schließlich brachte ich ihn dazu, das Thema fallenzulassen, aber ich hatte trotzdem das schreckliche Gefühl, daß er gemerkt hatte, wie unbehaglich mir geworden war. Er kennt mich so gut – er hat einen sechsten Sinn in diesen Dingen. Und mir war unbehaglich. Meine Güte. Es war kurz vor dem Mittagessen; all dieses Aufsichtspersonal stand herum, und die Hälfte von denen hatte Beziehungen zur Polizei in Hampden ... Ich meine, es war unmöglich, daß unsere Geschichte auch nur einer oberflächlichen Untersuchung standhielt, und das wußte ich. Offen sicht lich hatten wir kein Reh totgefahren. An keinem der Wagen war auch nur ein Kratzer. Und wenn irgend jemand auch nur einen beiläufigen Zusammenhang zwischen uns und dem Toten herstellte ... Deshalb war ich, wie gesagt, heilfroh, als er davon aufhörte. Aber schon da hatte ich das Gefühl, daß wir noch von ihm hören würden. Er zog uns für den Rest des Semesters damit auf – ganz unschuldig, nehme ich an, aber in aller Öffentlichkeit genauso, wie wenn wir unter uns waren. Du weißt ja, wie er ist. Wenn er sich so was erst mal in den Kopf gesetzt hat, gibt er nicht mehr auf.«
    Das wußte ich in der Tat. Bunny hatte ein unheimliches Talent, Gesprächsthemen aufzustöbern, die seinem Zuhörer Unbehagen bereiteten, und sich dann wie wild darin zu verbeißen. Es konnte ihm nicht entgangen sein, was für einen wunden Punkt er mit seinen Reden über den Mord bei Henry angerührt hatte, und als er dessen Existenz einmal gespürt hatte, wollte er es sich natürlich nicht versagen, immer wieder darin herumzustochern.
    »Dabei wußte er überhaupt

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