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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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alter Pracht, befahl ihrer leidgeprüften Zofe, sie in ihren schönsten Staat zu kleiden, und sagte: »Auf meinem Schmerzenslager habe ich ständig an dieses wunderbare italienische Stückchen Samt denken müssen, das ich in dem kleinen Laden im Palais gesehen habe. Meinst du nicht, daß sich daraus eine hübsche Kapuze machen ließe? Laß uns hinfahren und nachsehen, ob es noch da ist. Meine Genesung ist ein Wunder, ein Wunder, sage ich… Ich muß aus dem Haus und Gott danken… Eine neue Kapuze wäre dafür genau das richtige – aus Ehrerbietung nämlich. Vielleicht ein Seidenfutter in Himmelblau…« Und die Krise war fürs erste beigelegt.
    Doch dieses Mal war es nicht der Doktor. Auf der Schwelle stand ein unerwarteter Besucher, ein Mann mit harter, gequälter Miene und einem sorgenvollen faltigen Gesicht. Bart und Haar waren zerzaust, das Gewand am Saum mit übelriechendem Pariser Schlamm bespritzt, sein ganzer Aufzug sprach von einer raschen Durchquerung der Stadt.
    »Sag Doktor Lenoir, daß ich eine neue ewige Pille brauche; meine Zofe hat es verabsäumt, die letzte aus dem Nachttopf zu fischen, und ich bin am Boden zerstört. Die hatte mir meine Mutter nämlich hinterlassen.« Tantchens Stimme drang aus dem Schlafzimmer bis zu mir.
    »Es ist nicht der Arzt, ma tante«, rief ich zu ihr hinaus, »es ist Nicolas' Vater.«
    »Sag ihm, daß er in meinem Haus nicht willkommen ist«, kam die Antwort.
    »Demoiselle, ich flehe Euch an, ist mein Sohn hiergewesen?«
    »Nicht seit Ihr ihn eingesperrt habt. Ich weiß alles. Ihr habt mich zum Gespött gemacht, mich als Raubtierweibchen hingestellt, das ein jungfräuliches Lamm reißen will, welches man deswegen einsperren muß. Ich habe ihn das letzte Mal gesehen, als er um Eure Erlaubnis für unsere Heirat bitten wollte. Und er ist nie zurückgekommen. Als er mich dann im Bad aufsuchte, um mir Lebewohl zu sagen, ehe er in die Verbannung gehen sollte, da habt Ihr ihn wieder eingeschlossen und aller Welt erzählt, daß Ihr ihn fortschickt, um ihn meinen Klauen zu entreißen. Monsieur Montvert, Ihr seid ein böser Mann und habt meinen Ruf ruiniert, und ich muß Euch fortschicken, wie es meine Tante wünscht.«
    »Euren Ruf«, sein Gesicht wurde puterrot, er zügelte jedoch seine Zunge. »Demoiselle, Ihr seid die einzige, an die ich mich wenden kann. Nicolas ist entkommen, und für heute ist das Duell anberaumt, für das Ihr im Bad den Grund geliefert habt. Ich bin überzeugt, er will d'Estouville an diesem Vormittag vor der Stadtmauer treffen, wo man ihn dann wie ein Kalb abschlachten wird. Und da alles Eure Schuld ist, könntet Ihr ihn zumindest dazu bewegen, von diesem tödlichen sogenannten Ehrenhandel abzulassen.«
    Er ist frei und hat mir nicht einmal Nachricht zukommen lassen, dachte ich. Es ist sonnenklar, seine Liebe hat sich abgekühlt. Ja, alle Männer sind Verräter, wie es im Lied so schön heißt. Das Lied hat recht gehabt, nicht mein Herz. Ich war jedoch fest entschlossen, mir vor diesem gräßlichen alten Mann nichts anmerken zu lassen. »Wenn er fort ist, woher wißt Ihr dann davon?«
    »Weil er nichts als Schwert, Umhang und Dolch mitgenommen hat. Sein Geld, alles andere… ist noch in seinem Zimmer. Demoiselle, auf mich hört er nicht, aber wenn Ihr ihn anfleht, Ihr könntet Einfluß auf ihn…«
    »Warum sollte ich, eine Artaud de la Roque, einen Mann anflehen, den Feigling zu spielen? Ist die Ehre nicht alles im Leben? Monsieur, Ihr bringt Schande über Euch, wenn Ihr um dergleichen bittet.«
    »Deswegen müßt Ihr nicht so hochfahrend sein. Ausgerechnet Ihr solltet wissen, daß es sich lohnen kann, wenn man sich diesen sogenannten Ehrenkodex ein wenig zurechtbiegt. Mein Junge ist Student, und d'Estouville ist dafür berüchtigt, daß er bereits ein Dutzend Männer im Duell getötet hat. Was gilt ihm das Leben meines Sohnes, außer daß er sich damit brüsten kann, Nummer dreizehn umgebracht zu haben? Er spießt ihn doch auf wie einen Braten, und ich habe nur diesen einen Sohn. Einen, begreift Ihr? Und er ist mein kostbarster Schatz. Falls er jemals etwas Nützliches lernt, könnte er es wirklich zu etwas bringen – zu etwas Besserem als Würmerfraß.«
    »… den Ehrenkodex…? Und ich soll das wissen? Wofür haltet Ihr mich? Mein Ruf war lilienweiß, bis Ihr ihn durch Euer häßliches Benehmen befleckt habt.«
    »Befleckt? Ihr lockt meinen Jungen in ein öffentliches Hurenhaus, wo Euer Liebhaber über ihn herfällt und ihn dann zum Duell fordert, in

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