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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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vorankommen, und leider hat er einen sehr schwachen Willen.«
    »Durchaus verständlich«, erwiderte Tantchen. »Das ist etwas, was nicht einmal das riesige Vermögen aufwiegt, das sie einmal von mir erbt.« Als sie merkte, daß ihr Pfeil ins Schwarze getroffen hatte, sah ich den Anflug eines Lächelns unter ihrem schwarzen Schnurrbart, einen Anflug jedoch, der die Puderschicht um ihre Augen nicht kräuselte.
    »Na schön, ich bin zu einem Entschluß gekommen«, sagte Monsieur Montvert.
    »Und Euer Wunsch?« fragte Menander, und sein Auge unter dem schuppigen, schilfernden Lid glitzerte böse.
    »Ich wünsche mir, daß Sibille bei ihrem Angebot bleibt, mitzukommen und meinen Jungen zu überzeugen, daß er nicht kämpft. Ihr feilscht schlimmer als der König von Portugal.«
    »Was?« kreischte Menander. »Von mir wünscht Ihr Euch nichts?«
    »Natürlich nicht«, sagte Scipion Montvert barsch. »Ich bin Bankier und treffe meine Entscheidungen auf der Basis von Kosten-Nutzenrechnungen. Eure Kosten sind hoch, der Nutzen fragwürdig, und Ihr könnt mich zu nichts zwingen. Der König von Portugal aber kann es durchaus. Soll doch ein anderer Tor durch Eure Magie zugrunde gehen.«
    Tantchen lachte schallend. »Bankier, es gefällt mir, wie Ihr denkt«, sagte sie.
    »Und ich, Madame, respektiere Euch ebenfalls.« Er verneigte sich vor der fülligen Gestalt im Himmelbett. »Und jetzt, mit Verlaub, wartet unten ein schnelles Pferd mit gepackten Satteltaschen und einem Kreditbrief. Wenn Sibille mir sagt, wo sie sich treffen und Ihr ihr erlaubt, mich zu begleiten, ist mein Sohn auf diesem Pferd und außer Landes, ehe d'Estouville und seine Sekundanten eintreffen.«
    Tantchen nickte zustimmend. »Bringt sie mir wohlbehalten zurück. Sie ist der größte Schatz, den ich besitze.«
    »Madame, ich verspreche es«, sagte er.
    »Aber… ein zusätzliches Pferd? Habt Ihr denn im voraus gewußt, daß ich mitkommen würde?«
    »Demoiselle. Ich bin zwar zuweilen töricht, aber nicht dumm. Und wahre Liebe erkenne ich auch. Ich habe nie daran gezweifelt, daß Ihr mir helfen würdet, wenn Ihr die Sache erst richtig seht.« Doch ich wußte, daß er im Geist hinzufügte: Auch wenn es dich deinen Sohn für alle Zeiten kostet.

    »Also, meine Freunde, es sieht mir danach aus, als ob der Feigling geflohen ist«, sagte Philippe d'Estouville und musterte den Duellplatz. Das niedergetrampelte, halb vertrocknete sommerliche Unkraut sprach davon, wie beliebt der Platz für ungesetzliche Begegnungen war. Eine schmale Fahrspur, die man kaum als Straße bezeichnen konnte, führte am Platz vorbei, und nur ein paar vereinzelt stehende Windmühlen überragten dieses verlassene Fleckchen Erde. In der Ferne konnte man auf der Hauptstraße in Richtung Porte St. Antoine ein frühes Grüppchen Reisender erblicken – es war die Straße, auf der die Duellanten die Stadt verlassen hatten. Innerhalb der Mauern flatterten auf den dunklen Türmen der Bastille bunte Fähnchen in der Morgenbrise. Alles sprach dafür, daß es ein Hundstag werden würde. D'Estouville war abgestiegen, schritt mit seinen Sekundanten auf und ab. Immer wieder blickte er in die Ferne nach Anzeichen für die gegnerische Partei, oder er untersuchte den Boden auf vorteilhafte Stellen hin.
    »Wartet ein wenig… Da kommt jemand durchs Stadttor, nein, zwei – drei.«
    »Zu Fuß. Das sind sie gewißlich nicht. Selbst Bankierssöhne besitzen Maultiere.« Die Offiziersgruppe lachte.
    »Je eher du ihn tötest, desto besser«, sagte einer von d'Estouvilles Sekundanten. »Meine Schwester hat Schimpf und Schande über die gesamte Familie gebracht, weil sie mit diesem Kerl Umgang pflegt.« Annibal de la Roque schnipste sich eine Pferdebremse vom Ärmel.
    »Sie kommen näher. Schön, schön, es sieht so aus, als ob ich schließlich doch noch meinen dreizehnten Mann bekomme.«
    »Wer sind die Sekundanten? Edelleute? Einer sieht wie ein Student aus.«
    »Den anderen kenne ich – es ist der Sohn des Schenkenbesitzers vom Weißen Roß. Sein Vater hat versucht, ihm eine Stelle in Monsieur St. Andres Kompanie zu kaufen.«
    »Und nicht einmal der korrupte Leutnant Peyrat wollte ihn haben?« Wieder lachten die Offiziere.
    »Nun seht euch das an, ich glaube, er hat ein Rapier bei sich. Habe gar nicht gewußt, daß derlei Leute eins besitzen.
    Was für ein Jammer, daß er nicht der Herausforderer ist. Dann hätte er die Wahl der Waffen… Tafelmesser, könnte ich mir vorstellen.«
    »Man behauptet, daß die

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