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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Villasse verschlug es den Atem, so schön war die Brosche. Dann knurrte er: »All diese Perlen. Unerschwinglich für mich, glaube ich.«
    »Die Perlen sind falsch, aber noch keiner, der die Brosche geschenkt bekommen hat, hatte Zeit, das zu bemerken. Und falls Ihr sie zurückholen könnt, wenn sie ihre Wirkung getan hat, kaufe ich sie Euch zum halben Preis wieder ab.«
    »Sie wird geblendet sein. Wie jede Frau. Wie funktioniert sie?«
    »Seht Ihr die kleinen Blumen da? Allesamt schärfer als Messer. Die Nadel auf der Rückseite hat ein Schloß, das schwer zu öffnen ist – und sie federt. Daran kann man sich leicht stechen. Und selbst wenn man sich nicht an der Nadel sticht, muß man sich an den Blumen kratzen, wenn man sie am Kleid oder am Hut befestigt. Ein winziger Kratzer genügt. Man leckt daran – oder vielleicht auch nicht. Die Flügel sind nämlich innen hohl, und die Löcher gehen bis an die Oberfläche, sind jedoch fürs Auge unsichtbar. Und wenn das Gift farblos ist wie beim letzten Mal, darf die Oberfläche der Brosche sogar bemalt sein…«
    »Beim letzten Mal?«
    »Ich kann Euch versichern, daß die Brosche noch nie versagt hat.«
    »Ausgezeichnet. Ich dinge einen alten Soldaten, der sie abliefert. Sie wird keinen Verdacht schöpfen.«
    »Ich bewundere einen Mann der Tat. Was ist nun mit dem Jüngling an der Front? Wollt Ihr dem das Päckchen selbst schicken?«
    »Das Problem ist der Brief zum Geschenk. Er dürfte die Schrift kennen. Es sollte lieber ein Geschenk seiner Schwester sein.«
    »Der, die mit Musketen schießt?« fragte Lorenzo, während er die Rückseite der Brosche mit dick behandschuhten Händen öffnete und aus einer Flasche mehrere Tropfen einer durchsichtigen Flüssigkeit in die winzige Öffnung träufelte, die hinter dem Schloß nicht zu sehen war.
    »Nein, von der, die mich vergöttert.«
    »Monsieur, ich spreche jetzt als jemand, dessen Gewerbe Täuschung ist. Ihr seid ein Meister unseres Faches.« Er verschloß die Öffnung und legte die Brosche in ihr Samtkästchen zurück.
    »Aber gewiß doch«, sagte Villasse, zählte ihm Goldstücke aus seiner Börse hin, verstaute ein Fläschchen in seiner Tasche und wickelte das Kästchen in ein Taschentuch, damit er es wohlbehalten mitnehmen konnte. »Das Leben ist ungerecht, aber es hat mich alle Tricks gelehrt. Sie haben mich das letzte Mal betrogen, diese kaltherzigen Leute mit dem blauen Blut. Die Rachegöttin hat mir brillante Gedanken eingegeben.« Als sich die Tür hinter der Gestalt im dunklen Umhang schloß, rief Lorenzos Frau zu Tisch. Vorsichtig zog er seine Handschuhe aus und stellte den Kasten wieder in das Regal hinter dem Vorhang.
    »Ach, Beatrice, was für ein Beruf«, sagte er und nahm vor einer Schale mit dampfender Suppe Platz. »Nun, allein heute habe ich das Schulgeld eines ganzen Jahres für unseren kleinen Fortunato verdient. Aber du – und auch du, Roger –, ich muß euch noch einmal warnen: Macht keine Pakete auf, die hier abgeliefert werden. Wenn die Tat vollbracht ist, wird ein Mann seines Schlages zweifellos in seinem elenden Spatzenhirn auf den Gedanken kommen, daß er alle Zeugen loswerden muß. Dank Asmodeus bin ich schlauer als er.«
    »Es gibt Menschen, die sind schlicht undankbar«, sagte seine Frau, während sie ringsum erneut Suppe austeilte.

Kapitel 18
    E s ist bewiesen, daß es weniger effektiv ist, das Schwert zu schwingen, als mit ihm zu stoßen. Denn ein Kreis hat einen längeren Weg als eine gerade Linie. Das Schwert schwingen lediglich Menschen, die an Waffen der alten Schule gewöhnt sind, wie etwa französische und englische Edelleute, die nicht leicht für das neue italienische Rapier zu gewinnen sind und deren eitle Worte und Stellungen dem Wehen des Windes gleichen. Derart unbelehrbaren Menschen sollte man begegnen, indem man ihren Angriff abwartet, denn sie verraten sich und überlassen dem Verteidiger die bessere Position. Sollte einer derselben mit einem Schwingen angreifen, so kann man unter seiner Klinge zustoßen. Sollte er mit einem Stoß angreifen, was ihm von Natur aus fremd ist, pariert man mit der Klinge oder mit der linken Hand, über die man einen dicken Leder- oder Kettenhandschuh ziehen sollte.
    Will man eine imbroccata in niedriger Deckung abwehren, fängt man den Stoß am besten mit der linken Hand in Klingenmitte ab, pariert die Klinge des Gegners mit der eigenen, ergreift seine Rapierglocke mit der linken Hand und entwaffnet ihn auf diese Weise. Diese botte secrète hat

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