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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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über Schrecken, seine verschrumpelten Lider öffneten sich und zeigten zwei böse, glotzende Augen!
    »Welche Quälgeister haben mich denn jetzt schon wieder gestohlen?« fragte Menander. »Arbeit, Arbeit, Arbeit! Da mache ich ein kleines Nickerchen… Oh, was für ein herrlich böses Gesicht! Ich wittere einen Seelengefährten. Und die andere auch… Was habt Ihr doch für harte Augen in Eurem hübschen Gesicht, meine Liebe. Sagt mir, was Ihr Euch wünscht, aber schnell. Bedauerlicherweise muß ich dorthin zurück, woher ich gekommen bin.«
    »Als erstes wünsche ich mir einen sehr großen Diamantring für den Finger dieses Mädchens hier…«
    »Nein, nein – Ihr seid mir ja ein komischer Zauberer. Zunächst sprecht Ihr die Worte nach, die auf dem Kasten geschrieben stehen.« Menander hörte sich gereizt an.
    »Thibauld, was ist das für ein Ding? Hat es mit Zauberei zu tun?«
    »Es ist ein uraltes Geheimnis, als der Herr aller Wünsche bekannt.«
    »Na schön, wenn Ihr fertig seid, wünscht Ihr mir ein Seidenkleid und eine weiße Stute mit Silbergeschirr, und wenn wir verheiratet sind, könnt Ihr mir ein Schloß wünschen…«
    »Verheiratet? Glaubt Ihr etwa, ich heirate Euch? Warum sollte ich Euch nehmen, wenn die schönsten Frauen des Königreiches aus gutem Haus und mit Vermögen mein sein können, jetzt, da ich diesen Zauber besitze? Da werde ich doch keine Provinzgans zur Frau nehmen.«
    Mit einem Aufschrei stürzte sich Laurette so aufgebracht auf Villasse, daß Menander zu seinen Füßen in den Dreck fiel.
    »Was tust du da, du Harpyie – jetzt habe ich ihn fallen lassen. Aufhören, du kleines Biest, ich habe mich an deiner Nadel gekratzt.« Er schlug Laurette kräftig mit dem Handrücken ins Gesicht, und sie fiel zu Boden. Erst als er den Kratzer leckte, bemerkte er, was für eine Brosche sie an ihrem Busen trug. Entsetzt fuhr er zurück. »Woher habt Ihr die Brosche da? Gehört sie Eurer Schwester?«
    »Auch wenn Ihr es nicht glaubt, Ihr häßlicher, alter Kerl, ich habe sie angesteckt, weil ich mich für Euch schönmachen wollte. Schön für Euch. Was für ein Witz. Ihr seid häßlich wie die Nacht, eine einäugige Mißgeburt. Ihr verdient eine Kröte zur Braut!« Bei diesen Worten rann Blut aus ihrer Nase, das sie mit dem Handrücken abwischte.
    »Wenn Ihr selbst nicht so dumm wärt wie Bohnenstroh und so heiß wie eine Hündin, hättet Ihr die Sachen Eurer Schwester niemals angerührt. Ich habe ihr die Brosche geschickt, dumme Gans, und sie ist vergiftet.«
    »Vergiftet?«
    »Ja, aber das Gift wirkt langsam. Ich wünsche mich mit dem Herrn aller Wünsche hier einfach gesund, gehe zu Eurer Beerdigung und vergieße Tränen. Denkt an mich, wenn Ihr mir zuliebe das Zeitliche segnet.« Rasch hob er den mumifizierten Kopf auf, warf ihn in den Kasten und stieg auf sein Pferd. Kreischend rannte das Mädchen hinter ihm her und durch den Bach, doch das schnelle Pferd bespritzte sie in ihrem Staat von Kopf bis Fuß, während Villasse auf der Hauptstraße verschwand. Schluchzend, naß und blutend stolperte Laurette nach Haus, wo sie ihrem Vater in die Arme lief, der aus dem Stall kam.
    »Villasse…«, brachte sie gerade noch hervor.
    »Hat er dir die Tugend geraubt?« rief ihr Vater mit zornesroter Miene.
    »Nein, meinen Zauberkopf, der Wünsche erfüllt…« Hercule de la Roque blickte seine starrköpfige, hübsche kleine Tochter an. Genau wie ich, dachte er, und dafür liebe ich sie. Blut rann ihr aus der Nase, sie bekam allmählich ein blaues Auge, und ihre Kleider waren mit Wasser und Dreck bespritzt.
    »Woher hast du all den Schmuck? Von dem Zauberkopf?« fragte er. Seine Augen blickten schlau und abschätzend. Die Brosche da mit der großen Perle in der Mitte war das Lösegeld eines Königs wert.
    »Nein, aus Sibilles Sachen. Die Brosche – die Brosche, er hat gesagt, sie ist vergiftet, und ich habe ihn damit gekratzt. Vater, ich muß den Kopf zurückhaben, damit ich mich gesund wünschen kann. Er hat ihn gestohlen, und er sagt, er wünscht sich, daß das Gift bei ihm nicht wirkt, ich bin ihm einerlei, denn dann muß er mich nicht heiraten. Vater, er sagt, er kommt zu meiner Beerdigung!«
    »Er wird nicht eingeladen«, sagte ihr Vater. »Ein Kopf, ein Kopf, der Wünsche erfüllt… Aber Villasse ist bereits über alle Berge. Wie zum Teufel soll ich ihn noch einholen? Was ist, wenn er mich tot wünscht?«
    »Vater, ich habe gewußt, daß Ihr mich rettet.«
    »Aber gewiß doch. Ein Kopf, der Wünsche

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