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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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härter als alles in tausend Jahren. Deine Seele wird dir gar nicht so sehr fehlen. Sie ist so leicht, fast unsichtbar, und ihr Menschen fühlt sie fast nie.«
    »Hercule, du widernatürliches Ungeheuer. Je eher du tot und begraben bist, desto besser für deine Familie«, sagte Tante Pauline, die unter ihrem Puder noch bleicher war als üblich.
    »Aber Vater, das Gift…«, jammerte Laurette. Sie schwitzte vor Angst.
    »Gleich, ich will auch ewige Jugend haben«, sagte ihr Vater, der Sibille noch immer in seiner Gewalt hatte. »Mach weiter, Sibille, wünsch es für mich.«
    »Tut mir leid«, kam Menander dazwischen. »Ich bearbeite noch den ersten Wunsch.«
    »Dann setz ihn einfach auf die Liste und nimm ihn als zweiten dran«, sagte Hercule de la Roque ungeduldig.
    »So funktioniert das nicht«, entgegnete Menander. »Zuerst muß ich mir ausdenken, wie ich einen Wunsch erfülle, dann setze ich das Schicksal in Gang, erst dann kann ich mich dem nächsten Wunsch widmen.«
    »Das dürfte leicht sein. Hast du so wenig Zauberkräfte, daß du mir nicht einmal ein schlichtes Schloß geben kannst?«
    »Oh, ich habe zu meiner Zeit schon Königreiche geschenkt. Und im Augenblick bin ich dabei, Philipp von Spanien den Kopf zu verwirren, damit die Spanier nicht in Paris eindringen. Ich wirke große Dinge, wie du siehst.«
    »Dann beeil dich, ich will ewige Jugend haben. Und dann Macht – unendliche Macht… Fürwahr, wenn ich die habe, dann behalte ich dich am Ende doch, Sibille. Du kannst gute Werke für mich tun. Endlich eine pflichtbewußte Tochter. Fürwahr, ich werde dem König, dem Kaiser, ja selbst dem Papst befehlen können.«
    »Noch nicht ganz, gieriger alter Mann. Ich denke noch nach. Es gibt da ein kleines Problem«, murrte Menander.
    »Was meinst du mit Problem?«
    »Nun ja, Sibille hat sich etwas für ihren Vater gewünscht, aber der ist tot. Für einen Toten kann man nichts mehr wünschen. Die Seele ist dort, wo immer sie hingegangen ist. Tut mir leid…«
    »Wach auf, wach auf, du vermaledeites Stück Abfall! Wehe, du schließt jetzt die Augen!« Hercule de la Roque war außer sich vor Wut, ließ Sibille los, stürzte zum Bett, packte den Kasten und schüttelte ihn. Der Kopf rollte zu Boden, ihr Vater ergriff ihn am Ohr, das sich löste und in seiner Hand zurückblieb. Unter dem Gekreisch der Frauen trat er nach dem Kopf und trat auf ihm herum.
    Doch selbst er fuhr entsetzt zurück, als der Kopf aus der zerstampften Masse erneut Gestalt annahm und sagte: »Könnt Ihr mich nicht in Ruhe lassen, damit ich nachdenken kann? Ich habe Euch doch gesagt, stört mich nicht bei der Arbeit.«
    »Wo ist Sibille?« brüllte Hercule de la Roque und blickte wild um sich. »Vermaledeites Miststück! Das hat sie mir angetan.« Doch die Frauen waren alle geflohen. Nur seine Schwester Pauline, dieser riesige Fleischberg, verharrte, auf den Spazierstock gestützt, noch im Zimmer.
    »Nun, Hercule, anscheinend hast du wieder einmal alles verdorben. Das war eine dumme Frage. Wenn du das Ding da lange, lange behältst, wacht es vielleicht wieder auf.«
    »Ich habe mir schon immer gedacht, daß dieses Mädchen nicht von mir ist. Und der Geburtstag, das Taufdatum – als ich nach Hause kam, hatte ich die Beweise dafür…«
    »Hercule, ich habe mit dem Priester geschlafen, um ihn dazu zu bewegen, die Dokumente zu fälschen.«
    »Du?«
    »Damals war ich hübsch, falls du dich noch erinnerst, und ich wurde in aller Eile mit einem Mann verheiratet, den ich trotz seines Geldes nicht lieben konnte. Der Priester war schön, Hercule, und geistreich – und er hat mir Absolution erteilt.«
    »Pauline, du verdienst keine Absolution.«
    »Für das, was ich getan habe, o ja. Und er hat gesagt, Gott würde mir verzeihen, wenn ich es wiedergutmache.«
    »Wiedergutmachen? Was? Daß du mit ihm geschlafen hast?«
    »Nein, daß ich meine beste Freundin verraten habe, denn ich habe den Mann geliebt, der sie erwählt hatte. Du spottest? Ich war zu großer Liebe fähig, damals. Was verstehst du schon von großen Gefühlen? Du und Vater – in eurer Gier… Es war alles umsonst.« Pauline schüttelte den Kopf, ihr seltsames Gesicht eine Maske quälender Erinnerung und des Bedauerns. »Als sie versuchten wegzulaufen und heimlich zu heiraten, war ich es, die sie verriet. Wie vergiftet ich damals war vor Neid! Das war meine Sünde, Hercule. Neid. Ihr Vater segnete mich dafür – und schlachtete ihn ab wie einen Hund. Nie, niemals wollte ich seinen Tod! Und

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