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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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wen hat er gearbeitet?«
    »Man sagt, für die Spione der englischen Königin…« Jubelgeschrei, als die Flammen jäh in der strohgefüllten Puppe hochschossen, die sich in einer Feuersglut auflöste.
    »Er soll entwischt sein.«
    »Man hat ihn überall gesucht, aber er ist verschwunden. Also mußte man die Wut an etwas anderem auslassen…«
    »Ha! Falls er sich jemals wieder in Paris zeigt, ist ihm ein warmer Willkommensgruß gewiß!«
    »Alle Zauberer sollten brennen. Erst hier, dann in der Hölle.«

    »Nun, Anael«, sagte Nostradamus, der sich die Szene im Wasser seiner Wahrsageschale ansah, »falls ich vorgehabt haben sollte, diese elende Stadt noch einmal aufzusuchen – jetzt gewiß nicht mehr.« Selbst nach Mitternacht lastete die Tageshitze noch drückend im Dachzimmer des Hauses in Salon, und Nostradamus, von dessen Gesicht der Schweiß rann, bedauerte bereits, unter seinem Zaubergewand noch seine schwere Robe zu tragen. Das Metall seiner Armillarsphäre glänzte matt im Kerzenschein, und Anael war nur als dunstiger Umriß zu erkennen.
    »Die Menschen lassen keine Vernunft walten«, meinte die nebelige Gestalt. »Die Zukunft vorauszusagen bedeutet nicht, sie auch in die Wirklichkeit umzusetzen.«
    »Pariser. Widerliche Menschen. Schlechte Bezahlung. Drohen mir mit der Inquisition. Und jetzt verbrennen sie eine Puppe als mein Abbild. Habe ich dir schon einmal vom Gasthof zum heiligen Michael erzählt? Die Laken waren dreckig, und für den abscheulichen Essig, den sie Wein nannten, hat der Wirt einen Wucherpreis verlangt…«
    »Hundertmal, Michel. Du wirst alt und griesgrämig. Aber was noch schlimmer ist, du wirst so vergeßlich, daß du deine Klagelieder wiederholst.«
    »Ich? Nie im Leben! Mein Hirn ist so scharf wie ein Küchenmesser. Aber gewiß reise ich nie wieder. Meine Magenverstimmung, ganz zu schweigen von der Undankbarkeit der Leute…«
    »Wenn ich du wäre, würde ich mich darauf nicht verlassen«, sagte der Engel der vergangenen und künftigen Geschichte.

    Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ob es heute wäre, weil ich gerade beim Drucker war, um das Manuskript meiner neuesten Dialoge mit dem Titel Cena abzuliefern. Nicht gerade in dem von mir bevorzugten gehobenen Stil geschrieben, entsprach es doch eher dem, was ich bin, als dem, wie ich zu scheinen vorgab wie in meinen früheren Werken. Wenn die Leute es nicht mögen, was soll's? dachte ich. Als ich mein Bündel auf den Tisch legte, holte der Drucker die Druckfahnen meiner Sammlung neuester Gedichte hervor, die im Stil der Zeit gehalten waren und unter dem Titel Garten der Sorgen nur in den ausgewähltesten Kreisen verteilt werden sollten. Gleichzeitig zwei solch unterschiedliche Werke in Händen zu halten – das eine voller Wahrheit, das andere weniger-, regte mich dazu an, über die Heuchelei zu grübeln, und so war ich noch ganz in Gedanken vertieft, daß ich unter einer Leiter durchging, und das sollte man tunlichst vermeiden, weil es immer Unglück bringt.
    Bereits als ich in unsere salle trat, merkte ich, daß etwas ganz und gar nicht stimmte. Tante Pauline war so weiß wie eins ihrer Gespenster, hatte dunkle Ringe unter den Augen und saß starr und steif in ihrem großen Polstersessel. Neben ihr stand der Abbé, der noch verhutzelter als gewöhnlich aussah. Sechs schwer bewaffnete Bogenschützen in der Livree der Königinmutter umringten sie.
    »Was bedeutet das?« fragte ich.
    »Ihre Majestät, die Königinmutter, möchte sich mit Euch beraten und befiehlt, daß Ihr den Kasten mitbringt, den Ihr in Eurer Obhut habt.« Es war soweit. Mir sank das Herz in die Schuhe.
    »Aber… Ihre Majestät residiert doch gar nicht in Paris«, stammelte ich.
    »Wir sollen Euch nach Chaumont bringen und dafür sorgen, daß Ihr dort wohlbehalten ankommt«, entgegnete der Rittmeister der Bogenschützen.
    »Ich… ich muß ein paar Sachen packen«, sagte ich.
    »Es wird Euch dort an nichts fehlen. Ihr sollt nicht packen, sondern auf der Stelle mitkommen. Ist das der Kasten, der da hinten steht?« Menander thronte auf seinem gewohnten Platz auf der Anrichte und summte leise, eifrig, fast unhörbar vor sich hin, wie er es beinahe die ganze Zeit tat, jetzt, wo er völlig in seine Überlegungen vertieft war. Du nutzlose, ärgerliche Schachtel voller Unheil, dachte ich. Was ist, wenn sie herausfindet, daß du ihr nun nicht mehr nützlich sein kannst? Sie wird beschließen, daß ich zuviel weiß… Ich muß mir etwas einfallen lassen.
    Als wir

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