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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Schottland nicht länger Einfluß auf Euren Sohn nimmt.«
    »Nein, nein!«
    »Oh, ich bin noch nicht fertig… Und Ihr habt Euch gewünscht, daß alle einen Thron bekommen. Jetzt seht, wie ich Euren allergrößten Wunsch erfülle.«
    Glühendes Eisen rann durch den Leib der Königin und erstarrte. Die Damen, die dem Klingeln des Silberglöckchens gefolgt waren, meinten in der Ecke so etwas wie eine Statue, einen Geist, einen Dämon zu erblicken – in der Gestalt der Königin.
    »Madame Gondi«, sprach das granitene Wesen in der Ecke, »laßt einen Kurier das schnellste Pferd im Stall des Königs nehmen und diesen Brief nach Salon de Provence bringen, in das Haus von Nostradamus. Sagt ihm, er müsse unverzüglich nach Chaumont kommen, dort will ich mich mit ihm treffen.« Und als sich Madame Gondi entfernte, sagte sie zu Madame d'Alamanni: »Madame, wie steht es um den Hof und meinen Sohn, den König?«
    »Majestät, Euer Sohn ist erkrankt, doch er hat Anweisung gegeben, daß Konnetabel Montmorency und Marschall St. André die Ehre zukommt, während der vierzig Tage Trauerzeit die Totenwache beim Leichnam des Königs zu halten.«
    »Das konnte ihm niemand anders einflüstern als die Guise. Mit anderen Worten, jetzt regieren sie uneingeschränkt.«
    »Ja, Majestät.«
    »Und am Ende der vierzig Tage, wenn der Konnetabel und der Marschall abgereist sind, ist niemand mehr da, der ihnen die Macht streitig machen kann.«
    »Majestät, sie haben die Macht nur während Eurer Trauerzeit.«
    »Meine Trauerzeit ist vorbei. Bitte, ruft den Schatzmeister des Königs, ich muß wissen, wie es finanziell um das Königreich bestellt ist. Ich habe gehört, daß der selige König, mein Gemahl, gesagt hat, die Soldaten hätten seit drei Jahren keinen Sold mehr bekommen.«
    »Aber, Majestät…«
    »Kein Wenn und Aber. Das ist der Stoff, aus dem sich Aufstände entwickeln. Und ich möchte herausbekommen, ob die Calvinisten mittlerweile ihr Gesicht zeigen, jetzt, wo ein Kind regiert. Bringt mir ihre Aufsätze; ich will wissen, was sie sagen, sie und ihre verräterischen Prediger. Falls sie ein Wort gegen mich äußern, soll man sie ergreifen und hängen. Und… o ja, laßt Demoiselle de la Roque holen. Sie soll auch nach Chaumont kommen. Schickt Ihr einen Soldaten zum Geleit, der aufpaßt, daß sie es sich nicht anders überlegt. Sagt ihr… sagt ihr, daß… die Königin eine besondere… Belohnung für all ihre Dienste bereithält.«

    An ebendiesem Abend ritt ein schneller Kurier aus Genua auf einem erschöpften türkischen Berberpferd auf den Hof der Bank Fabris und Monteverdi in Lyon. Er überbrachte dem ältesten der Brüder Fabris ein Paket mit Briefen, nahm rasch ein Mahl zu sich und wechselte das Pferd, ehe er wieder in die Nacht hinausritt. Der Halbmond spendete gerade Licht genug, um die Straße zu beleuchten, und obwohl der Kurier nichts von Wert bei sich führte, war der dunkel gekleidete Mann mit einem italienischen Rapier, einem langen Dolch, einem gut versteckten Messer, einer Arkebuse und einer Schnur Pulverladungen bewaffnet, die er sich um den Hals gehängt hatte. Nicolas' Gesicht war hager vor Müdigkeit, und er hatte sich seit zwei Wochen nicht rasiert, doch sein Blick war fest. Sein Vater, sein hartherziger alter Vater hatte endlich menschliche Züge gezeigt. Aus Paris hatte er ihm geschrieben, daß er ihm alles vergab, ihm die Heiratserlaubnis erteilte und daß er sich beeilen solle, sonst würde die Niedertracht der Mächtigen die Liebe seines Lebens ins Grab bringen.

Kapitel 22
    T od dem Zauberer!« Die auf eine lange Stange gespießte Figur in der Robe war über der schreienden Menge auf der Place de Grève kaum zu sehen.
    »Tod dem Nostradamus!« Männer und Frauen in Holzschuhen und mit Kleidung aus selbstgesponnenem Gewebe liefen herbei und warfen noch mehr Stroh auf die Reisigbündel.
    »Verbrennt den Hexer, der den König getötet hat!«
    »Au feu, au feu!« Ein Mann hielt eine Brandfackel an das Stroh, wo sie kurz qualmte, dann schoß eine schmale Flammenzunge empor. Am Rand des Platzes, unweit der kunstvollen Gitter des Eingangstors zum Hostel de Ville, stand ein halbes Dutzend Bogenschützen mit breiten Helmen und Harnischen mit Ziernägeln herum, die Arme verschränkt.
    »Wer ist Nostradamus?« fragte einer.
    »Hast du das nicht mitbekommen? Ein Hexer, der den König mit dem Todeszauber belegt hat.« Die Flammen setzten jetzt den Saum der Robe in Brand, und dichter Rauch verhüllte die Figur.
    »Für

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