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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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stehlen. Marie wird dann mit dem Blechschmied durchgebrannt sein, der sich mit seinen Töpfen und Pfannen in die Küche eingeschmeichelt hat. Anne daran erinnern, daß sie keine Mägde mit fehlendem Vorderzahn einstellt. Habe ihr eindringlich gesagt, daß der Zuber zum Wäschekochen nicht ausgebessert werden muß. Aber wann hätten Frauen jemals zugehört?

    Letzten Dienstag das Geburtsdiagramm für meinen Sohn César vollendet. Das Sprichwort ›Schusters Kinder gehen barfuß‹ hat etwas Wahres. Der Junge ist darüber fast ein Jahr alt geworden. Vielversprechend! Aus ihm wird einmal ein namhafter Historiker, und er wird die Vergangenheit erforschen wie ich die Zukunft. Vielleicht ein sichererer Weg – nein, Tyrannen und Gönner wollen ihre Vergangenheit genauso geschönt haben wie ihre Wünsche und Marotten für die Zukunft. Nur Heilige legen keinen Wert auf diese Art Schmeichelei. Und Heilige gehören nicht zu den Gönnern von Historikern oder Weissagern. Ich will ihm mein großes Werk widmen, Centuries, falls mir der Geber aller guten Gaben die Zeit zugesteht, es zu vollenden.

    Eine Gesichtssalbe bestellt, deren Rezeptur ich für Madame de Peyrés angefertigt habe. Dem elenden Apotheker gesagt, daß ich woanders herstellen lasse, falls er nicht schneller arbeitet. Madames Sohn hat sich von seinem Katarrh erholt, nachdem man ihm den Kopf mit meinem Balsam aus Lilienöl, Gartenraute, Dill und Mandeln eingerieben und ihm ein von mir erfundenes Klistier verabreicht hat, das die schädlichen Säfte austreibt. Ha! Und das alles, nachdem dieser falsche Arzt von der Pariser Fakultät angeordnet hatte, ihm Blut aus der Lebervene abzuzapfen! Hätte er mein Buch gelesen, statt den sogenannten Weisheiten seiner jämmerlichen Lehrer anzuhängen, dann hätte er gewußt, daß dergleichen nur bei Rippenfellentzündung hilft, die der Schwachkopf nicht von einer Wintererkältung unterscheiden konnte. Nachdem seine Kur nicht angeschlagen hatte, ist er mit eingekniffenem Schwanz in seinen Hundezwinger an der Seine zurückgekrochen. Ich sage immer, man sollte sie mit ihren eigenen Lanzetten zur Ader lassen und ihnen eine Dosis ihrer eigenen falschen Arzneien eintrichtern, bis sie den Himmel um Gnade für ihre Sünden anflehen.

    Ich selbst… Auf königlichen Befehl in zwei Jahren eine lange, unerquickliche Reise gen Norden. Ein Mann meines Alters wird es leid, daß man wie nach einem Damenschneider nach ihm schickt. Sehe für diese Reise wenig Gewinn und viel Ärger voraus. Muß mich erneut mit Anael beraten.
    Das geheime Tagebuch des Nostradamus

    Nostradamus hatte nicht die Absicht, an jenem goldenstaubigen Augusttag auf der Straße Paris-Orléans zu sein, als er der alleinreisenden Dame im schwarzen Kleid vor der Schänke begegnete. O nein, der gute Doktor hätte es vorgezogen, in seinem bequemen Haus in Salon de Provence zu bleiben, wo er, umgeben von seinen zahlreichen Familienmitgliedern, einen florierenden Versandhandel mit Weissagungen betrieb und obendrein noch gewinnträchtige Almanache für Bauern und medizinische Bücher zur Selbsthilfe herausbrachte. Er reiste ungern: Zu seinem grauen Bart hatte sich die Gicht gesellt. Daher verließ er sein Heim nur noch, wenn es seine reichen ortsansässigen Gönner oder sein Lehrstuhl an der medizinischen Fakultät der Universität Montpellier von ihm verlangten. Das war nicht immer so gewesen. Betäubt vom Tod seiner ersten Frau und seiner Kinder, die Praxis vernichtet, hatte er auf der Suche nach dem Geheimnis des Lebens Europa und Asien durchwandert. Er hatte zu Füßen von Magiern, Philosophen und Mystikern studiert. Was er gefunden hatte, war – nun ja, was es auch immer war, es führte dazu, daß er in seine sonnige Heimat zurückkehrte, eine wohlhabende und gutherzige Frau ehelichte und sich in einem behaglichen Haus niederließ, das von einer wachsenden Zahl Nachkommen bevölkert wurde.
    Nun hatte ihn das Schicksal abermals auf eine Reise geschickt. Er hatte es vor zwei Jahren mit gelindem Ärger in der mit Gravuren versehenen Wasserschale aus Messing kommen sehen, die in seinem Geheimzimmer auf einem hölzernen Dreifuß stand. »Vermaledeit«, hatte er gesagt, als er sein Abbild hoch zu Roß erblickte, das nach einem anständigen Gasthof Ausschau hielt. Der Geist der vergangenen und zukünftigen Geschichte namens Anael beugte sich über seine Schulter und lachte stillvergnügt.
    »Geschieht dir recht, da du mich zu so ungelegener Zeit belästigst«, sagte er. Das war im

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