Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
Vom Netzwerk:
dessen Feuer noch nicht angezündet war, kalt und bar aller Gefäße. Hinten im Raum wieselte eine in schwarzes Leder gekleidete Gestalt zwischen Kisten und Kästen voller Glasgegenstände hin und her wie ein unheilvoller Krebs.
    »Schickt Euren Jungen fort, Cosmo, ich muß allein mit Euch reden«, befahl die Königin und blickte den jämmerlichen Wurm an, der ihr die Tür geöffnet hatte. Der Junge verschwand wortlos, und Cosmo Ruggieri, durch Erbrecht Zauberer der Königin, trat herbei und verbeugte sich vor seiner Herrin.
    »Schönste, erlauchteste Hoheit.«
    »Es reicht, Cosmo. Ich brauche deine Wahrsagegabe, du mußt herausfinden, mit welchem Zauber sich die Herzogin von Valentinois die Liebe des Königs erhält.«
    »Endlich seid Ihr zu mir gekommen, zu Eurem armen, treuen Cosmo, statt zu den furchtbaren Scharlatanen zu gehen, die Euch belagern.« Der Zauberer der Königin sprach jetzt italienisch, als könnte die Unterhaltung in ihrer Muttersprache das Herz seiner Gönnerin erweichen.
    »Als ob ich das nicht früher auch getan hätte! Was hast du mir nicht alles versprochen? Und ich habe dich mit Gold überschüttet, deine Verwandten eingestellt und Intrigen geduldet, deren sich eine Schlange schämen würde.«
    »Cosmo hat hart daran gearbeitet, hart gearbeitet, Euch zur Königin zu machen, Euch Erben zu schenken…«
    »Verübelst du noch immer die Zahlungen, die der König an Doktor Fernel geleistet hat? Daran konnte ich nichts ändern.«
    »Wenn Ihr dem König meine Fähigkeiten schildern würdet…«
    »Der König glaubt nicht an deine Fähigkeiten, ungetreuer Schurke. Es soll dir genügen, daß ich daran glaube. Und ich glaube auch, daß die Herzogin im Besitz eines Zauberringes ist. Den zu allem Überfluß nur du hergestellt haben kannst.«
    »Meine Königin, da ich Eure Wünsche kenne, war er für Euch bestimmt.«
    »Lügner, du hast ihn für sie gegossen. Dein Vater hätte keinen Tag länger gelebt, wenn er meinem Vater das angetan hätte.«
    »Mein Vater war aber auch höher angesehen; er hatte bei großen Anlässen Zutritt bei Hofe, während ich versteckt werde, und dabei bin ich so arm, habe so viel bedürftige Angehörige…«
    »Cosmo, ich schwöre dir, dieses Mal lasse ich dich umbringen. Ich lasse dich bei lebendigem Leibe in Stücke reißen und zur Erbauung aller treulosen Magier verbrennen.«
    »O Majestät, das wäre ein großer Jammer. Ihr wißt doch: Die Sterne sagen, daß Ihr mich nur um drei Tage überlebt.«
    »Du niederträchtiger, hinterhältiger Lügner…«
    »Versucht es nur, Majestät. Ach, so sehr ich mich auch wegen meines eigenen Todes grämen würde, für Frankreich wäre es ein weitaus größerer Verlust, eine solche Königin zu verlieren.«
    »Ich lasse dir die Zunge herausschneiden.«
    »Was für eine törichte Verschwendung. Ich könnte Euch nicht mehr zu Diensten sein.«
    »Ich schicke dich fort.«
    »Habt Erbarmen, Majestät. Fern Eures schönen und erhabenen Antlitzes würde ich mich aus lauter Gram vergiften.«
    »Cosmo, du bist ein Teufel. Und das weißt du.«
    »Ach, Madame, ich bin nur ein Florentiner, genau wie Ihr.«
    »Von allen Andenken, die ich von daheim mitgebracht habe, würde ich mich am freudigsten von dir trennen. Weißt du das, Cosmo?«
    »Oh, Majestät, das macht nur diese augenblickliche Bitterkeit, daß Ihr so mit Eurem treuesten Diener redet. Euer Kummer greift mir ans Herz. Wie ich mich der schändlichen und schmeichlerischen Lügen dieser bösen Herzogin schäme! Doch aus innigster Ergebenheit laßt mich Euch mit Verlaub einen Vorschlag unterbreiten: In genau drei Wochen steht Saturn im Haus des Königs, die Gelenkkrankheit von einst wird ihn erneut überfallen, zusammen mit einem Fieber, das ihn aufs Krankenlager wirft. Macht Euch die Aufregung in seinem Krankenzimmer zunutze, und wenn die Herzogin von Valentinois nicht an seinem Lager weilt, laßt Ihr ihm den Ring abziehen.«
    »Cosmo, verschaffe mir diesen Ring zurück, und du stehst wieder in meiner Gunst.«
    »Nur in Eurer Gunst? Die Taufe meines jüngsten Neffen, die Geschenke, Ihr versteht, das Fest, alles so teuer…«
    Doch die Königin von Frankreich hatte bereits die Tür hinter sich zugeschlagen.

    Pfützen schimmerten auf dem Kopfsteinpflaster, und silbrige Wassertropfen hingen noch an den Bäumen, als Michel de Nostredame, der Seher von Salon, an die Haustür trat und die städtischen Würdenträger begrüßte, in deren Gesellschaft er zur Taufe von Sieur de Granvilles Sohn reisen

Weitere Kostenlose Bücher