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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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sich der Kammerdiener mit den Leibärzten beriet, wie die Ärzte sich untereinander berieten und der Kammerdiener den Ring an die linke Hand des Königs steckte und den Rubinring vom Ringfinger der anderen abzog. Der König hatte die Augen halb geschlossen und bewegte die Lippen. Einer der Leibärzte beugte sich tief zu ihm hinunter, damit er seine Worte aufnehmen konnte.
    »Was ist?« hörte sie einen anderen Arzt fragen.
    »Hat die Herzogin von Valentinois das versprochene Stärkungsmittel gebracht? Er fragt danach. Er sagt, daß er nur genesen kann, wenn sie anwesend ist.«
    »Ei, warum verspätet sie sich dann, schickt einen Pagen, daß er sie holt.«
    »Sie wartet bereits draußen«, sagte der Kammerdiener mit dem Rubinring. »Ich schicke sie sofort hinein.«
    Die kalten Augen der Herzogin funkelten triumphierend, als sie mit raschelnden seidenen Unterröcken ins Zimmer schritt und als sie die Hand streichelte, die der eigenartige kleine Goldring zierte.

    Wieder und wieder durchmaß die Königin die lange Galerie zwischen den Staatsgemächern und dem ovalen Hof in Fontainebleau. Regen prasselte an die hohen Fenster, und draußen, in der Ferne, verlor sich das Grollen eines abziehenden Gewitters. In ihrem Gefolge trippelten mehrere kleine weiße Schoßhündchen und zwei Zwerge in Maurentracht, die sich bemühten, sie mit albernen Spaßen aufzuheitern. Tagelang hatte sie sich über Kopfschmerzen und das Eingesperrtsein wegen des schlechten Wetters beklagt, doch wer ihr in die Augen sah, ahnte, daß sie von einer geheimen Wut verzehrt wurde. Diana von Poitiers regierte noch immer und ohne das leiseste Anzeichen eines Endes, nein, sie hatte sogar den ganzen Hof im kommenden Winter zu ausgefallenen Weihnachtsfestlichkeiten auf ihr prächtiges Schloß Anet eingeladen, so sicher war sie sich ihrer ungebrochenen Herrschaft. Der verschlagene Astrologe Cosmo Ruggieri hatte sich vorsichtshalber wegen eines Auftrags nach Lyon verzogen und war nicht auffindbar, und die Königin hatte ein halbes Dutzend Männer ihrer Leibgarde ausgesandt, die ihn aufspüren und zurückschleppen sollten. Die kleinen Hunde fingen jäh an zu bellen und zu toben, die Zwerge ließen von ihren Späßen ab, und die Königin lächelte rachsüchtig: Zwei Leibgardisten standen am Ende der vergoldeten, üppig dekorierten Galerie und hatten zwischen sich eine wohlbekannte Gestalt in schwarzem, etwas abgewetztem Leder. Cosmo stürzte auf sie zu und warf sich ihr zu Füßen, badete diese in Tränen und suhlte sich in melodramatischer Selbsterniedrigung. Nur mit Mühe unterdrückte die Florentinerin den mächtigen Drang, ihm einen Fußtritt zu versetzen.
    Seit mehreren Wochen spielte sie jetzt die Rolle der demütigen und zufriedenen Ehefrau, während Diana all ihre Schachzüge durchkreuzte. So ging es mit dem kleinen Anwesen, das sie vom König für den Ehemann einer ihrer Hofdamen erbeten hatte: Diana beanspruchte es beim König. Dann wurde die Königin der Schotten krank, dieser undankbare, vierzehnjährige Fratz, und als Katharina mit einer Liste unfehlbarer Hausarzneien an ihr Lager eilte, wies man sie aus dem Krankenzimmer, denn Diana war bereits mit zwei namhaften Leibärzten und einem Chirurgen dort, der sie nicht einmal, nein, gleich zweimal zur Ader gelassen hatte. Als sie eine Liste der für die Ausbildung des Dauphins unerläßlichen Fächer zusammengestellt hatte, mußte sie feststellen, daß Diana M. d'Humières bereits Anweisungen erteilt hatte, der Dauphin solle weniger lernen und zur körperlichen Ertüchtigung mehr Sport treiben.
    Und während die Dichter nicht aufhörten, Diana zu preisen, kämpfte die Königin gegen tausend Ärgernisse wie gegen einen Fliegenschwarm. Wie konnte man es wagen, ihre Söhne in den neuesten Flugblättern aus Paris als entartet zu bezeichnen! Vor einem Erben, der auf die Empfehlung eines Quacksalbers, eines Fruchtbarkeitsfachmannes während der Menstruation der Königin gezeugt worden war, war die Rede. Das wäre der Grund für seine Einfalt und seine hartnäckigen Schwären. Was für ein Unfug. Ihre Kinder waren vollkommen. Daraus sprachen nur Mißgunst und Bosheit, man mußte die Schreiber der Flugblätter ausfindig machen und hinrichten! Das einzige Problem mit ihrem Sohn François, dem Dauphin, war, daß seine Verlobte, die Königin von Schottland, ein Jahr älter und um einiges größer war als er. Ein verwöhntes Mädchen – und keck obendrein. Neben ihr kam er schlecht weg. Die üblichen

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