Die geheime Mission des Nostradamus
geheimnisvollen Zauberin.
»Cosmo, komm mir ja nicht auf die Idee, sie zu vergiften. Falls sie umgänglich ist, will ich dafür sorgen, daß sie in meiner Nähe bleibt, damit mir der Kopf ständig zur Verfügung steht und nicht in die falschen Hände gerät. Damit nimmt sie die Gefahren auf sich, die sein Besitz mit sich bringt, und niemand außer mir kommt in den Genuß, sich etwas von ihm zu wünschen. Ich will meinen Zauberkopf zurückhaben, aber wehe, du bringst sie um und er verflüchtigt sich möglicherweise für immer…« O je, dachte Cosmo, daran habe ich noch nicht gedacht. Ich müßte an Ort und Stelle sein, wenn ich sie töte…
»Sieh mir in die Augen, Cosmo, du Wurm. Ich kann deine Gedanken lesen, ist dir das klar? Spiel mir keinen Streich. Ich will diesen Kopf haben, sonst nehme ich mir deinen, und dann können wir sehen, wieviel deine Weissagung über meinen Tod wert ist. Ich kann mir andere Zauberer kommen lassen, die deine Kunst zunichte machen. Ei, vielleicht hebe ich deine Weissagung einfach mit meiner schönen neuen Zauberschatulle auf. Und jetzt benimm dich, sonst sperre ich dich ein und lasse dich so lange hungern, daß du dir wünschst, du wärst tot.«
»Erhabene, gnädige Königin, verzeiht Eurem elenden Diener«, stammelte er und ließ falsche Tränen rinnen, warf sich zu Boden und küßte den Saum ihres modischen Gewandes aus lila Taft und Samt. »Ich wollte Euch einen Gefallen tun, ach, seht meine übergroße Betrübnis und meine Leiden. Vergebt, vergebt!«
»Für Euch gibt es keine Vergebung, wenn Ihr den Saum meines Kleides befleckt, Cosmo. Schale Tränen, ich habe im Theater schon Besseres gesehen.«
»Dann vergebt Ihr mir; Ihr seid belustigt – ja, ich, Ruggieri der Jüngere, bin der elende Gegenstand Eurer Belustigung – welche Freude, daß mein erbärmlicher Zustand der erhabenen Königin einen Augenblick des Vergnügens bereitet hat, eine flüchtige Ablenkung von ihren schweren Pflichten…«
»Cosmo, Schluß jetzt. Ich weiß, was Ihr denkt, und es gefällt mir nicht. Damit Ihr mich recht versteht: Ich erwarte, daß Ihr höflich zu der neuen Zauberin seid, die ich zu Rate ziehen will, und keine Pülverchen verstreut – O ja, und auch keinen Todeszauber aussprecht.«
»Das kann ich ohnedies nicht«, knurrte er, »dagegen ist sie durch diesen Kopf gewappnet.«
»Mein Gott, tatsächlich? Was für ein Schatz! Mächtiger als meine Magensteine. Ja, ich schicke auf der Stelle meine Leibwache zu ihr, eine meiner vertrauenswürdigsten Damen soll sie begleiten. Oh, ich kann es kaum erwarten…«
Undankbar, dachte Ruggieri und sah der plumpen Gestalt nach, die aus der Dachkammer rauschte. Welch bitterer Lohn für all meine Treue, meine unendliche Hingabe…
Eine große, wuchtige Gestalt mit fettigem langem Haar und grauweißem Bart stand auf der Schwelle zu der kleinen Wohnung in der Rue de la Tisseranderie. Selbst Beatrice, die an den Anblick bedrohlicher Leute gewöhnt war, verspürte eine gewisse Beklemmung, als sie den finsteren einäugigen Mann sah.
»Euer Ehemann, ist er daheim?« fragte der Mann.
»Ei, augenblicklich nicht. Habt Ihr geschäftlich mit ihm zu tun?« fragte Beatrice, und der Gedanke schoß ihr durch den Kopf, der Mann könnte ein gedungener Mörder sein.
»Ich höre da drinnen eine Männerstimme«, sagte Villasse.
»Der – der Bruder meines Mannes. Ein Maler. Der Hofmaler.«
»Das habe ich nicht gewußt. Laßt mich ein, ich will auf ihn warten. Ich habe Geschäfte mit Eurem Mann zu besprechen. Wie ich höre, verkauft er etwas, das ich erwerben möchte.« Oh, die Erleichterung. Er will nicht ihn ermorden, dachte Beatrice, während er sich an ihr vorbeidrängte und auf dem besten Stuhl in ihrem kleinen Vorderzimmer Platz nahm.
»Möchtet Ihr ein Glas Wein trinken, während Ihr wartet?« fragte sie.
»Hier lieber nicht«, sagte Villasse mit einem höhnischen Auflachen. Er hatte den Raum flüchtig gemustert und sich gefragt, was die Zauberzeichen über dem Kamin zu bedeuten hatten, als Lorenzo, vollbeladen mit Päckchen, nach Hause kam.
»Maestro«, sagte Villasse, während Lorenzo seine Bürde ablegte und sich seinem Kunden zuwandte. »Maestro, wie ich höre, verkauft Ihr Vitriolöl.« Im Hinterzimmer hörte man einen Säugling plärren.
»Das und ein Dutzend weiterer Dinge. Ich nehme an, Ihr wollt Rache an einer Frau üben?«
»Woher wißt Ihr das?«
»Ganz einfach, weil jedermann dafür Vitriol haben will. Das Gesicht einer Frau – ist es nicht
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