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Die geheime Mission des Nostradamus

Titel: Die geheime Mission des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle Riley
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Berühmt und reich…«
    »Oder berüchtigt und tot«, knurrte der alte Buchhändler, als er Nicolas nachblickte, der auf die geschäftige schmale Straße trat.

    Wieder einmal stand Madame Gondi vor Ruggieris Dachkämmerchen Wache. Hinter der verschlossenen Tür lüftete der Zauberer schwungvoll ein Seidentuch, das einen langen, mit Flaschen vollgestellten Tisch unter dem Dachgesims bedeckte. Selbst um die Mittagszeit war es in dem kleinen Raum dunkel, und es roch nach Staub. Mehrere astrologische Karten waren aufs Geratewohl an die Wand geheftet, auf dem Kamin stand in Rot das magische Zeichen des Asmodeus geschrieben.
    »Meine Königin«, sprach der Magier, »ich habe weder Kosten noch Mühe gescheut, um diesen Schatz für Euch zu erwerben.« Mit verstohlener Gier musterte die Königin die versilberte Schatulle mit den seltsamen Verzierungen, die zwischen den anderen Gegenständen auf dem Tisch thronte, dann die boshafte, triumphierende Miene ihres Zauberers. Der Hauch eines Lächelns zuckte um ihren Mund.
    »Ihr meint, Ihr habt ihn der Zauberin gestohlen. Einfallsreich, Cosmo, einfallsreich. Sie dürfte keine nennenswerten Zauberkräfte besitzen, wenn Ihr sie so leicht überlisten konntet. Dann wird also nichts aus ihrem Versuch, sich meine Gunst zu erschleichen, und Ihr bleibt Sieger.«
    »Majestät, vor Euch läßt sich nichts verbergen. Ihr seid noch immer die brillanteste und scharfblickendste Frau des Königreiches.«
    »Aber jetzt werde ich auch die beliebteste. Macht den Kasten für mich auf, Cosmo.«
    »Eure Majestät muß ihn selbst öffnen, sonst funktioniert er nicht«, sagte der Zauberer und wandte den Blick ab, während sie am Verschluß nestelte.
    »Herr Jesus, es bewegt sich. Es lebt. O mein Gott! Was für ein grausiges Ding!« entfuhr es der Königin. Die spröden, pergamentenen Lippen des mumifizierten Kopfes bewegten sich, das Ding bleckte verfaulte, gelbe Zähne. Ein schrumpliges Lid hob sich, und ein glitzerndes, böses Auge, lebendig und leuchtend, wurde in der Tiefe der Augenhöhle sichtbar.
    »Ihr seid auch nicht gerade anziehend«, sagte der Kopf Menanders des Unsterblichen.
    »Cosmo – Cosmo, sagt ihm, was ich will«, hauchte Katharina von Medici, die sich in dieser Epoche ihres Lebens noch nicht so weit mit Schwarzer Magie eingelassen hatte, um angesichts des Entsetzlichen ungerührt zu bleiben. Die Resonanz eines schauerlichen, zittrigen Tons erfüllte den Raum, so als ob die Hölle selbst am Saum ihres Kleides und an ihren langen, glitzernden Ärmeln, ja, an ihrem Herzen zerrte.
    »Majestät, das müßt Ihr ihm selbst sagen und zuerst die Worte nachsprechen, die über dem Schloß des Kastens stehen.«
    »Ich will die Herzogin nicht töten, Cosmo, sie soll leben, damit sie meinen Triumph sehen kann. Ich will…« Doch da begann der Kasten zu schimmern, dann wurde er durchsichtig und wollte ganz entschwinden. »Meine Schatulle. Wohin verzieht sich mein Zauberkopf?« rief die Königin.
    »Ich wäre gern gefällig gewesen«, sagte der Kopf, während er langsam unsichtbar wurde, »aber dort, wohin ich gehöre, vermißt man mich bereits…«
    »Wo ist das?« schrie der Zauberer der Königin, entsetzt über das geheimnisvolle Verblassen seines Schatzes.
    »Sibille de la Roque besitzt mich, zumindest im Augenblick…«, flüsterte es aus dem Kasten, ehe er sich völlig in Luft auflöste.
    »Nun ja, Cosmo, wie sich zeigt, seid Ihr doch nicht so über alle Maßen schlau. Ich hätte wissen müssen, daß Ihr schlicht mißgünstig wart, als Ihr sagtet, ich solle den Zeitpunkt ihres Besuchs noch verschieben. Sie ist eine mächtigere Zauberin als Ihr, aber das sollte ich nicht herausfinden. Wahrscheinlich hat sie jeden Eurer Züge vorausgesehen und sich den Schatz stehlen lassen, um Euch, wie eben, bloßzustellen.« Cosmo Ruggieri erblaßte. Was sollte er tun? In die winzige Wohnung seines Bruders ziehen? Seine Feinde… er hatte so viele. Ohne die Protektion und Gönnerschaft der Königin war er ein toter Mann. Und alles war ihre Schuld. Wem zuliebe hatte er sich diese Feinde gemacht? Ohne sie hätte er eine angenehme kleine Praxis in guten Kreisen haben können, aber nein, er mußte Opfer ihrer Undankbarkeit werden. Oh, die Undankbarkeit der Mächtigen. Wie sie treue Diener wegen einer Modeerscheinung verstießen, wegen eines blöden Zaubertricks, wegen eines mumifizierten Kopfes, der reden konnte. Wahrscheinlich gewährte er ohnedies keine Wünsche. Alles Lug und Trug inszeniert von dieser

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