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Die geheime Reise

Titel: Die geheime Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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Hände berührten sich. Obwohl es warm war, waren Mischas Finger kalt.
Noaeh und O bogen nach links zur Cafeteria ab.
»Wir müssen noch zu Madame Nui«, sagte Taro, »und sehen euch dann später zur Generalprobe.«
Die weiß umrahmte Tür mit dem silbrigen Spinnennetz stand offen, und als die drei näher kamen, trat ihnen Madame Nui im Türrahmen entgegen.
Ein Geruch von würzigen Räucherstäbchen und schwerem, süßem Tabak schlug Wanja entgegen. Er war so stark, dass sie husten musste und froh war, dass Madame Nui die Wohnwagentür offen stehen ließ.
Der Wagen war größer als die anderen und alles darin war schwarz. Der Boden, die Wände, der breite Schrank, die schleierartigen Gardinen vor den Fenstern, das Bett, auf dem eine glänzende Decke lag – ja selbst die Rosen in der hohen, schmalen Vase auf dem runden Tisch neben der Tür. Doch als Madame Nui den Schrank öffnete, quoll ein Feuerwerk an Farben dahinter hervor. Schillerndes Grün, leuchtendes Rot, warmes Gelb, strahlendes Gold, schimmerndes Silber, nachtkühles Blau, schrilles Pink, blütenzartes Rosa – und das war nur der erste Eindruck.
Madame Nui griff mit sicherer Hand in den Schrank hinein und zog ein Kostüm hervor. Es sah aus wie ein Mantel, eisblau und schimmernd. Mit ihren langen, dürren Fingern winkte sie Mischa zu sich, streifte ihm die schwarze Cordjacke von den Schultern und schwang den blauen Mantel darüber. Auf der bodenlangen Mantelrückseite fand sich dasselbe pflanzenarmige Muster wieder, das auch Taros Trikot schmückte, nur nicht in Schwarz, sondern in tiefem Blau. Wie feine Adern durchzog es den Stoff, kroch von der schmalen Taille nach oben zu den ausgestellten Schultern, vorbei an dem breiten Kragen, den Madame Nui jetzt nach oben klappte, und weiter in einer feinen Linie über die langen, an den Händen spitz zulaufenden Ärmel.
»Voilà, Monsieur.« Madame Nui trat einen Schritt zurück. Sie neigte den Kopf und stützte das Kinn auf die Hand, als betrachte sie ein Meisterwerk. Zögernd drehte sich Mischa um. Wanja hielt den Atem an. Der Mantel machte etwas Seltsames mit Mischa. Er gab ihm den Anschein, als käme er aus einer fremden Welt, ferner und geheimnisvoller noch als die des Zirkus Anima. Als ob sich Mischa dessen bewusst war, umspielte für einen Augenblick ein Lächeln sein bis jetzt so düsteres Gesicht. Aber im selben Moment, in dem es Wanja auffiel, verschwand das Lächeln schon wieder. Mischa drehte unbehaglich den Kopf zur Seite. Mit einem Male sah er aus, als wolle er sich den Mantel am liebsten von den Schultern reißen.
»Du musst den Mantel heute nicht tragen«, sagte Taro. »Es war nur zur Probe, um zu sehen, ob er passt.«
Madame Nui nickte und Wanja hakte hinter ihrem Rücken unruhig die Finger ineinander, weil Mischa nicht reagierte. Endlich murmelte er etwas Unverständliches, knöpfte sich dann hastig den Mantel auf, legte ihn über den schwarz lackierten Stuhl an seiner Seite und verließ den Wagen.
Taro nickte Madame Nui zu. Sie lächelte ihr dünnes Lächeln, wandte sich wieder zum Schrank und zog das nächste Kostüm heraus. Es war ein leuchtend rotes Trikot mit schwarzem Pflanzenmuster, genau wie Taro es auch trug.
»Und dazu gehört – voilà!« Madame Nui breitete einen Umhang vor Wanja aus. Er bestand aus unzähligen Federn, winzig und rot, zwischen denen feine Drähte gespannt waren. Nur die Federn an den Rändern waren schwarz; ein feiner, dunkler Saum. Als Wanja die Arme hineinsteckte, stellte sie voller Staunen fest, dass der Umhang die Form von Flügeln hatte. Ganz leicht war er, sie fühlte kaum, dass sie ihn trug. Aber als sie die Arme hob, fächerten sich die Flügel auf und für einen verrückten Augenblick hatte Wanja das Gefühl, als höben ihre Füße vom Boden ab.
»Isch ’abe es für die ’erren der Lüfte geschaffen«, lächelte Madame Nui. »Taro bekommt den gleichen Um’ang. Ihr tragt ihn aber nur für den Aufstieg aufs Trapez, dann legt ihr ihn ab.«
Taro schaute Wanja an. »Du siehst wunderschön aus.«
Wanja hob noch einmal die Arme. Es rauschte leise und plötzlich durchfuhr sie der Gedanke an den schwarzen Vogel. Erschrocken ließ sie die Arme sinken.
Taro ging zur Tür. »Ich geh schon vor und seh nach Mischa. Probier das Trikot noch an und triff uns dann in der Cafeteria.«
Das Trikot schmiegte sich an Wanjas Körper wie eine zweite Haut. Madame Nui machte ein äußerst zufriedenes Gesicht, während Wanja sich vor dem schwarz umrandeten Wandspiegel drehte.
»Du

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