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Die geheime Reise

Titel: Die geheime Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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wirst einmal eine sehr schöne Frau sein«, bemerkte sie mit ihrer dünnen Stimme. »Der Mann, dessen Seite du eines Tages schmückst, ist zu beneiden.«
    In der Cafeteria waren die Tische zusammengestellt, wie an ihrem erstem Besuchstag. Mischa saß ganz außen, neben Taro. Auf der anderen Seite war ein Platz für Wanja frei und hinter Sulana kam jetzt auch Madame Nui dazu. Baba erhob sich von seinem Platz am Ende der Tafel, schob den blauen Turban auf seinem Kopf zurecht und räusperte sich, während am anderen Ende Thyra die Augen verdrehte und ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch trommelte. Aber der kleine Mann ließ sich davon nicht beirren. »Meine Lieben. Einmal wieder ist es so weit. Wir kommen zusammen und unsere einzelnen Stücke, für die ihr alle gewissenhaft geprobt habt, verbinden sich zu einem Ganzen. Zu einem phantastischen Ganzen, für das«, er strahlte in Taros Richtung, »unsere verehrten Ehrengäste der Auftakt sein werden. Wanja und Mischa, wisst ihr noch, wie es anfängt?«
    »Ja.«
    Die Antwort war von Mischa gekommen. Sein Gesicht sah im hellen Sonnenlicht noch schrecklicher aus. Allen war es bewusst, das spürte Wanja. Doch es war kein peinliches Schweigen wie bei Menschen, die so tun, als bemerkten sie eine unangenehme Sache nicht, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. In dem Schweigen um das, was mit Mischa geschehen war, lagen Mitgefühl und tiefer Respekt.
    »Ausgezeichnet«, fuhr Baba fort, »der Koffer für die Vorstellung ist nämlich noch in Vorbereitung. Es wird ein wahres Meisterwerk, so viel kann ich schon verheißen. Doch wir werden ihn für die Generalprobe nicht einsetzen können, denn das gute Stück wird erst zur Abschlussaufführung fertig sein. Daher schlage ich vor, dass ihr euren Anfang noch einmal im Geiste durchgeht und für das nächste Mal gut im Kopf behaltet. Für heute beginnen wir mit den Auftritten. Ihr wisst alle, wann ihr dran seid? Wer vor und wer nach euch auftritt?« Baba blickte erwartungsvoll in die Runde.
    Allgemeines Nicken war die Antwort.
»KANN ES JETZT ENDLICH LOSGEHEN, ZWERG?«, polterte Thyra, so laut, dass Reimundo neben ihr erschrocken zusammenfuhr. Baba schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Es kann, geliebte Riesin, es kann. Also dann, meine verehrten Artisten. Auf mit euch – in die Manege.«
»Unser Auftritt beginnt mit meinem Solo«, erinnerte Taro Wanja auf dem Weg in die Manege. »Wir steigen zusammen auf dein Trapez nach oben. Da wartest du, bis ich mit meinem Teil fertig bin. Als Letztes kommt mein Salto, dann gehe ich drüben auf dem Trapez in Stellung. Wenn ich in die Hände klatsche, ist das dein Zeichen.« Wanja nickte und drehte sich zu Pati Tatü herum. Sie standen jetzt hinter dem Vorhang und der Artist schob sein Einrad an ihnen vorbei in die Manege. Heute trug er einen langen Regenbogenumhang, wie ein Schleier wehte er hinter ihm her. Mischa war mit O und Noaeh auf den Balkon gegangen, ein lauter Trommelwirbel kündete den Beginn der Vorführung an.
Wanja lugte durch den Vorhang. Pati Tatü hüpfte auf seinem Einrad kleine Treppen hoch und runter, bediente mit Händen statt Füßen die Pedale, balancierte jonglierend über die kleine Holzwippe und landete schließlich mit einem unvermittelten Sprung auf der Rampe vor der Ehrenloge. Dort wirbelte Pati sein Einrad um 180 Grad herum, fuhr einmal um die Manege, verbeugte sich vor dem imaginären Publikum und kam, den Sattel des Einrades auf dem Kopf balancierend, zurück nach draußen. Wanja, die bei der letzten Probe nur einen kleinen Ausschnitt dieser Nummer gesehen hatte, nickte ihm bewundernd zu.
Pati hob das Einrad von seinem Kopf herunter und grinste von einem Ohr zum anderen. Er küsste Wanjas Hand, dann machte er dem ganz in Schwarz gekleideten Reimundo den Weg zur Manege frei. Fünf Masken zog der traurige Clown aus einem dunklen Sack hervor und mit jeder von ihnen wurde er zu einer neuen Figur. Reimundo schlich, schlurfte, tänzelte, hüpfte, eilte und schlenderte durch die Manege, mal einem fröhlichen Kind, mal einem eiligen Erwachsenen, mal einem müden Greis gleich. Mit jeder Maske wechselte auch die Musik.
Währenddessen rollten Thrym und Thyra drei Felskugeln vor den Vorhang. Die beiden trugen Kostüme aus unzähligen, aneinander festgehakten Plättchen. Sie schimmerten wie Kupfer oder Messing und die winzigen Drähte, die sie miteinander verbanden, glänzten golden. Oben aus der Kopfbedeckung, helmartigen Gebilden aus demselben Material wie die

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