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Die geheime Reise

Titel: Die geheime Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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einen solchen Urlaub von ihrem Vater geboten bekämen. Und was machst du? Widerworte, nichts als Widerworte, es ist einfach unerträglich mit dir!«
    »Nun lass sie doch, Eberhardt«, sagte Brittas Mutter leise, als Alina jetzt wirklich die Tränen aus den Augen kullerten. Britta verkündete mit ihrem lieblichsten Lächeln, dass sie jedenfalls  sehr  froh und dankbar für diesen Urlaub sei, und Wanja beobachtete den Minutenzeiger der chromfarbenen Küchenuhr. Er kippte auf zehn nach zwei, und das bedeutete, in zwanzig Minuten konnte sie endlich gehen.
    Sie hatte Britta und ihren Eltern erzählt, dass sie Jo heute Nachmittag vom Büro abholen würde, um mit ihr zu Ikea zu fahren. Ganz geschwindelt hatte Wanja damit nicht, Jo wollte wirklich zu Ikea – allerdings allein.
    Als Wanja ihr Fahrrad vor der Kunsthalle abschloss, war Mischa schon da. Er stand oben an der Eingangstreppe, die schwarze Jacke über der Schulter, und wenn er Wanjas plötzliche Scheu teilte, dann zeigte er es nicht.
    Mit ausdrucksloser Mine sah er ihr entgegen und schüttelte auf ihre Frage, ob er eine Nachricht bekommen hätte, nur den Kopf.
    »Was willst du dann hier?«, fragte Wanja. »Einfach noch mal durch die Tür gehen und nach den Bildern schauen?«
    Mischa nickte und Wanja dachte, dass sie genau dasselbe vorgehabt hatte, eigentlich schon am Wochenende. Aber etwas hatte sie zurückgehalten, vielleicht die unbewusste Angst, nichts zu finden. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie sich nach dem Heraustreten nicht mehr nach der roten Tür umgedreht hatte. Sie hatte sie nicht mal hinter sich geschlossen, obwohl sie die Letzte gewesen war.
    Jeden zweiten Montag im Monat hatten Kinder und Jugendliche in der Kunsthalle freien Eintritt, und als Wanja hinter Mischa die große Eingangshalle betrat, musste sie grinsen. In der Halle stand noch immer das Lebenswerk von Jan Boisen und eine junge Erzieherin versuchte verzweifelt eine Horde von ungefähr 20 Kindergartenkindern davon abzuhalten, in die umgekippte Badewanne hineinzuklettern, während ihr älterer Kollege geduldig das Geschimpfe der turmhaarigen Aufseherin auf sich herabhageln ließ.
    Bis auf den Tumult am Eingang war in der Kunsthalle heute nichts los. Groß und leer waren die Räume, durch die sie gingen, und still war es, so still, als hielten selbst die Bilder an den Wänden einen Mittagsschlaf.
    Als sie die Abteilung »Alte Meister« betraten, spürte Wanja ihr Herz schneller schlagen, schneller und lauter, mit jedem Schritt, bis es in der Nische, in die sie wenige Tage zuvor dem dunkelhäutigen Mädchen gefolgt war, einen Schlag lang aussetzte.
    Die rote Tür war weg.
    Wanja packte Mischa am Arm. »Was soll das, kapierst du das?«
Mischa zuckte nur mit den Schultern.
»Aber die Tür war doch hier, oder etwa nicht?« Obwohl sie insgeheim damit gerechnet hatte, war Wanja plötzlich völlig außer sich. »Natürlich war sie hier, ich weiß genau, dass es diese Nische war.«
»War es auch.«
Wanja horchte auf. Die Worte kamen nicht von Mischa. Sie kamen von dem schlaksigen Jungen mit den Segelohren, der jetzt zu ihnen in die Nische trat.
»Ich bin schon zum dritten Mal hier«, fuhr er fort und strich sich mit langen Fingern durch das glatte blonde Haar. »Aber die Tür ist wie vom Erdboden verschluckt.«
Wanja lehnte sich an die leere Stelle, wo die rote Tür gewesen war, und starrte auf den grauen Boden. Der schlaksige Junge fischte eine Packung Kaugummis aus seiner Hosentasche, schob sich einen davon in den Mund und hielt Mischa und Wanja die Packung hin. Mischa lehnte ab, Wanja nahm sich einen. »Wie soll es denn jetzt weitergehen?«, fragte sie verzweifelt.
»Die alte Frau hat doch gesagt, es würde weitergehen«, beruhigte sie der Junge. »Vielleicht erscheint die Tür ja immer nur dann, wenn wir eingeladen werden. Ich habe sie jedenfalls auch früher nie gesehen und ich bin schon ein paar Mal hier gewesen.«
Wanja nickte langsam und hoffte inständig, dass der Junge mit seiner Vermutung Recht hatte.
»Welches Bild hast du dir denn ausgesucht?«, fragte sie, als sie mit den beiden anderen wieder aus der Nische herausgetreten war.
Auf dem kantigen Gesicht des Jungen erschien ein breites Lächeln. »Den Mönch. Ich hab den Mönch genommen oder vielmehr der Mönch hat mich genommen. Ich konnte gar nichts dagegen tun. Als ich vor seinem Bild stand, hatte ich das Gefühl, mich zieht es zu ihm rein, ich hätte gar nichts machen können, es war echt unglaublich.«
Wanja nickte wieder. Genauso

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