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Die geheime Reise

Titel: Die geheime Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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es klang trocken und bitter. »Mein Alter ist Politiker und bald wird die ganze Stadt mit seiner dämlichen Visage voll gepflastert sein.«
Sie waren am Fuß der Treppe angelangt, und obwohl Wanja den Gedanken, der ihr vorhin so plötzlich in den Kopf geschossen war, absurd gefunden hatte, machte sich jetzt Enttäuschung in ihr breit.
»Ich kenne meinen Vater nicht«, sagte sie leise, als sie zwischen den beiden Jungen ins Freie trat.
»Sei froh«, meinte Alex. Er spuckte seinen Kaugummi auf die Straße und drehte sich noch einmal zu den beiden um. »Ich muss los. Hoffe, wir sehen uns bald wieder.« Grinsend fügte er hinzu. »Haltet eure Augen und Ohren offen, was nächtliche Radiomeldungen und rote Rahmen betrifft.«
Mit diesen Worten stakste er davon, mit langen und gleichzeitig langsamen Schritten. Die Arme schlackerten ihm an den Seiten, als hätte sie jemand falsch angenäht.
Mischa ging auf sein Fahrrad zu. Es stand neben Wanjas blauem Mountainbike und war ihr schon vorher aufgefallen, weil es so heruntergekommen und verrostet war, dass man es im Grunde nicht hätte abschließen müssen.
»Hey, warte mal!« Wanja lief ihm nach, sein Verhalten machte sie wütend. »Wieso lädst du mich eigentlich ein, dich hier zu treffen, wenn du doch kein Wort mit mir redest?«
Mischa, der sich über sein Fahrradschloss gebeugt hatte, sah zu ihr auf. Zum ersten Mal spiegelte sich in seinem Gesicht so etwas wie Unsicherheit.
»Ich mein das nicht so«, murmelte er, während er an dem rostigen Schloss herumriss. »Ich red halt nicht gern, das ist alles.«
»Wo musst du denn lang?« Wanja beugte sich ebenfalls über ihr Fahrrad, um es aufzuschließen.
»Da lang.« Mischa trat gegen das Schloss, das dadurch aufschnappte, und deutete mit dem Kopf nach rechts. »Und du?«
»Auch.« Wanja hängte sich ihre Schlüsselkette um den Hals. Jo hatte sie ihr mitgebracht, zusammen mit dem neuen Haustürschlüssel, dessen Herstellung sie ihr doch nicht vom Taschengeld abgezogen hatte.
Nachdem sie ihre Räder eine Weile lang wortlos nebeneinander hergeschoben hatten, drehte Wanja sich zu Mischa um.
»Wieso hast du vorhin eigentlich der  Musiker  gesagt, als Alex nach deinem Bild gefragt hat?«
Mischa schob sein Fahrrad an einer zerplatzten Glasflasche vorbei und entgegnete: »Weil Taro für mich ein Musiker ist.«
Wanja musste an Mischas Gesicht denken, an die Sehnsucht in seinen Augen, als Taro gespielt hatte, in der Manege und später am Tisch auf der Trommel. Auch Wanja hatte die Musik bewegt, vor allem Taros Stück in der Manege. Aber bei Mischa war es ihr erschienen, als hätte die Musik von seinem ganzen Wesen Besitz ergriffen, während sie von Taros Nummer auf dem Trapez am stärksten berührt worden war.
»Wieso hast du das mit der Musik denn schon auf dem Bild gesehen?«, fragte sie mit gerunzelter Stirn. »Auf dem Bild saß Taro doch auf dem Trapez. Da war doch gar kein Instrument.«
»Seine Augen«, sagte Mischa und wieder nahm Wanja dieses Beben in seiner Stimme wahr. »Die Musik war in seinen Augen.«
Die Fußgängerampel vor ihnen sprang auf Rot, auf der gegenüberliegenden Seite hielt ein erschrockener Vater seinen kleinen Sohn am Ärmel fest. Der Kleine wollte sich losreißen, aber sein Vater zog ihn an sich und nahm ihn auf den Arm. Liebevoll sah sein Gesicht aus, als er zu dem Jungen sprach, und auf seinen Lippen machte sich ein zärtliches Lächeln breit, als der Kleine plötzlich die Arme um ihn schlang und den Kopf auf seine Schultern legte. Wanja fühlte ein Stechen in ihrer Brust.
»Und du?« Mischa fixierte die Ampel. »Wieso hast du das Bild genommen?«
Wanja angelte nachdenklich nach ihrer Haarsträhne. »Es war, wie Alex vorhin sagte. Ich konnte gar nichts dagegen tun. Da war … ich weiß auch nicht, eine solche Sehnsucht irgendwie, als hätte ich jemanden gefunden, nach dem ich immer gesucht habe. Das klingt blöd, ich weiß –«
Die Ampel sprang auf Grün, Wanja brach ab und schämte sich plötzlich für das, was sie gesagt hatte, aber Mischa neben ihr blieb ruhig, nur sein Fahrrad klapperte beim Schieben.
»Du magst Musik, nicht wahr?«, fragte Wanja, als die beiden auf der anderen Straßenseite angelangt waren.
Mischa zuckte mit den Achseln. »Kann schon sein«, erwiderte er.
Wanja wusste nicht, was sie weiter sagen oder fragen sollte. Warum war Mischa nur so verdammt in sich gekehrt? Und warum fühlte sie sich trotzdem zu ihm hingezogen?
»Ich muss hier links«, sagte sie an der Straßenecke und fügte

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