Die geheime Sammlung
Mr.Mauskopf Marc persönlich und hatte ihn für diesen Job empfohlen. Er hatte sogar gesagt, er sei mit Marcs Onkel befreundet. Wenn es an Marc irgendetwas Verdächtiges gäbe, würde Mr.Mauskopf bestimmt mehr darüber wissen als ich. Und außerdem: Hier stand
Marc Merritt
und bat
mich
um einen Gefallen! Wie hätte ich da nein sagen können?
»Danke, Elizabeth.« Marc eilte davon.
Ein paar Schränke später fand ich ein schreckliches Durcheinander in einem Abschnitt mit Gamaschen und Beinschonern. Ich fing an, sie zu sortieren, wurde aber nicht schlau aus der Dokumentation. Also schluckte ich meinen Stolz herunter und fragte Aaron.
»Das ist ziemlich schlimm«, sagte er. »Sieht aus wie das Zimmer meines Bruders, wenn er seine Turnschuhe nicht finden kann. Lass uns dieses Tohuwabohu nach vorn bringen und bei besserem Licht sortieren.« Er stapelte das Kleidungsgewirr auf einem Handwagen und schob ihn in den Arbeitsbereich bei den Aufzügen.
»Versuch die Etiketten für diese Dinger zu finden«, sagte er. »Ich werde ermitteln, wer sie zuletzt entnommen hat.« Er begann, die Karten im Ausleihfach durchzublättern, und schnaubte. »Dachte ich’s mir doch!«
»Was?«, fragte ich.
»Die letzte Anfrage nach II T&G 391 . 4636 B 37 wurde von MM , Marc Merritt, bearbeitet. II T&G 391 . 413 A 44 genauso.«
»Das bedeutet nicht, dass er sie falsch zurückgelegt hat«, betonte ich. »Sie könnten Wochen später zurückgebracht worden sein.«
»Wurden sie aber nicht. Sie wurden am gleichen Tag zurückgebracht.«
»Kann man erkennen, wer sie wieder einsortiert hat?«
»Nein, das zeichnen wir nicht auf.«
»Wieso nimmst du dann an, dass es Marc war?«
»Wieso nimmst du an, dass er es nicht war? Er war am selben Tag in diesem Magazin.«
»Jemand anders könnte bei ihm gewesen sein.«
»Könnte. Es gibt allerdings keinen Nachweis dafür.«
»Es gibt auch keinen Beweis dafür, dass es nicht so war. Und außerdem könnte auch später jemand den Kram durcheinandergebracht haben. Wer weiß schon, wann das passiert ist? Vielleicht war es die Pagin, die gefeuert wurde.«
»Ein Beweis bleibt ein Beweis.«
»Was hast du gegen Marc?«
»Gegen ihn selbst habe ich nichts. Ich verstehe nur einfach nicht, wieso jeder bei seinem Anblick dahinschmilzt, nur weil er ein Basketball-Star ist. Es ist so, als könntest du nicht glauben, dass er etwas falsch machen kann. Ihr alle ignoriert seine konfuse Art.« Aaron war eindeutig aufgebracht.
Nun, das war ich auch. »Welche konfuse Art? Und wer ist alle? Du meinst Anjali?«
»Nein, ich meine alle! Ihr Mädchen seid am schlimmsten, aber die Bibliothekare sind fast genauso schlimm. Ich mag es nicht, wie er immer um das Grimm-Sammelsurium herumschleicht.«
»Nein?«, fragte ich. »Was ist denn in dem Grimm-Sammelsurium?«
Aaron sah mich nun noch aufgebrachter an. »Vergiss, dass ich das gesagt habe!«, blaffte er dann. »Ich hätte meinen Mund halten sollen. Jetzt mache ich erst mal meine Pause. Lass den Kram hier. Ich besorge einen Bibliothekar, der sich das anschaut.«
Und dann stolzierte er durch die Feuertür hinaus.
Ich dachte über das nach, was er gesagt hatte. Die Angelegenheit mit Marc und den Schuhen war tatsächlich irgendwie konfus. Und wenn Marc die Schuhe achtlos ohne Bestellzettel ausgeliehen hatte, könnte er dann nicht auch einfach die Gamaschen und Beinschützer achtlos zurückgeworfen haben?
Andererseits hatte er die geliehenen Schuhe sofort zurückgebracht, was ziemlich verantwortungsbewusst von ihm war. Es ging wohl eher nur um Aarons Eifersucht. Das war verständlich, wie ich fand. Wäre ich ein Junge, ich wäre auch neidisch auf Marc. Dumm war nur: Ich wusste noch immer nicht, was dieses Grimm-Sammelsurium war – und erst recht nicht, wieso es Aaron so aufregte.
Die Feuertür öffnete sich, und eine Bibliothekarin, die ich nicht kannte, kam herein: groß, dünn, mit Brille und Dutt – ganz so wie aus dem Bilderbuch. Sie war die erste Bibliothekarin, die ich traf, die auch so aussah.
»Du bist Elizabeth? Ich bin Lucy Minnian«, stellte sie sich vor. »Aaron sagte mir, ihr müsstet ein Durcheinander ordnen.«
»Ja, ich habe die Fächer gesäubert und das hier gefunden.«
Sie inspizierte das Bündel, stocherte im Gewirr herum und pfiff dann leise. »Ich schicke besser Lee nach unten«, sagte sie dann und ging hinaus.
Nach einer Weile stieß Dr.Rust tatsächlich hinzu. »Wo liegt das Problem?«
»Ich habe diesen ganzen falsch abgelegten Kram
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