Die geheime Waffe
ein Blatt Papier gefunden, das in seinem Schreibtisch nach hinten gerutscht und an der Rückwand hängen geblieben ist. Es war die Konstruktionszeichnung eines Einzelteils des SG21. Gans muss diese Zeichnung aus dem Gedächtnis heraus angefertigt haben. Wenn ihm das bei allen Teilen gelungen ist, hat er das Gewehr ohne Probleme nachbauen können.«
Torsten stieß einen Fluch aus. »Ich hatte den Schreibtisch selbst untersucht, aber wohl nicht gründlich genug, sonst hätte ich die Zeichnung finden müssen.«
»Machen Sie sich deswegen keine Gedanken, Renk. Sie hätten den Schreibtisch schon zerlegen müssen, um an diese Skizze zu kommen.« Major Wagner rieb sich über die Stirn, schob Petra beiseite und setzte sich selbst vor die Kamera. »Zu Sedersen: Der Mann kauft Fabriken ein, um sie wieder in Schwung zu bringen und dann mit Profit weiterzuverkaufen. Doch genau das hat er bei der Waffenfabrik in Suhl nicht getan. Er hat sogar die Produktion herunterfahren lassen, um sich ganz auf die Fertigung der Prototypen unseres Supergewehrs zu konzentrieren. Das muss einem doch zu denken geben. Was meinen Sie, Renk?«
Torsten nickte, fand aber noch einen Haken. »Das passt nicht zusammen. Man kopiert keine geheime Waffe, nur um ein paar Leute damit zu erschießen.«
»Wir haben noch keinen Beweis, dass Sedersen dahintersteckt, aber Frau Waitls Berechnungen nach ist davon auszugehen. Weshalb die Waffe dann auf diese Weise verwendet worden ist, darüber können wir nur Vermutungen anstellen. Sicher ist jedoch, dass sich der Kreis um Themel und Sedersen mit den Urteilen der Gerichte beschäftigt hat. Am Ende von Themels Liste haben wir einen ausradierten Eintrag gefunden und wiederherstellen können. Dort hat der Mann etwas von den Hütern der Gerechtigkeit geschrieben, die alle auf dieser Liste der ihnen gebührenden Strafe zuführen würden.«
»Wahrscheinlich haben diese fünf Männer sich als Geheimbund
gesehen, der Todesurteile gegen Menschen verhängen wollte, die es ihrer Meinung nach verdient hatten«, setzte Petra hinzu.
»Und wer hat die Urteile vollstreckt?«, wollte Torsten wissen.
Petra breitete die Hände aus, um zu zeigen, dass sie nur Vermutungen liefern konnte. »Da haben wir drei Männer zur Auswahl. Der Erste ist Sedersen selbst. Die Tatsache, dass er das Gewehr für diesen Zweck zur Verfügung gestellt hat, spricht dafür. Ein weiterer Kandidat ist Igor Rechmann, ein früherer Hauptfeldwebel bei der Bundeswehr, der jetzt Sedersens Leibwächter spielt. Rechmann hat übrigens immer noch Kontakt zu verschiedenen Stellen bei der Bundeswehr, und das führt uns noch zu einem anderen Aspekt. Zunächst aber will ich bei diesem Thema bleiben. Ein weiterer Verdächtiger ist ein Kleinkrimineller namens Karl Jasten, der ebenfalls für Sedersen arbeitet. Auch ihm wäre zuzutrauen, den Henker für diese Hüter der Gerechtigkeit gespielt zu haben.«
Sie langte mit der Rechten aus dem Bereich hinaus, der von der Kamera erfasst wurde, und hielt sich dann an ihrer voluminösen Kaffeetasse fest. Ein bedauernder Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Leer. Dabei brauche ich jetzt dringend eine Koffeinspritze.«
»Ich hole Ihnen welchen! Informieren Sie die beiden vor Ort bitte weiter.« Wagner verließ das Zimmer, während Torsten die Schultern straffte, als erwarte er eine unmittelbare Bedrohung.
»Was heißt hier vor Ort?«
Petra hob die Hand. »Alles der Reihe nach. Jetzt sind wir erst einmal bei dem Punkt, dass Sedersen das SG21 nachbauen ließ und diese Waffe anschließend zur Exekution der Leute auf Themels Todesliste verwendet wurde. Allerdings wurde auch die Millionärsgattin Nicole Kaffenberger mit diesem Gewehr erschossen, obwohl sie nicht auf der Liste stand.«
»Du solltest dich kürzer fassen. Ich habe keine Lust, Rätsel zu raten«, warf Torsten verärgert ein.
»Das ist kein Rätsel«, antwortete Petra lächelnd. »Nicole Kaffenberger war die Ehefrau des Industriellen Caj Kaffenberger, eines engen Geschäftspartners von Sedersen. Kaffenberger wird übrigens nachgesagt, die rechte Szene in Deutschland mit Geld und Material zu unterstützen. Rechmann selbst soll, bevor er zu Sedersen gekommen ist, einer freien Kameradschaft angehört haben. Klingelt es jetzt bei dir?«
»Nicht im Geringsten«, gab Torsten zu.
»Denk daran, wie die Neonazis Suhl terrorisiert haben. Während dieses Krawalls wurde Sedersens Firma angezündet, und mindestens sechs Leute wurden darin umgebracht. Hältst du das für einen
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