Die geheime Waffe
hatte Wagner seine Worte anders gemeint, als Petra sie auffasste, aber er sagte nichts, sondern ging, um die Bestellung aufzugeben. Unterdessen erklärte Petra, was Henriette
und Torsten bei ihren nächsten Aktionen alles bedenken sollten.
Die beiden hörten ihr aufmerksam zu und sahen sich dabei mehrfach an. Um Henriettes Lippen lag dabei ein so entschlossener Zug, dass Torsten insgeheim lächelte. Um sie brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Wie zäh die junge Frau war, hatte sie bereits bewiesen. Er kannte etliche Kollegen, die nicht im Hafenbecken geblieben wären, als der Containerfrachter auftauchte.
Henriette beobachtete ihren Kollegen ebenfalls. Der harte Ausdruck um seine hellblauen Augen versprach ihren Gegnern nichts Gutes. Nach all dem Herumtappen im Nebel sah er zum ersten Mal eine deutliche Spur vor sich und würde dieser wie ein Jagdhund folgen. Sie selbst war bereit, das Ihre zu tun, um dieser Mörderbande das Handwerk zu legen. Die Salben, mit denen er ihre Abschürfungen und blauen Flecken behandelt hatte, wirkten bereits, und sie war sicher, spätestens in zwei Tagen wieder voll und ganz einsatzfähig zu sein. Und wenn es sein musste, auch eher.
SECHS
D iesmal hatte Geerd Sedersen seine engsten Verbündeten und Helfer zur Beratung versammelt. Neben Eegendonk und Zwengel waren Rechmann, Jasten und Kaffenberger anwesend. Selbst Lutz Dunker, der immer mehr in die Rolle von Rechmanns Stellvertreter bei Sedersens Leibgarde hineinwuchs, durfte teilnehmen.
Jef van der Bovenkant befand sich ebenfalls im Raum, wenn auch nur als Kellner. Nachdem jeder sein Getränk erhalten hatte, saß der junge Flame neben der Tür und lauschte, während er scheinbar vor sich hindöste.
»Zum Wohl!« Sedersen hob seinen Cognacschwenker und stieß mit Kaffenberger, Zwengel und Eegendonk an, während er Rechmann und Dunker, die sich Bier hatten einschenken lassen, nur kurz das Glas entgegenhielt. »Es ist gut, dass wir heute alle zusammenkommen konnten, denn es gibt einiges zu besprechen.«
»Da haben Sie verdammt recht, Sedersen. Mit dem Mord an der flämischen Familie haben Sie die Leute so verschreckt, dass ich Mühe habe, genügend Männer für unsere nächste Aktion zusammenzubringen. Wir wollen den Markt in Sint-Genesius-Rode stürmen und die wallonischen Händler, die sich dort immer noch breitmachen, zum Teufel jagen. Aber dafür brauche ich mindestens zwei- bis dreitausend Aktivisten.«
Zwengel gab sich keine Mühe, seinen Frust zu verbergen, und setzte seine Tirade fort. »Ich habe Sie gewarnt, Belgien über Ihren deutschen Kamm zu scheren, doch Sie wollten nicht auf mich hören. Die flämische Bevölkerung ist schockiert und denkt nicht daran, genügend Hass auf die verdammten Wallonen zu entwickeln.«
Sedersen lachte spöttisch auf. »Sie haben eines vergessen, meine Herren. Einen Sieg erreicht man nicht durch zögerliches Handeln, sondern nur durch entschlossenes Durchgreifen. Und das werden wir jetzt tun!«
»Was haben Sie denn nun schon wieder vor?«, fragte Zwengel.
»Das Haupthindernis für eine erfolgreiche Sezession ist der König. Also werden wir ihn ausschalten.«
Der Flame starrte Sedersen aus weit aufgerissenen Augen an. »Sie wollen Albert II. umbringen? Das können Sie nicht tun!« Zwengel schlug unbewusst das Kreuz.
»Und warum nicht?«, fragte Sedersen schneidend. »Dieser alte Knacker ist die letzte Klammer, die den morschen Staat hier zusammenhält. Sobald er tot ist, werden die Flamen ihren eigenen Weg gehen und die Wallonen ebenso.«
»Das ist Unsinn! Wenn Albert II. tot ist, tritt sein Sohn Filip an seine Stelle, und wir haben um keinen Deut gewonnen, sondern nur noch mehr Rückhalt in der Bevölkerung verloren«, erklärte Zwengel mit Nachdruck.
»Dann muss Filip ebenfalls ins Gras beißen.« Sedersen war nicht bereit, sich von den Sentimentalitäten des Flamen beeindrucken zu lassen. Er hatte den König im Geist bereits zum Tode verurteilt, und er wollte dieses Urteil mit seinem Wundergewehr vollstrecken.
Zwengel nickte zögernd. »Vielleicht haben Sie recht, und der Staat bricht nach König Alberts Tod tatsächlich auseinander. Nur wird uns das in der jetzigen Situation nicht allzu viel bringen. Mein Freikorps ist noch zu klein und nicht einsatzbereit, und die anderen Parteien, die über die Mehrheit im Parlament von Flandern verfügen, werden sich diese auch weiterhin sichern. Im Kampf um die Macht sind sie für uns größere Feinde als die Wallonen.«
Dieses Argument
Weitere Kostenlose Bücher