Die geheime Waffe
konnte Sedersen nicht wegschieben. Er kaute auf seinen Lippen herum und sah Rechmann an, der die bisherige Diskussion sichtlich belustigt verfolgt hatte. »Was meinen Sie? Ist diese Sache aus der Welt zu schaffen?«
»Natürlich! Es müssen eben noch mehr Köpfe rollen.« Rechmann deutete einen Schuss mit einem Gewehr an, eine Geste, die nur Sedersen und Jasten verstanden, da die andern nichts von dem weit tragenden Scharfschützengewehr 21 wussten.
Zwengel wiegte besorgt den Kopf. »Nach allem, was letztens passiert sind, kommt niemand mehr nahe genug an den König oder dessen Familie heran, um einen sicheren Schuss riskieren zu können. Und falls er es doch schafft, hat er keine Chance, unbemerkt zu entkommen. Wenn dazu noch bekannt wird, dass ein Flame der Attentäter ist, haben wir alles verloren. Dann nehmen nicht einmal mehr die Aktivisten der Vlaams Fuist ein Stück Brot von uns an.«
»Also müssen wir die Fronten in Flandern klären, bevor wir den König erledigen. Als Erster wird van Houdebrinck dran glauben müssen«, antwortete Sedersen in einem Ton, als rede er über das Wetter. Innerlich aber gierte er danach, den Mann zu liquidieren. Noch immer wurmte es ihn, dass van Houdebrinck sich in der Konferenz mit den flämischen Wirtschaftsführern so heftig gegen seine Pläne ausgesprochen hatte. Jetzt sah er die Chance, den Mann zu bestrafen und damit das Haupt der belgientreuen Flamen auszuschalten.
Gegen diesen Plan hatte auch Zwengel nichts einzuwenden. Sein Groll gegen den Wirtschaftsboss war noch größer als der von Sedersen, denn van Houdebrinck hatte ihn in mehreren bedeutenden Organisationen kaltgestellt. Daher stimmte er eifrig zu, als Sedersen, Rechmann und die anderen Pläne schmiedeten, wie sie sich dieses Mannes entledigen konnten.
SIEBEN
T orsten Renk lud die Daten, die er von Petra erhalten hatte, auf eine SD-Card und wollte sie anschließend in seinen Laptop kopieren. Doch gerade, als er den Befehl dazu geben wollte, zog er die Hand zurück. »Das ist zu riskant. Wenn die Kerle uns ausräuchern und den Kasten erbeuten, bekommen sie zu viel Informationen.«
»Sind die Daten denn nicht mit einem Passwort gesichert?«, fragte Henriette.
»Das schon. Aber Petra würde keine zwei Minuten brauchen, um alle Passwörter auf dem Gerät zu knacken. Was sie kann, vermag ein anderer vielleicht auch.« Torsten klappte das Gerät wieder zu und begann, einige Seiten auszudrucken.
Henriette sah ihm erstaunt zu. »Ist es nicht gefährlicher, die Daten als Loseblattsammlung mitzunehmen?«
»Ich drucke nur ein paar Karten und allgemeine Informationen aus. Wenn es sein muss, kann ich das Zeug verbrennen. Beim Laptop geht das nicht so leicht.«
Henriette musste lachen. »Haben Sie überhaupt Zündhölzer bei sich?«
»Selbstverständlich! Ebenso zwei Feuerzeuge und eine Schachtel Zigaretten als Tarnung.« Torsten holte die genannten Gegenstände aus seinen Taschen und hielt sie Henriette hin. Die Zigarettenschachtel war angebrochen, und es fehlten bereits etliche Zigaretten.
»Rauchen Sie etwa heimlich auf dem Klo? Ich habe Sie noch nie mit einer Zigarette gesehen!«
Torsten lachte. »Ich bin Nichtraucher. Aber ich kaufe mir immer mal eine Schachtel, reiße sie auf und schmeiße ein paar Zigaretten weg. Deshalb wundert sich auch niemand, wenn ich ein Feuerzeug mit mir herumschleppe.«
»Das sollte ich wohl auch tun. Nur darf Mama die Zigaretten nicht sehen. Die würde mir gewaltig den Kopf waschen. Immerhin hat sie es geschafft, Papa vom Rauchen abzubringen, und auch dafür gesorgt, dass meine Brüder keine Glimmstängel mehr anrühren. Wenn jetzt ich damit anfange, würde sie ausrasten.« Henriette kicherte, wurde aber rasch wieder ernst. »Was, glauben Sie, werden wir in Balen finden?«
»Wenn ich das wüsste, müssten wir nicht hinfahren. Wie sieht es übrigens mit Ihnen aus? Haben Sie Ihre Verletzungen halbwegs auskuriert, oder sollen wir noch einen Tag warten?«
Henriette taten die geprellten Rippen noch immer weh, und sie musste die Zähne zusammenbeißen, um trotz des Pferdekusses auf dem Allerwertesten geradeaus gehen zu können. Dennoch winkte sie ab. »Ich bin so gut wie wiederhergestellt. Sie brauchen keine Rücksicht auf mich zu nehmen.«
»Auf Sie nehme ich auch keine Rücksicht, sondern auf mich. Es kann leicht etwas schiefgehen, wenn der Partner wegen einer Verletzung nicht durchhält.«
»Danke!« Henriette strahlte Torsten an.
Er wirkte verdattert. »Danke? Äh,
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