Die geheime Waffe
Nest ja sicher einen Gasthof geben, in dem Sie das erledigen können. Später fliegen Sie mit Frau Waitl und mir nach München zurück. Im Moment sucht Ihre Kollegin in der Villa des toten Müllkönigs nach Spuren.«
Während des Fluges hatte Petra, geschockt von Torstens Unfall, mit ihrem Vorgesetzten über ihren Kollegen gesprochen. Wagner ärgerte sich über sich selbst, weil er die Anzeichen von Renks nervlicher Überlastung nicht bemerkt hatte. Der Junge war mental am Ende. Wenn er nicht bald über den Tod seiner Freundin hinwegkam, würde er seinen Job beim MAD an den Nagel hängen müssen.
»Petra ist auch da?«
»Frau Waitl versucht zu retten, was zu retten ist, nachdem Sie die Chose verbockt haben. Ich glaube aber kaum, dass sie Erfolg haben wird. Der Kerl, mit dem wir es zu tun haben, ist mit allen Wassern gewaschen und kennt sich in seinem Metier aus.«
»Dann sollten wir mal ein Auge auf professionelle Auftragsmörder werfen«, schlug Torsten vor.
Wagner schüttelte den Kopf. »Sie werfen vorerst auf niemanden mehr ein Auge, denn die Sache geht Sie ab heute nichts mehr an. Kollegen werden sich ab jetzt um den Fall kümmern. Sie machen erst einmal Urlaub, und zwar richtigen Urlaub, verstanden? Diesmal werden Sie mir keine gefälschte Mail schicken, dass es Ihnen an einem Ort gut geht, an dem Sie gar nicht zu finden sind.«
»Hören Sie, Herr Major, ich …«
Wagner fuhr ihm über den Mund. »Ich will von Ihnen nur ein ›Jawohl, Herr Major!‹ hören und sonst gar nichts. Übrigens trifft es sich gut, dass Frau Waitl am nächsten Montag für zwei Wochen nach Mallorca fliegt. Sie wird sich über Ihre Begleitung gewiss freuen. Legen Sie sich an den Hotelpool und genießen Sie die freie Zeit. Wenn Sie zurückkommen, werden wir zwei uns ernsthaft unterhalten. Und jetzt kommen Sie! Ich habe nicht alle Zeit der Welt.«
Torsten hatte seinen Vorgesetzten noch nie so zornig und gleichzeitig so beherrscht erlebt. In Wagner musste es toben. Inzwischen war der vierte Mensch mit einer Waffe ermordet worden, die es eigentlich nicht geben durfte, und die einzige Spur, die zum Mörder hätte führen können, war durch sein Versagen in einem Dorf in Niedersachsen verloren gegangen. Mit hängendem Kopf stapfte er hinter Wagner her und stand kurz darauf in der Amtsstube dem Polizisten gegenüber, von dem er bislang nur den Vornamen Sven kannte.
Der Beamte wirkte recht kleinlaut und wagte es nicht, Torsten in die Augen zu sehen. Mit nach unten gerichtetem Blick häufte er auf seinem Schreibtisch die Sachen auf, die er Torsten bei dessen Gefangennahme abgenommen hatte. Dieser begutachtete alles genau und zählte auch das Geld im Portemonnaie nach.
»Hier ist das Protokoll. Ich habe es selbst unterschrieben.
Da steht exakt die Summe drauf, die im Geldbeutel war. Wir haben schon nichts weggenommen.«
Torsten blickte auf die gestochen scharfe Unterschrift und musste trotz seines Ärgers grinsen. »Hühnermörder, das ist gerade der richtige Name für Sie.«
Jetzt blickte der Polizist ihn doch an. »Das heißt Hünermörder, ohne H. Mit dem Federvieh habe ich nichts zu tun.«
»Dafür haben Sie aber einen schönen Brathendlfriedhof, wie man in Bayern sagt.« Renk wies dabei auf die stattliche Figur des Mannes. Für einen Augenblick stellte es ihn zufrieden, dass er dem Beamten auf diese Weise einen Teil des Ärgers heimzahlen konnte.
Wagner rümpfte die Nase. »Lassen Sie den Unsinn, Renk! Der Mann hat nur seine Pflicht getan. Seien Sie froh, dass nicht ich an seiner Stelle war. Gebt euch jetzt die Hand und lasst es gut sein!«
Torsten zögerte.
»Renk, ich habe nicht viel Zeit, aber verdammt viel Lust, Sie einfach hier zurückzulassen. Geben Sie dem Mann die Hand! Oder wie hätten Sie sich an seiner Stelle bei dem Kerl bedankt, der Ihrer Nichte die Hochzeit verdorben und ihr einen Aufenthalt in der Klinik verschafft hat?« Das war wieder der alte Wagner, der sein cholerisches Temperament kaum im Zaum halten konnte.
Torsten sah zuerst ihn an, dann Hünermörder und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die Bedauern ausdrücken sollte. »Es tut mir leid, das mit Ihrer Nichte, meine ich! Ich wollte wirklich nicht, dass so etwas passiert.«
Hünermörder starrte auf die Hand, die Torsten ihm hinhielt, und schlug ein. Doch als er Torstens Hand mit seiner Pranke zusammenquetschen wollte, verstärkte Torsten seinen Griff und bemerkte zufrieden, wie Hünermörders Gesicht sich vor Schmerz und Anstrengung dunkelrot
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