Die geheime Waffe
Louise und Jean Antoine Pissenlit zu seinem Schreibtisch, nahmen je ein kleines, mit blauem Samt überzogenes Etui an sich und stellten sich neben Albert II. Dieser ergriff das Etui, das die Frau in der Hand hielt, und öffnete es. Dabei wurde ein weiß emailliertes Malteserkreuz mit goldenen Kugeln an den acht Spitzen sichtbar. Der König nahm es heraus, reichte das Etui an Louise Pissenlit zurück und sah Henriette an. »In Anbetracht Ihrer Verdienste ernenne ich Sie zum Ritter des Leopoldsordens des Königreichs Belgien!« Er heftete ihr das Abzeichen an die Brust und reichte ihr die Hand. Ein Lächeln spielte um seine Lippen, als er nicht ganz protokollgemäß »Danke!« sagte.
Dann kam Torsten an die Reihe. Dieser vermied es, Henriette, die mit leuchtenden Augen auf ihren Orden sah, einen kurzen Seitenblick zuzuwerfen, sondern sah starr geradeaus. Auch er erhielt den Leopoldsorden, doch ernannte Albert II. ihn nicht zum Ritter, sondern gleich zum Offizier.
Nachdem der König auch Torsten die Hand gereicht hatte, mahnte ein Hüsteln des Herrn im dunklen Anzug, dass der nächste Termin des Königs bevorstand.
Henriette und Torsten salutierten noch einmal und folgten den Pissenlits hinaus. Auf dem Flur drehte Jean Antoine sich um und boxte Torsten spielerisch in die Rippen. »Meinen Glückwunsch! Aber ihr beide habt euch diese Ehren auch redlich verdient. Übrigens werde ich in zwei Wochen auch so ein Ding bekommen, dann aber vor laufender Kamera. Allerdings werde ich ebenso wie Leutnant von Tarow zum Ritter des Leopoldsordens ernannt. Also kann ich auch damit nicht gegen dich anstinken. Ich werde übrigens nicht der Einzige sein, der diesen Orden erhält. Euer Kumpel, Jef van der Bovenkant, wird ebenfalls geehrt. Wir brauchen nämlich auch einen flämischen Helden.«
»Ein Held war Jef nun gerade nicht, aber dafür hat er sich
wacker geschlagen.« Torsten schüttelte lächelnd den Kopf, während Pissenlit ernst wurde.
»Durch die Tatsache, dass ein Flame und ein Wallone gemeinsam geehrt werden, soll dem Land gezeigt werden, dass es auf beiden Seiten Menschen gibt, die zum Staat Belgien stehen. Vielleicht haben die schrecklichen Stunden, die wir durchleben mussten, sogar ihr Gutes, und die Menschen in diesem Land begreifen endlich, dass sie ein Volk sind. Und wenn nicht, so werden sie nach diesen Tagen friedlich auseinandergehen und gute Nachbarn werden. Vielleicht hat ja unser Belgien doch noch nicht ausgedient und bekommt eine neue Chance. Was meinst du?«
Torsten winkte mit beiden Händen ab. »Tut mir leid, aber das ist eure Sache. Ich halte mich da raus.«
DREIZEHN
M ajor Wagner betrachtete das bescheidene Ambiente des kleinen asiatischen Restaurants und runzelte die Stirn. »War es wirklich nötig hierherzukommen, Renk? Wir hätten auch in einem richtigen belgischen Restaurant mit den Spezialitäten der Region feiern können. Chinesen gibt es doch zu Hause mehr als genug.«
»Wenn das Essen schmeckt, ist es mir wurst, in welchem Lokal wir sind«, erklärte Petra, während sie die Karte studierte.
Um Torstens Lippen zuckte es. »Das Essen hier ist gut, Petra. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Und wir sind hier, weil ich es den Leuten versprochen habe.«
»Wenn Sie schon was versprechen«, knurrte Wagner.
»Dieses Lokal hat eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung von Sedersens Plänen gespielt«, gab Torsten gut gelaunt zurück und winkte dem jungen Chinesen, der sofort herbeieilte.
»Was dalf ich den ehlenwelten Hellschaften blingen?« Chen musste sich dabei selbst das Grinsen verkneifen, zwinkerte dann aber Torsten zu. »Wenn Sie einmal einen Job brauchen, können Sie jederzeit zu uns als Ausfahrer kommen. Irgendwie sind Sie doch der bessere Chinese als ich.«
Wagners Ärger schwand, und er begann zu lachen. »Wegen mir können Sie diesen Kerl gleich hierbehalten. Ich wäre froh, ihn los zu sein.«
»Dann kündige ich aber auch und arbeite hier als Kellnerin! « Petra klang so empört, dass Wagner erschrocken zurückruderte.
»Um Gottes willen! Sie will ich um keinen Preis verlieren. Dafür nehme ich sogar Renk in Kauf. Aber jetzt sagen Sie, was wollen Sie essen?«
»Hummerkrabben«, antwortete Petra mit leuchtenden Augen, »und zwar so viele wie möglich!«
»Und Sie?«, fragte Wagner jetzt Henriette.
»Ich esse auch Hummerkrabben.«
»Ich ebenfalls«, sagte Hans Borchart. »Und dazu ein Bier!«
»Dann nehme ich auch die Hummerkrabben. Für den da«, Wagner zeigte mit dem Daumen auf
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