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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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dankte Gott nicht zum ersten Mal für diese wunderbare Frau. Ohne sie hätte er wohl keinen Tag wie diesen mehr erlebt.
    Er blickte Concepción lächelnd an und bewunderte die Geschicklichkeit, mit der sie die Frühstücksbrötchen aufschnitt
und auf die Teller verteilte. Wenn sie beide aufrecht standen, reichte Concepción ihm gerade mal bis zur Brust. Zwar war sie in den letzten Jahren ein wenig in die Breite gegangen, aber das tat ihrer Attraktivität keinen Abbruch. Ihr rundliches Gesicht wirkte fröhlich, und sie war stets bereit, seine kleinen Launen hinzunehmen und ihm das Leben so behaglich wie möglich einzurichten.
    An diesem Morgen hatte sie sich selbst übertroffen. Auf dem Tisch standen Platten mit so vielen Sorten Schinken, Wurst und Käse, dass es für eine halbe Kompanie gereicht hätte. Dazu gab es Rührei mit Speck, warme Würstchen sowie Honig und Marmelade aus eigener Produktion.
    Es war aber auch ein ganz besonderer Tag. Zum ersten Mal seit fast einem Jahr hatte sich die Familie wieder vollzählig am Tisch versammelt. Von Tarows Blick wanderte von seiner Frau weiter zu seinem Ältesten. Dietrich war noch ein paar Zentimeter größer als er und wirkte mit den kurzen, blonden Haaren, dem muskulösen Körper und dem kantigen Gesicht wie das Urbild eines Soldaten. Der alte General wusste zwar, dass Dietrichs Untergebene ihn einen Leuteschinder nannten, aber die Jungs würden trotzdem für ihn durchs Feuer gehen.
    Sein jüngerer Sohn war noch nicht so weit. Obwohl Michael wie eine etwas schmalere Kopie seines Bruders wirkte, hielt der General ihn für unausgegoren. Außerdem war Michael vom Ehrgeiz getrieben und wurde fuchsteufelswild, wenn er eine Beförderung oder Auszeichnung nicht im gleichen Alter erhielt wie sein Bruder.
    Der General beschloss, mit Michael ein ernstes Wort zu reden. Der Junge musste lernen, dass sein eigener Wert für ihn zu gelten hatte und nicht der von Dietrich. Schließlich wandte von Tarow sich dem Jüngsten seiner Kinder zu.
    »Kannst du mir die Butter reichen, Henriette?«
    »Gerne, Papa.« Eine sonnengebräunte Hand ergriff die Butterdose und streckte sie dem alten Herrn hin.

    »Danke!« Auch am Frühstückstisch legte General von Tarow Wert auf Höflichkeit. Daher traf sein strafender Blick Michael, der sich auf seinem Stuhl lümmelte. »Kannst du nicht gerade sitzen, mein Sohn?«
    Während Michael sich sofort aufrichtete und den Rücken straffte, musste sein Bruder grinsen. »Michael ist nicht oft genug hier, da verlieren sich die guten Manieren …«
    »Idiot!«, raunte ihm der Bruder zu, aber nicht leise genug, so dass das Wort auch an das Ohr des Vaters drang.
    Der General räusperte sich, strich die Butter auf das Brötchen und wählte bedächtig ein Stück Schinken aus, bevor er sich wieder seinen Söhnen zuwandte. »Michaels Manieren lassen manchmal zu wünschen übrig. Die deinen übrigens auch, Dietrich.«
    »Soldaten sind nun einmal ein raues Volk. Das müsstest du doch am besten wissen, Papa. Immerhin warst du General«, wandte seine Tochter lächelnd ein.
    »Trotzdem war ich immer höflich, solange es keinen Grund gab, die Stimme zu heben.« Von Tarow betrachtete das Mädchen schmunzelnd. Gegen ihre beiden Halbbrüder wirkte sie sehr klein, überragte aber ihre Mutter um ganze fünfzehn Zentimeter. Henriette Corazon war schlank wie eine Gerte, konnte aber mit den runden Hüften und dem zwar kleinen, aber wohlgeformten Busen ihr Geschlecht nicht verbergen. Sie trug eine dunkelblaue, wenig kleidsame Hose und eine gleichfarbige Uniformjacke mit den Rangabzeichen eines Leutnants der Luftwaffe. Anders als ihre Brüder hatte sie ihr Barett neben sich auf den Tisch gelegt. Von Tarow bedachte beide mit einem mahnenden Blick und wies auf ihre Köpfe. Michael riss sich sogleich das Barett vom Kopf, während Dietrich dem stummen Befehl bedächtiger folgte und sich dann an seine Stiefmutter wandte. »Entschuldige bitte, Concepción, aber im Dienst scheinen unsere Manieren wirklich zu leiden.«
    »Aber das macht doch nichts.« Von Tarows Frau lächelte,
so wie sie es fast immer tat, wenn sie mit einem der Söhne ihres Mannes sprach. Sie mochte beide, auch wenn der Umgang mit Michael etwas komplizierter war als mit seinem älteren Bruder. So wie Dietrich musste ihr Mann einmal ausgesehen haben, bevor ihm jener schreckliche Unfall zugestoßen war, dachte sie, ein großer, starker Mann, der sich seiner sicher war und keine Zweifel kannte.
    Dietrich und Michael hatten ohne

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