Die geheime Waffe
nächste Mal aufschaute, lag Nürnberg hinter ihnen, und zur Rechten tauchten bereits die bewaldeten Gipfel des Fichtelgebirges auf.
»Wir kommen gut voran«, bemerkte Torsten zufrieden.
»Ich hatte den Eindruck, bei diesem Auftrag sei Eile nötig«, antwortete Henriette, die nicht sicher war, wie Torsten das gemeint hatte.
»Das Wort Eile ist relativ. Im Grund ist das Kind ja schon in den Brunnen gefallen, und wir können nichts mehr daran ändern. Andererseits aber könnten wichtige Spuren verschwinden oder durch Unachtsamkeit beseitigt worden sein, wenn wir nicht schnell genug vor Ort sind.«
»Damit ist höchste Eile gefordert«, erklärte Henriette und drückte das Gaspedal voll durch.
»Fahren Sie nicht schneller, als Sie es verantworten können, Leutnant«, mahnte Torsten sie und rief die Datei über Ingenieur Gans auf.
Mirko Gans hatte bereits in verschiedenen Firmen gearbeitet, war jedoch nie in den Führungszirkel aufgestiegen, obwohl seine Fähigkeiten stets gelobt worden waren. Häufig hatte er Verbesserungsvorschläge gemacht, für die er mit ein paar Euro Prämie abgespeist worden war, dabei waren seine Ideen zweifelsohne Millionen wert. In Torstens Vorstellung entstand das Bild eines Mannes, der sich und seine Fähigkeiten nie richtig gewürdigt gesehen hatte.
Er atmete tief durch und schaltete seinen Laptop aus. »Ich bin gespannt, was wir herausfinden werden!«
»Sind Sie auf etwas gestoßen, Herr Oberleutnant?«, fragte Henriette.
»Nur ein paar Fäden, denen ich folgen werde.« Torstens Jagdtrieb war erwacht und vertrieb den Ärger über die ihm aufgezwungene Kollegin. Nun sah er Henriette von Tarow auch nicht mehr als Hindernis an, sondern als jemanden, der ihn tatkräftig zu unterstützen hatte. Immerhin konnte sie recht gut Auto fahren und hatte ihm dadurch die Zeit gegeben, Petras Informationspaket durchzusehen.
Henriette spürte, dass ihr Begleiter in Ruhe nachdenken wollte, und tat ihm diesen Gefallen. Sie selbst wusste zu wenig über das Vorgefallene, um irgendwelche Schlüsse ziehen zu können. Während sie jede Lücke auf der Autobahn nutzte, um schneller voranzukommen, fragte sie sich, wieso Renk ihr so abweisend gegenübertrat. Lag es an ihrer halbphilippinischen Herkunft? Für so engstirnig hätte sie ihn nicht gehalten. Oder passte es ihm nicht, dass sie eine Frau war? Wenn ja, würde sie ihm beweisen, dass sie um keinen Deut schlechter war als ihre männlichen Kollegen.
Schließlich ergriff Torsten das Wort. »Was halten Sie davon, wenn wir an der nächsten Raststätte eine Kleinigkeit essen?«
»Ich dachte, Sie wollen so schnell wir möglich nach Suhl kommen, Herr Oberleutnant.«
»Das will ich auch. Aber wenn wir durchfahren, habe ich keine Ahnung, wann wir wieder was zwischen die Zähne bekommen. Es kann Nacht werden, und ich will Sie nicht den ganzen Tag fasten lassen.«
»Auf mich brauchen Sie keine Rücksicht zu nehmen, Herr Oberleutnant«, antwortete Henriette bissig.
»Tu ich auch nicht. Aber ich mag es nicht, wenn mein Magen knurrt, während ich etwas untersuche. Fahren Sie bei der nächsten Raststätte raus.«
»Wie Sie befehlen!« Nach Henriettes Ansicht hätten sie sich in Suhl zu essen besorgen können, ohne dabei Zeit zu verlieren. Notfalls wäre sie mit einem oder zwei Müsliriegeln aus ihrer eisernen Ration und einem Becher Wasser zufrieden gewesen. Im Vergleich zu den Soldaten der Teilstreitkräfte, bei denen sie gedient hatte, schienen die Mitarbeiter des MAD verweichlicht zu sein.
An der nächsten Raststätte fuhr sie von der Autobahn und blieb in der Nähe des Restaurants stehen.
»Dann wünsche ich Ihnen guten Appetit, Herr Oberleutnant! «, stichelte sie.
»Sie kommen mit!«, bellte Torsten und stieg aus. Henriette folgte ihm und stellte sich hinter ihm an.
»Zweimal Bratwurst mit Kartoffelsalat«, bestellte er und zeigte dann auf den Getränkeautomaten. »Sie können mir eine Cola light herauslassen, Leutnant, dann geht es schneller.«
»Haben Sie deswegen Bratwurst bestellt?« Henriette betrachtete die beiden fetten Würste, die eben auf zwei Tabletts geladen wurden, mit einem gewissen Misstrauen.
»Das Spesenkonto unseres Vereins reicht nun einmal nicht für ein Nobelrestaurant mit einem Siebengängemenü. Und jetzt gehen Sie schon zum Getränkeautomaten, bevor die Leute aus den beiden Reisebussen da draußen hier einfallen.«
Schnell legte Henriette die paar Schritte zum Getränkeautomaten zurück, nahm ein Glas und füllte es mit
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