Die geheime Waffe
grauen Koffer aus dem Kofferraum holen und mitbringen!« Er ging weiter und blieb vor dem Klingelbrett stehen.
»Da wohnt unser Mann«, sagte er zu Hünermörder und wies auf das blanke Namensschild.
»Wie wollen Sie hineinkommen?«, fragte der Polizist.
»Irgendetwas wird mir schon einfallen!« Torsten drückte mehrere Klingelknöpfe gleichzeitig. Gewöhnlich drückte dann jemand auf den Öffnungsmechanismus, ohne nachzufragen. Die gestrigen Vorkommnisse hatten die Leute jedoch verschreckt, und so hörte er gleich mehrere Frauen und einen Mann, die wissen wollten, wer vor der Tür stehe.
»Aufmachen, Polizei!«, sagte Torsten barsch.
»Polizei, was …?« Die Frau brach ab, und dann war für eine gewisse Zeit nichts mehr zu hören.
Unterdessen war Henriette mit dem Koffer erschienen. Diesmal beklagte sie sich nicht einmal stumm, dass Renk kein Kavalier wäre. Sie bildeten ein Team, und als Untergebene war es ihr Job, die Sachen zu schleppen.
Als eine Frau die Tür von innen öffnete, sah sie Henriette als Erste. Diese steckte zwar in ihrer Uniform, was die Verwirrung aber eher noch verstärkte. »Sie sind aber nicht von der Polizei!«
»Nein, das ist der Herr hier«, sagte Torsten und zeigte auf Hünermörder.
»Sie sind aber aus Niedersachsen und nicht von hier«, wunderte sich die Frau, die das Emblem mit dem weißen Ross auf rotem Grund auf Hünermörders Uniform entdeckt hatte. »Haben Sie überhaupt einen Durchsuchungsbefehl?«
Jetzt wurde es Torsten zu dumm. »Nach dem, was gestern in dieser Stadt passiert ist, bekomme ich jeden Durchsuchungsbefehl, den ich will, selbst für Ihre Wohnung. Und jetzt sagen
Sie, ob es hier einen Hausmeister mit einem Generalschlüssel gibt. Ich breche ungern Türen auf!«
Der eisige Ton zeigte Wirkung. Die Frau wich zurück, drehte sich um und lief zu einer Tür im Erdgeschoss. Dort läutete sie Sturm. »Herr Wintrich, Herr Wintrich, kommen Sie rasch! Hier sind Leute, die alles durchsuchen wollen.«
Hünermörder drehte sich grinsend zu Torsten um. »Sie haben wirklich rustikale Methoden. So etwas könnte ich mir nicht erlauben!«
Torsten war froh, dass der Hausmeister aus seiner Wohnung trat, sonst hätte er Hünermörder ein paar passende Worte zurückgegeben.
»Guten Tag! Sie wünschen?« Der Hausmeister blieb vor dem Polizeibeamten stehen und blinzelte diesen aus kurzsichtigen Augen an.
»Wir wollen uns die Wohnung des Ingenieurs Mirko Gans ansehen«, antwortete Torsten anstelle des Niedersachsen.
»Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
»Sie haben heute wohl noch keine Nachrichten gehört? Das Innenministerium von Thüringen hat alle Polizeikräfte, die diesen Aufruhr untersuchen, mit Sondervollmachten ausgestattet. Dazu gehört auch die Durchsuchung verdächtiger Wohnungen, vorausgesetzt, der entsprechende Durchsuchungsbefehl wird nachgereicht«, sagte Henriette, die diese Meldung während ihres Aufenthalts in der Raststätte gehört hatte.
»Dann kommen Sie mit«, brummte der Hausmeister und sah Henriette misstrauisch an. »Seit wann kümmert sich ausländisches Militär um solche Angelegenheiten?«
Auf Henriettes sonst so beherrschtem Gesicht zuckte es. Dann musste sie an den salutierenden Wachtposten in der Kaserne denken, und sie zuckte mit den Achseln. Wenn schon ein Bundeswehrsoldat die Uniform der eigenen Luftwaffe nicht erkannt hatte, wie sollte es ein einfacher Hausmeister können?
Torsten hatte nicht so viel Verständnis wie sie, sondern
schnauzte den Mann an. »Leutnant von Tarow ist Angehörige der Bundeswehr! Und Sie zeigen uns jetzt gefälligst die Wohnung von Mirko Gans.«
»Ich bin ja schon dabei«, brummte der Hausmeister und drückte den Aufzugknopf. Dabei warf er immer wieder einen Seitenblick auf Henriette. Er schien nicht begreifen zu können, dass diese zierliche Frau bei der Bundeswehr sein sollte und dann auch noch ein »von« im Namen trug. Er brachte die Gruppe jedoch brav zu Mirko Gans’ Wohnungstür und wollte schon aufschließen, als Torsten die Hand hob.
»Noch nicht. Vorher möchte ich mir das Schloss genauer ansehen. Leutnant von Tarow, wo ist mein Koffer?«
Henriette reichte ihm das Gepäckstück und sah zu, wie er das Zahlenschloss öffnete.
Torsten holte als Erstes ein Paar Gummihandschuhe heraus und streifte sie über. »Ich möchte Sie alle bitten, in der Wohnung nichts anzufassen. Wenn Ihnen etwas auffällt, sagen Sie es mir.« Nach dieser Anweisung untersuchte er das Schloss mithilfe einer kleinen Taschenlampe
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