Die geheime Welt der Frauen
während sie mit Howie auf die Toilette zusteuerte. »Wir sind gleich wieder da.«
Sima beobachtete Nate. Ein hübsches Baby, dachte sie, während sie zusah, wie er die Cracker kaute und seine Hände, sein Gesicht und sogar seine Haare mit feuchten Krümeln übersät waren. Er ließ sie nicht aus den Augen, während er aß, als wollte er den Wunsch seiner Mutter bekräftigen und sicherstellen, dass
Sima auf ihn aufpasste. Sie lächelte über die Ernsthaftigkeit des Blicks, mit dem er sie anstarrte, und fragte sich, als der letzte Rest des Crackers in seinen Schoß fiel, ob er derjenige war.
Kannst du mir ein Baby bringen?, fragte Sima insgeheim, genauso eins, wie du es bist?
Nate strampelte mit den Beinen, und ein winziger Lederschuh fiel zu Boden. Er klatschte in die Hände, als Sima ihn aufhob, und sang dabei eine Reihe rhythmischer Laute vor sich hin. Sie steckte seinen Fuß wieder in den Schuh, schnürte sorgfältig die roten Bänder zu, schob seine Denim-Jeans bis zum Schenkel hinauf und küsste sein mit Grübchen besetztes Knie. Ein schönes Baby, dachte Sima und hätte den Puderduft seiner Haut gern tiefer eingeatmet, aber da sie wusste, dass er nicht ihr gehörte, ließ sie von ihm ab.
»Ach, Connie«, sagte Sima, nachdem diese mit Howie wieder zurück war, sie ihre Colas getrunken und einen Teller Fritten mit Ketchup gegessen hatten, »ich hätte auch so gern eins.«
Eigentlich hatte sie das gar nicht sagen wollen. Zufällig hatte sie im Spiegel entlang der Nische Nate gesehen, beobachtet, wie sich sein Mund zu einem perfekten O rundete, als Howie, über sein eigenes Spiel kichernd, vorgab, Nates Nase zu stehlen. Die Worte waren ihr einfach so herausgerutscht.
Connie brauchte nicht zu fragen, was sie sich wünschte. Sie presste die Lippen zusammen und lächelte. »Hab Vertrauen«, beschwichtigte sie, »und Geduld. Das ist alles, was du tun kannst.« Dabei sah sie Sima nicht an, sondern beugte sich über ihre Tasche und zog eine Decke heraus, mit der sie Nate zudeckte.
Nate strampelte gegen die Decke. Ihm war warm, er brauchte sie nicht, aber Connie bestand darauf und schlang sie um ihn. Sie beschützt ihn, dachte Sima, vor meiner Verzweiflung, meiner Sehnsucht.
»Pscht«, machte Connie, während sie die Decke über seinem Körper glatt strich, »pscht«, als sie ihn vor Simas Blick verbarg. Sima beobachtete, wie Nate unter dem dünnen Baumwollstoff verschwand, und dachte: Nun, wer kann es ihr verübeln? Ich wünschte nur, es wäre so einfach - eine Decke, die den bösen Blick abhält, ein verborgener, warmer Raum, aus dem man gesund und geheilt wieder auftauchen könnte.
15
S ie sieht schrecklich aus, dachte Sima, als Timna in den Laden kam. Ihr Haar war nicht gewaschen und nachlässig gescheitelt, sie trug kein Make-up. Sima beobachtete, wie sie den Mantel ablegte, sich umdrehte und fragte, was benötigt würde, was getan werden müsse. Sima sah ihre geröteten Augen und war zutiefst erstaunt: Timna hatte geweint.
»Ist die neue Lieferung gekommen?«, fragte Timna und rieb sich mit dem Handrücken über die Nase.
Sima schüttelte den Kopf und trat hinter der Ladentheke hervor.
Sie hatte Timna von Art und Connie erzählen wollen. Sie fühlte sich innerlich aufgewühlt und geschwächt - es schmerzte sie nicht nur wegen Connie, sondern auch, weil sie damit die Liebe der beiden in ihrem eigenen Leben verlor. Es war eine Liebe, die auch sie und Lev gewärmt hatte.
Gleichzeitig konnte sie nicht anders, als sich auf den erregenden Klatsch zu freuen. Obwohl sie sich dafür hasste, genoss sie die Vorstellung, die Neuigkeit weiterzugeben und den Schock auf Timnas Gesicht zu sehen. Aber nachdem Timna so traurig wirkte, schob sie die Sache mit Connie beiseite.
»Was ist passiert?«, fragte Sima. »Alles in Ordnung?«
»Ich weiß, ich sehe furchtbar aus«, antwortete Timna mit dem Anflug eines Lächelns. »Ich hab nicht so gut geschlafen.«
»Geht’s um Alon? Ist etwas …« Sima legte die Hand auf die Brust, wo sich plötzlich in ihrem Innern eine Eiseskälte ausbreitete.
Timna sah Sima an und erwiderte zögernd: »Nein.«
»Ah.« Sima seufzte erleichtert auf und ließ die Hand sinken. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie Sie mich gerade jetzt erschreckt haben, bei all den Kämpfen in Israel, und dann kommen Sie rein und sehen aus …«
»Ja?« Timna setzte sich und warf ihre Jacke ab. »Es ist komisch, dass Sie sagen, Sie hätten Angst. Ich hab in letzter Zeit viel über Angst
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