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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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in die Halterungen steckte. Er nickte, als er den Raum betrat, und sie erwiderte sein Lächeln und dachte, als er erneut das kalte Spekulum in sie schob und der geschlossene Schnabel sich in ihr spreizte, was für ein alter Hase sie inzwischen doch war, was für ein Profi. Aber dann ging die Tür auf, zwei Schwestern traten neben sie, und ein junger Arzt erschien an ihrem Kopfende. Und während sie sich unterhielten - über das Restaurant unten an der Straße, über die Polizei heute Morgen - schob der Arzt einen Schlauch in ihren Körper und stellte eine Maschine an. Als der junge Arzt ein Stethoskop auf ihrem Unterleib anlegte, die Schwestern nach ihren Armen griffen, ihr Arzt einen weiteren Schalter betätigte und das Kohlendioxid durch sie hindurchjagte, blickte Sima an die mit Wasserflecken besäte Decke hinauf und schrie.
    Wir werden das wiederholen, sagte er ihr hinterher, als sie wieder in ihren Kleidern in seinem Büro saß - als käme es noch darauf an, was sie anhatte, als wäre sie nicht immer nackt auf einem Metalltisch, wo all ihr Versagen im weißen Lichtkranz einer Stehlampe zur Schau gestellt wurde. »Wir wiederholen das, und wenn sich immer noch eine Blockade zeigt, machen wir eine Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel, um zu verfolgen …«
    Sima nickte, machte den Termin, nahm die Karte. Wartete.
Eine Woche nachdem Art gegangen war, mit gebeugtem Kopf, in jeder Hand einen Koffer, wie das traurige Klischee eines gefallenen Mannes, klopfte Sima mit einer Tüte Lebensmittel an Connies Tür. Sie hatten mehrmals am Tag miteinander telefoniert, aber die letzten Male, als sie anrief, hatte Connie nicht abgenommen.
    Sima klopfte drei Mal, zählte bis zehn und holte dann ihren Schlüssel heraus.
    Sie besaß seit Jahrzehnten einen Schlüssel, damit sie die Pflanzen gießen und die Post aufheben konnte, wenn Connie und Art in Ferien waren. Sie hatte es immer gehasst, die verrostete Hintertür aufzustemmen und die Tageszeitung in die Papiertonne zu werfen (Connie vergaß jedes Mal, sie abzubestellen), während Connie und Art irgendwo im blauen Meer planschten.
    »Sarahs Tochter auf der anderen Straßenseite, dieser Teenager«, beklagte sie sich kürzlich bei Lev, »sind sie zu knauserig, um sie zu bezahlen, damit sie sich darum kümmert?« Er zuckte nur die Achseln und schlug vor, sie solle sich das nächste Mal einfach weigern, aber das brachte sie nicht über sich. In Wirklichkeit bereitete es ihr nämlich auch Vergnügen, allein in Connies Haus zu sein. Sie schlenderte langsam durch die Räume, bewunderte Schuhe, Lotions, neue Stücke in Connies puderblauer Wedgwood-Sammlung. Das Beste von allem war Connies Nachttischschublade: Ab und zu fand sie dort einen Liebesbrief von Art. Einen richtigen Liebesbrief zu einem Geburtstag oder Jahrestag mit Details, von denen sie nicht gedacht hätte, dass ein Mann sich an derlei erinnerte oder überhaupt bemerkte: einen Scherz, den Connie gemacht, eine Bluse, die sie getragen hatte. Bei den Briefen traten ihr manchmal die Tränen in die Augen, manchmal überlief sie ein heißer Schauer. So etwas hatte Lev ihr nie geschrieben, nicht einmal in der weit zurückliegenden Zeit, als sie noch glücklich gewesen waren.

    Sima drehte den Schlüssel im Schloss. Schwer zu glauben, aber natürlich funktionierte er noch.
    »Connie? Bist du da?« Sima stellte die Lebensmitteltüte auf die Küchentheke.
    Aus dem Schlafzimmer kam ein Stöhnen.
    Connie lag im Bett. Sima konnte in dem trüben Licht nur eine dunkle Silhouette ausmachen, die Vorhänge waren geschlossen, und ein säuerlicher Geruch hing in der Luft. »Hier ist’s wie in einem Horrorfilm«, erklärte Sima, die an der Schlafzimmertür stand.
    Connie zog sich die Decke über den Kopf.
    Sima zog die weißen Pointelle-Vorhänge zurück und befestigte sie an den verzierten unechten Bronzehaken. Licht strömte herein und machte Staubflocken sichtbar, die langsam auf den beigefarbenen Teppich hinabschwebten. »Ich bin gleich wieder zurück«, sagte sie zu Connie und knipste das Licht an, als sie hinausging. Connie stöhnte nur wieder.
    Sima kam mit einem Glas Wasser und einem feuchten grünen Lappen zurück. Sie gab beruhigende Laute von sich, während sie vorsichtig die Decke wegzog und den Lappen an Connies Stirn und Wangen drückte. Als Connie die Augen öffnete, half ihr Sima, sich aufzusetzen, und hielt ihr das Glas an die Lippen.
    Connie trank. Als sie merkte, welch großen Durst sie hatte, nahm sie Sima das Glas aus der Hand

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