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Die geheime Welt der Frauen

Titel: Die geheime Welt der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilana Stanger-Ross
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angstvollen Augen. Nicht. Sie erwiderte seinen Blick, das laute Kreischen der Bremsen hallte noch immer in ihren Ohren nach.
    »Was?«, fragte Connie, der das stumme Zwiegespräch zwischen den beiden nicht entgangen war. »Was ist das große Geheimnis?« Als die beiden nicht antworteten, versuchte sie es noch einmal. »Was denn, hab ich eine Geburtstagsüberraschung ruiniert?«
    Mario kam mit der Rechnung. Er legte sie mit der üblichen überschwänglichen Geste auf den Tisch, spürte dann aber, dass etwas nicht stimmte, und zog sich schnell zurück.
    Sima nickte Lev zu: Sie waren mit dem Zahlen an der Reihe. Aufgrund der Schnelligkeit, mit der er seine Brieftasche herausnahm und das Geld abzählte, wusste sie, dass selbst er die Situation mitbekommen hatte.
    »Sima?«, fragte Connie mit hoher, eindringlicher Stimme. »Muss ich etwa dich fragen, wer pfirsichfarbene BHs oder dergleichen gekauft hat?«
    Sima sah sie direkt an. Es war immer noch Zeit zu bremsen, aber sie hatte Timnas Stimme im Ohr, die sagte: Sei mutig, sag die Wahrheit. Lass die Angst nicht gewinnen.
    Sima flüsterte: »Suzanne.«
    Ein leises Wimmern von Connie. Art senkte den Kopf.

    »Es tut mir so leid«, sagte Sima und spürte bereits die Unzulänglichkeit ihrer Worte. Bei der Beerdigung ihrer Mutter hatte ihr der Rabbi eine Schaufel gereicht, und obwohl sie dachte, sie könne sie nicht nehmen, hatte sie es doch getan. Sie hielt die Schaufel, lud Erde darauf und lauschte dem hohlen Klang, als die kleinen Brocken auf den Sarg ihrer Mutter fielen.
    Was für Dinge wir tun, hatte sie damals gedacht.
    Jetzt hatte sie Connie etwas Schlimmes angetan.
    Sima stand auf, Lev folgte ihr. Schweigend gingen sie hinaus.

    »Ach, komm«, hatte Connie gesagt, während sie mit einer Hand Nates Kinderwagen hin und her schob und mit der anderen ihren Kaffee umrührte. »Lass uns einkaufen gehen oder so was. Du hast dir etwas Besonderes verdient, nach dem, was du hinter dir hast - all die Tests und die verdammten Termine.« Connie machte eine vage Geste, als wollte sie die Tage heraufbeschwören, an denen Sima mit nichts als einem grünen Kittel auf dem Leib mit angezogenen Beinen auf einem kalten Tisch liegen musste. Nate grapschte nach dem Zuckerlöffel in ihrer Hand und schob ihn sich in den Mund. »Du kennst doch meine Kusine Frieda, die mit dem Hüftproblem, von dem ich dir erzählt habe.«
    Sima nickte, während Connie Nate den Löffel wegnahm. Er schrie auf, aber Connie bugsierte den Löffel schnell von der Zuckerdose zu ihrem Kaffee und wieder in seinen Mund zurück, was ihn beruhigte. Sima sah zu und beschloss, den restlichen Zucker später wegzuschütten und die Dose frisch aufzufüllen. Die Vorstellung, dass der Speichel des Kleinen an dem Zucker klebte, ekelte sie. Sie wurde allmählich hart und bitter, stellte sie fest.
    Connie lächelte Nate an. »Er ist ein Schreihals, nicht?«, sagte sie und kitzelte seine Zehen, die sich unter der Berührung ein wenig krümmten. »Howie war so still, dass ich mir Sorgen gemacht
habe, ob er stumm ist. Manchmal denke ich, Nate ist die Strafe dafür, dass ich etwas Gutes nicht geschätzt habe, als ich es hatte.« Sie wischte eine verschwitzte Haarsträhne aus seiner Stirn.
    Sima klopfte mit den Fingern gegen den Rand ihrer Kaffeetasse, ein wenig ungeduldig wegen Connies unterbrochener Geschichte. »Frieda ist doch diejenige, die jedes Jahr zum Pessachfest herkam, oder?«, fragte sie, um Connie zum Weiterreden zu bewegen.
    »Genau«, antwortete diese und beugte sich hinab, um Nate auf die Stirn zu küssen, »weil ihre Eltern Kommunisten geworden sind«, sagte sie flüsternd, »und nicht mehr rechtgläubig waren. Wie auch immer, sie konnte ewig lange kein Baby bekommen, und sie haben alles versucht, alle möglichen Tricks …«
    »Was für Tricks?« »Ach, nichts Besonderes. Nichts, woran ich mich erinnern kann. Vitamine oder so was, glaube ich. Aber der Punkt ist der, dass nichts gewirkt hat, und in der Zwischenzeit ist sie verrückt geworden. Max erzählt, sie habe jeden Abend wegen was anderem herumgeschrien. Beim Beschneidungsfest sagte er, das war zum Schießen: ›Entweder wird sie schwanger, oder ich bring sie um, eine andere Möglichkeit gibt’s nicht!‹ Jedenfalls sind sie auf die Bahamas in Urlaub gefahren, und peng, sie hat sich entspannt, und eine Woche später war sie schwanger.«
    »Was? Vom Entspannen?«
    »Ja.«
    »Das ist also das große Geheimnis, Entspannung?« Sima lehnte sich enttäuscht in ihrem

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