Die geheimen Jahre
sagt.«
»Oder ein Irrlicht«, sagte Daniel.
»Wirklich? Dann paÃt es ja sehr gut. Das am tiefsten liegende Land ist manchmal voller Irrlichter. Irgendeine Art Gas, wie mein Hausvorsteher im Internat sagt.«
»Marschgas«, sagte Daniel. »Methan.«
»Er ist in Vaters Arbeitszimmer, im Safe«, warf Lally ein.
Thomasine wollte kichern. Nicholas erklärte gequält: »Das Dummchen meint nicht etwa, daà das Arbeitszimmer meines armen alten Vaters voller widerlicher Dämpfe ist, sondern daà sich dort das Original des Feuerdrachens befindet. Es ist eine Brosche oder so was. Ziemlich scheuÃlich, deshalb trägt Mama sie nie. Los, Kleine, jetzt fort mit dir, sonst sucht dich Miss Hamilton.«
»Das ist ungerecht , Nicky.« Lally sah ihn wütend an, begann sich aber schlurfenden Schritts in Richtung Tür zurückzuziehen. Halbherzig drückte sie die Klinke herunter. »Ich kann sie nicht aufmachen.«
Nicholas seufzte erneut. »Würdest du �« fragte er Daniel.
Daniel hielt Lally die Tür auf. Als sie sich wieder geschlossen hatte, zog Nicholas zwischen dem üppigen feuchten Farn hinter dem Feuerdrachen etwas heraus und hielt eine Weinflasche hoch.
»Ich hab keine Gläser, fürchte ich, aber wir können ja die Flasche herumgehen lassen, oder?«
Anfang August wurde es heiÃer und schwüler, und der dunstige blaÃblaue Himmel blieb bis weit in den Abend hell. Sie ritten oft aus, und einmal spielten sie im Garten von Drakesden Verstecken, um Lally zu beschwichtigen. Thomasine versteckte sich in einem Buchsbaum und hielt den Finger vor den Mund, um Daniel zu bedeuten, er solle leise sein, als er einen Zweig wegschob und sich ebenfalls hineinzwängte. Er zog den Kopf ein und setzte sich neben sie auf einen knorrigen Ast.
»Du hast deinen Rock zerrissen.«
Thomasine sah schuldbewuÃt auf den langen Rià in dem marineblauen Serge-Stoff. »Ich bin an einem Zweig hängengeblieben. Ich muà ihn stopfen, bevor Tante Hilly es bemerkt.«
Die Zweige des Buchsbaums bewegten sich erneut, und Nicholas tauchte auf.
»Da seid ihr ja. Ich hab euch überall gesucht.« Nicholas kroch hinein. Er war zu groÃ, um im Innern stehen zu können. Es gab nicht genügend Platz, um sich neben Thomasine und Daniel zu setzen, also kauerte er sich unbequem zusammen und wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn.
»Also wirklich! Mir reichtâs jetzt. Es ist einfach zu heiÃ.«
»Wo ist Lally?« fragte Thomasine. »Sie sucht uns seit einer Ewigkeit.«
Vom Kiesweg war das Geräusch schlurfender Schritte zu hören.
»Wo seid ihr? Kommt raus! Ich kann euch nicht finden!«
Nicholas seufzte und verdrehte die Augen.
»Vielleicht sollten wir â¦Â« Daniel hatte sich erhoben. »SchlieÃlich ist sie noch ein Kind.«
Lallys Klagen wurden immer lauter.
»Hier drinnen, Dummkopf«, rief Nicholas.
Rot vor Hitze und Wut erschien Lallys kleines rundes Gesicht zwischen den Buchsbaumblättern. »Das ist nicht fair, Nicky. Das ist zu schwierig.« Lallys Klagen begannen in Schluchzen überzugehen.
Schnell erwiderte Daniel: »Vielleicht ein anderes Spiel, was meinst du?«
Nicholas seufzte erneut und zwängte sich aus dem Buchsbaum hinaus. Thomasine folgte ihm. Grelle Sonnenstrahlen und Hitze trafen sie, als sie den kühlen Schutz der Blätter verlieÃ. Langsam gingen sie zu dem ummauerten Garten zurück, wo sie sich ins Gras fallen lieÃen. Lally zog an Nicholasâ Hand.
»Ein Pfänderspiel, Nicky â laà uns ein Pfänderspiel spielen.«
Nicholas stöhnte. »GräÃliches Weihnachtsspiel â¦Â«
»Ich zuerst«, sagte Lally. »Frag mich zuerst was, Nicky.«
Nicholas lehnte sich ins Gras zurück. »Also ⦠zähl mir die Namen der Tudor-Könige und -Königinnen auf. Alle.«
»Oh, das ist gemein! Das kann ich nicht. Du weiÃt, daà ich mich in Geschichte nicht auskenne, Nicky!«
»Du hast seit Jahren eine Gouvernante«, antwortete Nicholas ungerührt.
Lally verzog das Gesicht. »Elisabeth«, begann sie. »Und Heinrich â¦Â« Unsicher sah sie Nicholas an. »Acht Heinriche â¦Â«
Nicholas stöhnte. Daniel flüsterte: »Zwei.«
»Ich meine, zwei Heinriche.« Lally sah zu Daniel hinüber. »Und ⦠und â¦Â«
»Mary und Edward«, murmelte
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