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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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nicht …«
    Tiny trug eine Hose, eine Weste und ein weißes Hemd. Simon Melville sagte beiläufig: »Hat Nick es dir nicht gesagt? Peggys kleines Fest ist eine Hommage an Sappho.«
    Â»Warst du zu Hause, Lally?« fragte Nicholas. »Warst du in Drakesden?«
    Lally schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich werde schreiben, denke ich.«
    Â»Wir fahren in ein, zwei Wochen runter. Du könntest mit uns kommen.«
    Lally schien nicht begeistert zu sein. »Vielleicht. Geht’s ihnen gut? Ist alles beim alten?«
    Â»Mama geht’s sehr gut. Pa ist ein bißchen angegriffen. Drakesden übrigens auch. Unkraut in der Einfahrt, und die Böden werden nicht mehr jeden Tag gebohnert.«
    Â»Nicht möglich «, antwortete Lally spöttisch.
    Simon Melville gähnte. »Wie langweilig, dieser Familientratsch. Du solltest es machen wie ich, alter Junge, und dich von der ganzen Brut absetzen.«
    Die Band begann wieder zu spielen. »Sollen wir tanzen?« fragte Simon.
    Sie tanzten und tauschten nach jedem Stück die Partner. Lally fand sich in Simon Melvilles Armen wieder.
    Er sah auf sie hinab. »Was schauen Sie an?«
    Â»Sie.« Sie betrachtete sein gutgeschnittenes blondes Haar, die geraden, gemeißelten Züge, die blaugrauen Augen. »Sie sind der bestaussehende Mann, den ich seit Monaten getroffen habe.«
    Ihre Stimme klang sachlich, nicht flirtend. Lally flirtete nie. Simon lachte nur.
    Â»Sind Sie wirklich ein Kommunist?« fragte sie neugierig.
    Â»Warum? Schockiert Sie das?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nein. Ich interessiere mich nicht die Bohne für Politik. Ich habe mich nur gefragt, ob es stimmt oder ob Sie damit Eindruck schinden wollen.«
    Diesmal war sein Blick ein wenig genauer und ruhte ein wenig länger auf ihr.
    Â»Es spielt keine Rolle«, sagte sie beruhigend. »Leute, die sich für Politik interessieren, können allerdings schrecklich langweilig sein. Und ich dachte, wir könnten uns unterhalten.«
    Sie führte ihn die Treppe hinauf und kletterte über ineinander verschlungene, betrunkene Paare. Auf dem Treppenabsatz war der süße, moschusartige Geruch, den sie im Wintergarten bemerkt hatte, noch stärker.
    Â»Haben Sie vor, mich zu verführen?« fragte Simon.
    Sie musterte ihn eingehend. Er war tatsächlich ein äußerst attraktiver Mann. »Vielleicht. Aber nicht jetzt. Ich möchte mit Ihnen über Nick reden.«
    Â»Ah.«
    Â»Er ist mein einziger Bruder. Unser älterer Bruder ist im Krieg gefallen.«
    Sie lehnten an der Balustrade und sahen in die Halle hinab. »Der unvergleichliche Gerald.«
    Â»Der unerträgliche Gerald«, erwiderte Lally. »Er war langweilig, Simon, entsetzlich langweilig. Er hat praktisch nie mit mir gesprochen. Mama fand ihn natürlich umwerfend.«
    Ein Mädchen schob sich auf dem Treppenabsatz an ihnen vorbei und rannte dann weiter die Treppe hinunter. Ihr Gesicht zeigte Tränenspuren. Simon gähnte.
    Â»Tut mir leid«, sagte Lally. »Schon wieder Familientratsch. Ich wollte nur wissen, ob sie gestritten haben? Nick und Thomasine, meine ich.«
    Sie hatte bemerkt, daß ihr Bruder und seine Frau kaum ein Wort miteinander wechselten und sich kaum ansahen. Wenn sie zusammen tanzten, wirkten sie steif und gezwungen, als wären sie Fremde.
    Â»Ein kleiner Ehekrach?« sagte Simon gedehnt. »Vermutlich. Ist mir nicht aufgefallen.«
    Lügner, dachte Lally. Dir entgeht nichts. »Sind sie glücklich, Ihrer Meinung nach?« Der drängende Unterton in ihrer Stimme überraschte sie selbst.
    Â»Glücklich …?« Er hatte die Ellbogen auf dem Geländer aufgestützt und blickte über die Menge. »Keine Ahnung. Scheußliche Einrichtung, die Ehe, finden Sie nicht auch?«
    Sie nickte. Obwohl sie eines Tages wahrscheinlich heiraten müßte, um versorgt zu sein. Aber das würde sie so lange wie möglich hinausschieben.
    Â»Als würde man von einer weichen, flauschigen Decke erstickt werden«, fügte Simon hinzu. »Oder durch Sirup waten.«
    Sie lachte und stützte die Arme neben ihm auf, so daß sich ihre Ellbogen berührten. Er drückte sich weder an sie, noch rückte er von ihr ab. »Was halten Sie von ihr?« fragte sie. »Wie denken Sie über Thomasine?«
    Simon schürzte seinen schönen Mund. Er wirkte kühl und abschätzig. »Wohl kaum aus einem gutem Stall.

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