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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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des Delage gequetscht, war sich Thomasine bewußt, daß sie aus Angst um Nicholas und aus Angst um ihre gemeinsame Zukunft nicht nach Hause gefahren war.
    Während der Fahrt schlief sie ein bißchen. Als der Wagen anhielt und sie kurz darauf ein Haus betraten, fühlte sich Thomasine benommen und desorientiert. Sie gingen durch riesige Räume, einer von ihnen achteckig und mit Jaspis-Säulen und Trompe-l’œil-Malereien geschmückt.
    Â»Datß itßt datß Hautß von Tßimontß reicher Witwe«, lispelte Tiny respektvoll. »Lady Lilian Irgendwatß.«
    Sie wurden in den Garten geführt. Ein riesiges rechteckiges Schwimmbecken war in eine Marmorterrasse eingelassen. Herrlich gemeißelte Bögen umsäumten die Fläche mit dem Becken.
    Â»Wie Tausend und eine Nacht «, sagte Lavender Monkfield.
    Â»In den Umkleidekabinen sind Badeanzüge«, rief Simon. »Auf der einen Seite die Mädchen, auf der anderen die Jungs.«
    Â»Möchtest du …?« fragte Nicholas Thomasine.
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln. »Zu kalt. Ich seh zu.«
    Sie saß allein auf einer Marmorbank, während die anderen in den Umkleidekabinen verschwanden. Von den Seftons war nichts zu sehen. Mondlicht glänzte auf der glatten Wasseroberfläche, und sie roch den Duft der Buchsbäume in den Terrakottakübeln. Plötzlich sah sie etwas ins Wasser eintauchen, eine scharf umrissene Gestalt, die wie ein Messer die glatte Wasseroberfläche durchschnitt. Der Schwimmer verschwand, tauchte dann wieder auf, und sie erkannte Simon Melvilles blondes Haar.
    Nicholas schwamm eine Weile und hoffte, die Kälte und die Bewegung würden ihn beruhigen. Die Geschehnisse des Abends schienen sich ineinander zu vermengen, und er fühlte sich aufgewühlt und verwirrt. Die Leute um ihn herum lärmten, lachten und spielten mit Luftmatratzen. Er versuchte, sich von ihnen fernzuhalten, nachzudenken und wieder mit sich ins reine zu kommen. Es war natürlich der Streit mit Thomasine gewesen, der ihn so durcheinandergebracht hatte. Erst jetzt wurde ihm bewußt, wie albern seine Eifersucht gewesen war. Zusammengesunken sah er sie am Ende des Beckens auf der Marmorbank sitzen. Plötzlich plagten ihn schreckliche Schuldgefühle: Es war schließlich seine Pflicht als Ehemann, sie glücklich zu machen. Statt dessen planschte er in einem Schwimmbecken herum und ließ sie fröstelnd und allein in der Dunkelheit sitzen.
    Er schwamm zum Rand des Beckens und kletterte heraus. In der arabisch anmutenden Umkleidekabine zog er seine Hose an und trocknete sich die Haare ab.
    Eine Stimme sagte: »Reicht’s dir, Nick?«
    Nicholas drehte sich um und grinste Simon an. Auf Simons Körper glitzerten Wassertropfen, sein blondes Haar wirkte dunkler und klebte am Kopf. »Zu lärmig für mich nach der Sache mit dem verdammten Stein«, antwortete er. »Der Knall klingt mir noch immer in den Ohren.«
    Â»Du hast heute abend ein bißchen nervös gewirkt.«
    Simon legte die Hand auf seine Schulter. Nicholas ließ das Handtuch sinken. »Müde wahrscheinlich«, antwortete er verlegen. »Zu wenig Schlaf.«
    Schweigen trat ein. Obwohl er von Schule und Armee an männliche Nacktheit gewöhnt war, fühlte er sich plötzlich angespannt und beklommen.
    Â»Du mußt nicht bei ihr bleiben, weißt du«, sagte Simon leise.
    Nicholas drehte sich um. Noch immer hielt er das feuchte Handtuch umklammert. »Was meinst du damit?« flüsterte er.
    Â»Ach komm, Nick. Du verstehst mich sehr gut. Lilian hat mich zu ihrem Alleinerben eingesetzt, weißt du, also gäbe es keinerlei Geldmangel. Außerdem wäre ich sehr diskret. Mama und Papa müßten nichts über uns erfahren.«
    Wirre Gedanken schossen Nicholas durch den Kopf. Er konnte sich nicht konzentrieren, nicht klar denken, und brauchte eine Weile, um einen zusammenhängenden Satz herauszubekommen. Schließlich sagte er mit heiserer, erstickter Stimme: »Du schlägst mir vor, Thomasine zu verlassen?«
    Â»Nun, es funktioniert doch nicht, oder? Die Schlampe ist doch nicht dein Typ, Nick? Das ganze weiche, weiße Fleisch – das vulgäre Haar …«
    Nicholas sah den Ekel in Simon Melvilles Augen. Noch immer ruhte seine Hand auf seiner Schulter und begann schließlich langsam und vorsichtig über Nicholas’ nackte Brust, über seinen Bauch

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