Die geheimen Jahre
wie wütend er war. »Was meinst du damit, Nick?«
Er rià sich von ihr los. Der lose Manschettenknopf fiel auf den Boden. »Was ich sagte. Daà du eine Menge Zeit mit dem verdammten Teddy Sefton zu verbringen scheinst.«
Ein Teil ihres Glücksgefühl verschwand, und Zorn trat an seine Stelle. »Ich hab keine Lust, jeden Nachmittag hier allein zu versauern, während du mit Simon unterwegs bist, das ist alles.«
Er suchte auf dem Boden nach dem heruntergefallenen Manschettenknopf. »Das ist wohl kaum dasselbe.«
»Du bastelst an deinem Auto herum, ich gehe mir Bilder ansehen. Wo liegt da der Unterschied?«
» Mein Gott .« Nicholas gab die Suche auf. Beim Aufstehen rià er eine Schublade des Toilettentischs heraus und kippte den Inhalt aufs Bett. »Da gibtâs durchaus einen Unterschied.« Er starrte auf das Durcheinander aus Krawatten, Handschuhen und Schmuck auf der Steppdecke. »Keiner paÃt zum anderen, verdammt â¦Â«
Sie bemerkte, wie seine Hände zitterten. Sie setzte sich aufs Bett, zwang sich, ruhig zu bleiben, und half ihm, ein Paar Manschettenknöpfe zu finden.
»Teddy kann dich besser unterhalten als ich, das ist es doch, Thomasine.«
Sie sah zu ihm auf. Als sie begriff, was er meinte, hätte sie ihn am liebsten geschlagen. Dieses vertraute, hübsche, miÃtrauische Gesicht geschlagen, bis er verstand, bis er ihr zuhörte.
»Wie kannst du es wagen  â¦Â«
»Simon hat mich darauf aufmerksam gemacht, wie verrückt Teddy nach dir ist. Diese Woche hast du jeden Nachmittag mit ihm verbracht, stimmtâs?«
»Gestern war Colin dabei. Und vorgestern â¦Â«
»Und heute?«
Sie antwortete ihm nicht schnell genug. Sie suchte nach den richtigen Worten.
Nicholas fügte bitter hinzu: »Ich war ein solcher Idiot, daà ich es nicht schon früher bemerkt habe. Er ist in dich verliebt, nicht wahr?«
Sie erinnerte sich an den Ausdruck in Teddys Gesicht, als er in der Galerie mit ihr gesprochen hatte. Wortlos starrte Thomasine auf Nicholasâ fahrige Hände, auf seine langen, eleganten Finger. Er rollte die Krawatten auf und legte sie eilig, aber zwanghaft ordentlich in die Schublade zurück. »Das dachte ich mir«, sagte er. »Du kannst es also nicht bestreiten?«
Es stimmte, das konnte sie nicht. Kühl antwortete sie: »Wie immer Teddys Gefühle für mich auch beschaffen sein mögen, ich empfinde nur Freundschaft für ihn. Das muÃt du mir glauben, Nick.«
Er legte jetzt die Taschentücher zusammen und faltete sie so, daà die Ecken exakt aufeinanderlagen und die Quadrate vollkommen gleich waren. Dann legte er sie in die Schublade zu den parallel aufgereihten Armbanduhren und den Manschettenknöpfen, die jetzt paarweise angeordnet waren. Er erwiderte nichts, aber sie sah in seinen Augen, daà er ihr nicht glaubte.
Thomasine ergriff ein Handtuch und ihren Morgenrock. »Ich nehme jetzt ein Bad«, sagte sie wütend und schlug die Tür hinter sich zu.
Lally war Mitte Oktober nach England zurückgekehrt, hatte sich aber bisher weder bei ihren Eltern noch bei ihrem Bruder oder ihrer Schwester gemeldet. Da sie ziemlich knapp bei Kasse war, mietete sie sich in einem der weniger teuren Hotels ein und schlief eine Woche lang praktisch durch. Die Sommergrippe, die bis in den Herbst hinein angehalten hatte, war schlieÃlich auskuriert, und sie stand auf. Anfangs nahm sie ihre Mahlzeiten noch im Zimmer ein, aber dann ging sie ein- oder zweimal in den Speisesaal oder an die Bar hinunter. Sie zog einige Blicke auf sich, weil sie allein am Tisch saà und ohne Begleitung rauchte und trank. Manchmal weigerte man sich, sie zu bedienen, und oft muÃte sie sich mit groÃer Unverfrorenheit behaupten. Nach zwei Wochen, als sie sich wieder in der Lage fühlte, sich der AuÃenwelt zu präsentieren, begann sie diskrete Erkundigungen einzuziehen.
Sie stellte fest, daà Nicholas in einem schäbigen Haus in Chelsea wohnte, woraus sie schloÃ, daà auch seine Mittel begrenzt waren. Eine flüchtige Bekannte beschrieb ihr seine Freunde, sein gesellschaftliches Leben und seine frisch angetraute rothaarige Frau. SchlieÃlich gelang es ihr, sich eine Einladung auf eine Party in Mayfair zu beschaffen.
Nicholas war noch nicht da, als sie eintraf, und sie muÃte sich mit den Aufmerksamkeiten ihres Begleiters abfinden. Er war hübsch, reich und
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