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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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erreicht hatten, steckte er den Schlüssel ins Schloß und hielt die Haustür für sie auf.
    Â»Mach schnell, Süße. Man kommt ja um vor Kälte.«
    Â»Ich hab mir einen Muskel verspannt, Clive. Diese verdammte ständige Tanzerei.«
    Er sah sie an, und seine Miene wurde ein wenig freundlicher. Die Concierge funkelte Thomasine böse an, als sie die Treppe hinaufstiegen.
    Â»Armes kleines Ding.« Clive ging langsamer. »Ich massiere ihn dir, wenn wir im Warmen sind. Wir sind gleich da.«
    Seine Wohnung lag im Dachgeschoß des Hauses: ein Wohnzimmer mit einer kleinen Kochnische und ein Schlafzimmer. Die Decken waren niedrig und schräg, die Fenster klein mit schmutzigen Scheiben. Die Möblierung war karg, es gab keine Bilder oder Fotografien, die die Schroffheit der Wände gemildert hätten. Thomasine wurde plötzlich nervös, sie wischte mit ihrem Taschentuch ein Stück der schmutzigen Fensterscheibe etwas frei und sah hinaus auf die Dächer von Paris. Beim Blick über die nach unten abfallende Stadt sah sie die glitzernde Schleife der Seine.
    Â»Wie hast du es geschafft zu entkommen, Kleines?« fragte Clive teilnahmsvoll. »Alice?«
    Thomasine schüttelte den Kopf. »Nein, ich hab Poppy gebeten. Ich mußte ihr allerdings ein Paar Strümpfe und eine Tafel Schokolade dafür geben.«
    Clive lachte. Er hatte eine Flasche Rotwein entkorkt und schenkte zwei Gläser ein. »Armer Schatz, mach dir nichts draus, ich kauf dir Strümpfe. Und Unmengen Schokolade.«
    Seine Freundlichkeit rührte sie. »Da würde ich nur fett werden und meinen Job verlieren.«
    Â»Das passiert uns bald allen«, antwortete Clive.
    Thomasine wandte sich vom Fenster ab. »Was meinst du damit?«
    Â»Ach, komm, Süße«, sagte er wegwerfend. »Dir muß doch aufgefallen sein, daß wir nicht ausverkauft sind. Ich meine, das Publikum schlägt sich nicht gerade darum, zu uns hereinzukommen, oder?« Er reichte ihr ein Glas. »Schau nicht so besorgt, Kleines. Schließlich ist es ein ziemlich schwaches Stück. Keine Spitzentitel, und die Hauptdarstellerin hat ihre besten Zeiten hinter sich, findest du nicht auch?« Er nahm einen Schluck Wein. »Komm – trink schon.«
    Der Wein vertrieb ihre Nervosität ein wenig. »Was machst du, wenn das Stück abgesetzt wird, Clive?«
    Er zuckte die Achseln. »Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, aber ich bin mir noch nicht sicher. Ich hatte ein paar Angebote. Die Frage ist, was meiner Karriere nützlich ist. Vielleicht gehe ich nach London zurück … auch Italien ist im Gespräch. Jetzt komm und setz dich neben mich, dann massiere ich dein Bein.«
    Thomasine setzte sich auf die Couch und legte die ausgestreckten Beine auf Clives Schoß. Sie versuchte, nicht an die Zukunft zu denken, sondern die Tatsache zu genießen, daß sie hier bei Clive Curran war. Seine langen, schön geformten Hände massierten ihren Wadenmuskel, so daß die Verspannung langsam nachließ.
    Â»Leg dich zurück«, sagte er. »Schließ die Augen.«
    Thomasine legte sich in die Kissen zurück und schloß die Augen. Der Wein und das Glücksgefühl hatten sie benommen gemacht. Was immer die Zukunft auch bringen würde, dachte sie, hier ist es herrlich. Sie war in Paris, zusammen mit dem Mann, den sie liebte, sie hatte eine Arbeit, die ihr gefiel, und genügend Geld zum Leben. Ihre Karriere ging gut voran. Der Choreograph hatte ihr im zweiten Akt ein kleines Solo gegeben.
    Â»Ist es besser?« fragte er.
    Sie nickte verträumt. Ihr Bein schmerzte nicht mehr.
    Er hörte jedoch nicht auf. Vorsichtig massierte er ihre Fußsohle und ihre Zehenspitzen. Dann wanderte seine Hand von den Zehen übers Schienbein zu ihren Schenkeln hinauf.
    Â»Beweg dich nicht«, sagte er. »Es macht dir Spaß, nicht wahr?«
    Sie konnte nicht sprechen. Die Anspannung war zurückgekehrt, aber es war eine andere Art Anspannung. Er beugte sich vor und küßte sie zart auf den Mund. Seine Zunge strich schnell über ihre Lippen. Dann wanderten seine Küsse ihren Hals und ihre Schultern hinab. Seine Hand glitt in den geschwungenen Ausschnitt ihres Kleids.
    Â»Dreh dich um, Süße, und laß mich deine Knöpfe öffnen.«
    Sie spürte, wie ihr Gesicht feuerrot wurde. »Das kann ich nicht, Clive. Es wäre …« Sie schaffte es, sich noch rechtzeitig

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