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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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zurückzuhalten. Es wäre ungehörig . Die alten, oft gehörten, bedeutungslosen Worte, die bei verschiedenen Gelegenheiten von ihren Tanten auf neue Kleidermoden, Einladungen zu Ausflügen und Begegnungen mit dem anderen Geschlecht angewandt wurden.
    Â»Ich möchte dich nur ansehen«, bat Clive. Sein Blick wirkte gequält. Er rieb sich die Stirn. »Du bist so schön, Thomasine. Ich hab mich den ganzen Tag furchtbar schlecht gefühlt, und jetzt fühle ich mich viel besser. Bitte . Ich möchte dich nur einfach richtig sehen.«
    Langsam richtete sie sich auf und griff an die Rückseite ihres Kleides. Ihre Hände zitterten.
    Â»Nein«, sagte Clive. »Laß mich.«
    Sie spürte, wie er nacheinander die Knöpfe öffnete und ihr das Kleid über den Kopf zog. Sie kam sich albern vor, wie sie im Unterrock auf der Couch saß. Das hungrige, drängende Gefühl hatte sie verlassen.
    Dann begann er, sie wieder zu küssen und zu streicheln. Er schmiegte den Kopf zwischen ihre Brüste, und sie schob ihn nicht weg. Sie sah auf sein kurzes, leicht gewelltes Haar hinab und küßte ihn auf den Kopf. Sie liebte es, wie er roch, wie seine Haut sich anfühlte, den Klang seiner Stimme. Als er die Träger ihres Unterrocks herunterzog und ihren Busen entblößte, hielt sie ihn nicht zurück. »Liebe Thomasine«, sagte er leise. »Was für eine weiche Haut. Was für reizende kleine Brüste.« Seine Hand tastete sich unter ihrem Unterrock voran und strich den Schenkel zu ihrem Po hinauf, bis sie sich wieder wehrte und seine Finger festhielt. Er sah sie verärgert an. »Vertraust du mir nicht, Thomasine? Liebst du mich nicht?«
    Â»Natürlich liebe ich dich, Clive. Es ist nur, daß …«
    Â»Was denn?« Seine träumerisch blauen Augen sahen auf sie hinab. Sie konnte ihm nicht antworten, weil sie nicht wußte, was er wollte oder was sie wollte. Sie wußte nicht, was er vorhatte, und wollte nicht, daß er bemerkte, wie vollkommen unwissend sie war.
    Â»Nichts.« Sie lächelte ihn an. »Nichts Wichtiges.«
    Danach stellte er fest, daß er sich, wenn auch nur für kurze Zeit, selbst nicht mochte. Sie war natürlich Jungfrau gewesen. Er war so sanft wie möglich vorgegangen, aber gegen Ende vergaß er sich immer ein wenig. Es gab eben Grenzen, wie lange die Selbstkontrolle aufrechterhalten werden konnte.
    Sie sagte nichts, als er sich von ihr abwandte. Er nahm eine Decke und warf sie über sie beide. Es war kalt im Raum, und er hatte sich nicht die Mühe gemacht, das Gasfeuer anzuzünden. Dann steckte er sich eine Zigarette an, lehnte sich zurück und legte wieder den Arm um sie.
    Â»Das erste Mal ist es nie besonders schön, mußt du wissen, Kleines. Später wirst du mehr Spaß dabei haben.«
    Als er dies sagte, bemerkte er, daß er sie wiedersehen wollte. Das überraschte ihn – denn er fand ihre bürgerliche Naivität ein bißchen langweilig und war eigentlich an dem Punkt, mit ihr Schluß zu machen. Doch gleichzeitig mußte er zugeben, daß Thomasine Thorne äußerst attraktiv war, ja zweifellos das hübscheste kleine Wesen, das ihm in letzter Zeit über den Weg gelaufen war. Er beschloß, den Dingen einfach eine Weile ihren Lauf zu lassen.
    Â»Du solltest Vorkehrungen treffen.«
    Sie sah ihn an und lächelte. Ihre Augen glänzten dunkel, auf ihrer Haut lag ein rosiger Schimmer. Als er auf sie hinabsah, wußte er, daß sie nicht die leiseste Ahnung hatte, wovon er sprach. Clive spürte plötzlich Ärger in sich hochsteigen – fast Groll. Unschuldige Pfarrerstöchter mit ihrem unstillbaren Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit gingen ihm auf die Nerven.
    Eines Samstags im März erhielt Daniel einen Brief von Nell. Nell, die fünf Jahre jünger war als Daniel, hatte sich nach Ruth Gillorys Tod um ihren Vater gekümmert, und dann, im Alter von dreizehn Jahren, nachdem Jack Gillory zur Armee gegangen war, als Dienstmädchen gearbeitet. Während der letzten Kriegsjahre hatte sie Daniel geschrieben – Briefe in schlechter Orthographie, ohne Satzzeichen und in einer kindlich runden Schrift. Wie so viele andere hatte auch er die Briefe von zu Hause hoch geschätzt und verlogene Antworten verfaßt, zum einen, weil er Nells Optimismus nicht trüben wollte, und zum anderen, weil er noch nicht über das schreiben konnte, was

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