Die geheimen Jahre
widerstehen. Sie wollte, daà er sie berührte, und spürte, daà sie ihn mehr begehrte als je zuvor.
Als der Film zu Ende war, strich sie ihr Kleid glatt, und sie verlieÃen das Kino. Fast schweigend spazierten sie zum Hyde Park. Er war immer noch ruhelos und ging zu schnell für sie. Im Park schlug sie keine Bootsfahrt und keine Eiscreme vor, sondern steuerte gleich auf das Dickicht aus Bäumen und Büschen zu, das sie schon kannte. Dort legten sie sich unter einem Fliederbusch zusammen ins Gras. Daniel breitete seine Jacke auf dem Boden aus, Fay streifte ihre Schuhe ab. Sie wollte nicht, daà sie beschmutzt wurden, ebensowenig wollte sie Grasflecken auf ihrer Bluse. Sie streckte ihm die Arme entgegen und lieà sich erneut von ihm küssen. Als er die Knöpfe ihrer Bluse öffnete, wehrte sie sich nicht.
Doch sie schob ihn weg, als seine Hand unter ihren Rock glitt. Was sie ziemliche Anstrengung kostete. Sie wollte, daà er weitermachte, wuÃte aber, daà sie ihm dies nicht gestatten durfte. » Nein , Daniel«, sagte Fay entschieden und setzte sich auf. Sie begann, ihre Bluse zuzuknöpfen.
Den Kopf in den Händen vergraben, hatte er sich von ihr abgewandt. Dann sah er plötzlich auf und sagte: »Fay, ich kann nicht so weitermachen. Willst du mich heiraten?«
Sie atmete tief ein. Ihr Herz pochte sehr schnell. »Wie könnten wir das Daniel? Wo würden wir leben?«
Er kniete neben ihr und ergriff ihre Hände. »Du erinnerst dich, daà ich dir von dem kleinen Anwesen meiner Mutter erzählt habe. Nun, gerade ist ein Stück angrenzendes Land zum Verkauf angeboten worden. Es ist nicht viel, Fay, aber es reicht zum Leben, wenn wir sparsam sind. Ich werde hart für dich arbeiten, das verspreche ich.«
Seine letzten Worte hörte sie kaum. Eine Brise war aufgekommen und raschelte durch die Büsche und das Gras, aber sie achtete nicht darauf. »Du kaufst dieses Land?« fragte sie. »So daà es zu deiner Farm gehört?«
»Ja. Mehr oder weniger. Es ist herrlich, Fay. Wundervoller Boden. Ich möchte, daà du es siehst. Es wäre toll, wenn du dort mit mir leben würdest.«
Drakesden, dachte sie. Mrs. Fay Gillory von Drakesden. Es klang vornehm.
»Das Cottage ist ziemlich heruntergekommen â ich werde eine Weile brauchen, um es wieder auf Vordermann zu bringen. Aber es macht dir doch nichts aus, ein oder zwei Monate zu warten, Fay?«
Langsam schüttelte sie den Kopf. Sie stellte sich vor, im Garten eines malerischen kleinen Landhauses zu sitzen, ähnlich denen auf den Schokoladeschachteln. Mit rosagetünchten Wänden vielleicht, kleinen Fenstern, an denen gemusterte Vorhänge hingen, und einem ordentlichen strohgedeckten Dach. Mrs. Fay Gillory von Drakesden. Die Frau des Captains. Sie würde ein geblümtes Kleid tragen und einen breitrandigen Hut.
»Willst du mich heiraten, Fay?«
Sie spürte, wie eine Woge der Erleichterung über sie kam. SchlieÃlich hatte sie es doch hingekriegt. Nicht zu nachgiebig, nicht zu streng. Sie gratulierte sich dafür, daà sie am Ziel war.
Fay lächelte Daniel an. »Ja, das will ich. Natürlich will ich das.«
Clive erinnerte Thomasine an den wilden Wein und das Vordach, und Thomasine entwickelte groÃe Geschicklichkeit, aus dem Fenster im ersten Stock zu klettern und zu Clive zu laufen, der an der StraÃenecke auf sie wartete. Manchmal, wenn sie die Hände voller Weinlaub hatte und mit den Schuhen auf dem schmiedeeisernen Vordach ausrutschte, war Thomasine entsetzt über sich selbst. Sie wuÃte, daà sie etwas sehr Schlimmes anstellte, und sie konnte sich vorstellen, wie betrübt ihre Tanten wären, wenn sie davon erführen. Sie müssen es ja nicht erfahren, beruhigte sie sich. Solange sie nichts davon erzählte und ihren Job nicht verlor, würde auch niemand etwas davon erfahren.
Wenn sie mit Clive zusammen war, hatte sie keinerlei Schuldgefühl. In seinem Bett in seinen Armen zu liegen kam ihr vollkommen normal vor. Und auch was sie zusammen machten, fühlte sich langsam immer besser an, ganz wie er prophezeit hatte. Sie wuÃte jetzt, was ihr im Leben gefehlt hatte. Sie brauchte jemanden, den sie lieben konnte: jemanden wie Clive, der intelligent, gut aussehend und kultiviert war. Sie war jetzt erwachsen, kein unschuldiges Kind mehr, sondern eine Frau, die ihre Geschicke in ihre eigenen Hände nehmen
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