Die geheimen Jahre
herum. Sein gestärktes weiÃes Hemd knisterte, als er umständlich die Manschettenknöpfe abnahm. Thomasine sah auf das groÃe Doppelbett mit den quadratischen Kissen und der Steppdecke.
Natürlich, sie hatten heute ja geheiratet. Sie fühlte sich nicht als Nicholasâ Frau â eher als seine Freundin oder vielleicht seine Schwester. Aber Ehen muÃten vollzogen werden.
Doch diese Ehe konnte noch nicht vollzogen werden. Sie spürte, wie ihr Gesicht heiÃer und röter wurde und ihr der Schweià auf der Stirn ausbrach. Als Nicholas seinen Pyjama angezogen hatte und sich neben sie auf die Bettkante setzte, wuÃte sie, daà sie den Moment nicht länger hinausschieben konnte.
»Nicholas. Es tut mir leid. Ich kann nicht â¦Â«
»Ich werde dir nicht weh tun«, sagte er. »Ich würde dir nie weh tun, Thomasine â das muÃt du mir glauben.«
Sie haÃte sich. »Es ist nicht deswegen. Es ist nur, daà ich â heute nacht nicht kann. Ich habe meine Periode, verstehst du?«
Schmerz und die Erschöpfung vermischten sich mit einer Woge der Erleichterung. Sie hatte die richtigen Worte gefunden, die passende Lüge. Als sie zu Nicholas aufblickte, war sie überrascht, auch in seinem Gesicht Erleichterung zu erkennen, die mit Verlegenheit vermischt war.
»Oh. Ich wuÃte nicht â¦Â«
Ihr gelang ein Lächeln. »Wie solltest du auch? Es ist einfach der falsche Zeitpunkt.«
Zögernd sagte er: »Soll ich ein anderes Zimmer nehmen? Möchtest du lieber allein sein?«
»Nein. Das ist nicht nötig. Wir können uns doch aneinanderkuscheln, oder?«
Sie stiegen gemeinsam ins Bett, und Nicholas knipste das Licht aus. Zuerst berührte er sie nicht, aber dann schlang er die Arme um sie, und sie schmiegten sich aneinander. Langsam begann der Schmerz in ihrem Bauch nachzulassen.
SchlieÃlich schlief Nicholas ein. Erst jetzt begannen leise Tränen über Thomasines Gesicht zu rinnen. Sie war froh, in Nicholas Blythes Armen zu liegen, froh, nicht allein zu sein.
Daniel und Fay heirateten im September. Die Hochzeitsfeier wurde im Haus von Fays Eltern in Kilburn abgehalten. Es war eine gezwungene, verkrampfte Angelegenheit. Fays jüngere Schwestern schwiegen vor lauter Sorge, sich wohlzuverhalten, und Daniels Schwester Nell, die zum erstenmal in London war, gab aus Schüchternheit ebenfalls keinen Ton von sich. Hattie und Fays Mutter bemühten sich, die Konversation in Gang zu halten. Die mit Schinken und Eiern belegten Sandwiches schwitzten in der heiÃen Septembersonne, und der Zuckerguà auf dem Hochzeitskuchen splitterte, als Daniel und Fay das erste Stück abschnitten.
Am Nachmittag stiegen sie an der Liverpool Street Station in den Zug nach Ely, und Daniel nahm ein Taxi, das sie von Ely nach Drakesden brachte. Sie hatten schweres Gepäck, und Fay trug leichte, hochhackige Schuhe.
»Dort vorn«, sagte Daniel, als sich das Taxi dem Cottage näherte.
Er nahm Fays Koffer und seinen Militärsack heraus. Es war früher Abend, und es herrschte noch immer schönes, klares Wetter. Daniel warf seinen Sack über die Schulter und nahm den Koffer.
Wie immer, wenn er nach langer Abwesenheit nach Drakesden zurückkehrte, lieà er den Blick über seinen Acker und über das Feld, das einst den Blythes gehört hatte, bis hinüber zum Deich schweifen. Der Deich zeichnete sich als grüne Linie gegen den Himmel ab. Und der Himmel war weit.
Dann blickte er sich nach Fay um. Sie sah so schön aus in ihrem cremefarbenen Kleid mit dem SträuÃchen aus Rosenknospen, das er ihr am Morgen gebracht hatte und das noch immer an ihrer Brust steckte. Doch er konnte den Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht deuten. Er wartete, daà sie etwas sagte, vielleicht eine Bemerkung machte über die viele Arbeit, die er in das Grundstück gesteckt hatte, oder über die Schönheit ihres neuen Heims. Doch sie sagte nichts. Sie war natürlich müde. Es war ein langer, verwirrender Tag gewesen. Und vielleicht hatte sie ein wenig Heimweh.
Daniel drückte ihre Hand. »Wir müssen leider durch die Hintertür reingehen, Fay. Die Vordertür ist seit Ewigkeiten zugenagelt.«
Sie sah vom Cottage aufs Feld und wieder zum Cottage zurück. »Das ist es? Das? «
Erst jetzt erkannte sie, wie sehr sich Drakesden von allem unterschied, was sie kannte. »Es ist nur ein kleines Cottage, Liebling,
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