Die geheimen Jahre
aber für eine Weile wird es uns reichen. Und wenn ich Geld übrig habe, können wir leicht ein, zwei Räume anbauen. Es gibt genügend Land.«
Fay antwortete erregt: »Aber ich dachte â ich dachte, es wäre mit Stroh gedeckt  â¦Â«
Daniel versuchte ihr zu erklären: »Einige der Häuser im Dorf sind mit Riedgras gedeckt, aber mein Vater lieà das Cottage in dem Jahr, in dem er meine Mutter heiratete, mit Ziegeln decken. Er war Hufschmied, verstehst du, und Riedgras hätte eine zu groÃe Brandgefahr bedeutet.«
Sie starrte ihn an. »Dein Vater war Hufschmied?«
Er nickte. »Ich hab ihm früher geholfen. Es gab einen Anbau an dieser Wand, aber während des Krieges ist er baufällig geworden. Ich bau dir was Besseres, Fay, das verspreche ich. Und jetzt â¦Â«
Er hob sie hoch. Als sie zu ihm aufsah, glänzten ihre dunklen Augen, und ihr Gesicht war ein wenig gerötet. Wie federleicht sie doch ist, dachte er, als er sie über die Schwelle trug. Plötzlich war er sich der groÃen Verantwortung bewuÃt, die er übernommen, und des Versprechens, das er am Morgen abgelegt hatte: daà es jetzt seine Pflicht war â und zwar allein seine â sie zu beschützen.
Vorsichtig setzte er sie ab und bemerkte, daà sie leicht zitterte. »Ich weiÃ, es ist nicht viel, Fay, aber es gehört uns. Ich werde hart für dich arbeiten, das verspreche ich, und es wird bald besser. Das Land ist gut und fruchtbar, und wer weiÃ? Vielleicht kann ich bald mehr dazukaufen. Ich werde Tag und Nacht arbeiten, das schwöre ich«, beruhigte er sie.
»Aber wo sollen wir essen?« fragte Fay und sah sich plötzlich um. »Und wo schlafen wir?«
»Wir essen hier drinnen. Früher paÃten sieben von uns an den Tisch. Aber ich baue dir bald ein Wohnzimmer, dort, wo früher der Anbau gestanden hat. Ich breche eine Tür durch, und dann kannst du Einladungen zum Tee geben, wann immer du willst.«
Langsam begann sie, wieder etwas zuversichtlicher auszusehen. Vorsichtig nahm Daniel ihren lavendelfarbenen, enganliegenden Hut ab, um sie aufs Haar zu küssen.
»Und was das Bett anbelangt â nun, das kann ich dir zeigen.«
Er führte sie zum Fuà der Leiter. Dort nahm er sie in die Arme und küÃte sie auf Stirn, Wangen, Mund und Hals. Dann stieg er nach ihr die Leiter hinauf.
Als Daniel ihr beschrieb, was er mit dem Cottage und der Farm vorhatte, begann Fay die Dinge mit seinen Augen zu sehen und war beruhigt. Er würde auf einer Seite der Küche ein Wohnzimmer anbauen und auf der anderen Seite eine Spülküche und ein Badezimmer. Oben würde er ein zweites Schlafzimmer ausbauen. Und er würde die primitive Leiter durch eine richtige Treppe ersetzen.
Doch wenn Daniel nicht da war, verflogen die Träume bald wieder. Fay brauchte ihn, um ihre schwache Einbildungskraft in Gang zu bringen. Wenn er auf der Farm arbeitete, was er ihrer Meinung nach immer tat, kehrte ihre Unzufriedenheit schnell zurück, und sie sah nur die Schäbigkeit des winzigen Hauses, und das flache, nichtssagende Land kam ihr noch trostloser vor.
Doch sie gab sich Mühe. Der gleiche Ehrgeiz und Wille, der sie dazu angetrieben hatte, im Morgengrauen aufzustehen und von Kilburn nach Kensington zu fahren und trotz ihrer beengten Wohnverhältnisse immer hübsch auszusehen, half ihr jetzt bei dem Versuch, aus ihrer Ehe etwas zu machen. AuÃerdem stellte sie fest, daà Daniel zwar nicht der Gutsbesitzer war, für den sie ihn gehalten hatte, aber dennoch in dem kleinen Dorf respektiert wurde. Der Pfarrer sprach gute zehn Minuten mit Daniel und Fay, als sie ihn eines Tages auf der StraÃe trafen, und verschiedene Nachbarn inspizierten das Feld und das Cottage und beglückwünschten Daniel zu den Verbesserungen, die er vollbracht hatte. Fay bot den Nachbarn Tee und Kuchen an, obwohl sie sie insgeheim verachtete. Sie trugen schreckliche Kleider, die seit zwanzig Jahren auÃer Mode waren, und sprachen in einem schleppenden, häÃlich klingenden Dialekt. Im Gegensatz zu Daniel konnte sie sich kaum vorstellen, sich je mit einer dieser Frauen anzufreunden. Sie waren nicht nach ihrem Geschmack, ganz abgesehen davon, daà sie nie wirkliche Freundinnen gehabt hatte. Phyllis war nützlich gewesen, eine notwendige Begleiterin für Kinobesuche und Schaufensterbummel, mehr aber nicht.
Sie gab sich alle Mühe, mit den
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