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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Unannehmlichkeiten des Hauses und Dorfes zurechtzukommen. Der Lebensmittelladen war erbärmlich – ein paar mit Fliegendreck besudelte Dosen, ein verrostetes Reklameschild für Waschmittel und nichts Interessantes zum Anschauen im Ladeninnern. Sie ging mit Daniel auf den Markt nach Ely, und Gott sei Dank hatte Ely ein bißchen mehr zu bieten. Etwa einmal pro Woche kam ein Hausierer vorbei, bei dem sich Fay ein paar Bänder oder ein Stück Stoff kaufte. Sie war entschlossen, auf sich zu achten und sich nicht gehenzulassen wie so viele Frauen im Dorf.
    Es war alles so anders als in London. Oft wachte sie nachts auf, irritiert von der ländlichen Stille. Man konnte nirgendwohin spazieren, nichts ansehen. Kein Kino, kein Theater, keine Modegeschäfte. Fay rechnete es Daniel hoch an, daß er nicht von ihr erwartete, auf dem Feld zu arbeiten. Viele der Frauen im Dorf halfen ihren Männern auf dem Feld, was Fay zutiefst verachtete. Mit ihren Strohhüten und alten Kopftüchern, ihren formlosen schwarzen Röcken und Schürzen aus Sackleinen sahen sie wie schmutzige Mägde aus, fand Fay. Einige der Frauen halfen beim Torfstechen. Schon in mittleren Jahren war ihr Rücken gekrümmt und ihr Gesicht für immer zu Boden gerichtet.
    Daniel brachte Fay bei, die Hühner zu füttern und nach Eiern zu suchen. Sie fand die Hühner mit ihren rotlidrigen Augen und dem albernen nickenden Gang häßlich. Aber in einer Ecke des Gartens die warmen, braungesprenkelten Eier zu finden war einigermaßen befriedigend. Den Schweinestall würdigte sie keines Blicks, denn das Schwein mit seinen kleinen dummen schwarzen Augen machte ihr angst.
    Das Cottage selbst war unbequem und schwer in Schuß zu halten. Schmutz sammelte sich in den Ritzen des Ziegelbodens, und auf den Fenstersimsen und der Kaminumrandung schien immer eine graue Staubschicht zu liegen. Das Wasser mußte jeden Tag aus der Regentonne oder dem Brunnen geholt werden. Das Wasserklosett war ein Alptraum: Der Latrinenmann leerte es zwar täglich, aber Fay konnte sich nicht dazu überwinden, es zu putzen. Der Küchenherd mit den vielen Türen, Rohren und Platten war unmöglich. Zu Hause hatte immer ihre Mutter für sie gekocht. Fay kochte nicht gern.
    Während Daniel eines Tages draußen arbeitete, machte sie eine Pastete. Das Steak, das sie beim Metzger gekauft hatte, kostete fast soviel, wie sie für die ganze Woche zur Verfügung hatte, und der Teig wollte nicht zusammenhalten. Sie war jedoch sicher, daß sie köstlich schmecken würde, wenn sie fertig wäre. Daniel beklagte sich nie über ihre Kochkünste, doch in letzter Zeit hatten sie eine Menge Dosensuppen und Sardinen gegessen.
    Sie hatte vergessen, nachzuschüren, und das Feuer war bereits vor Stunden ausgegangen. Also schob Fay Torf in den Herd, wie Daniel es ihr gezeigt hatte, und legte eine Handvoll Anzündholz darauf. Dann kniete sie sich auf den Ziegelboden und zündete das Streichholz an. Das Anzündholz flammte auf, verglühte und ging aus. Fay entzündete ein weiteres Streichholz – mit dem gleichen Ergebnis. Dann stocherte sie mit dem Schürhaken den Torf auf und entzündete ein drittes Streichholz. Ihre Knie taten weh, und sie bekam Kopfschmerzen.
    Als sie ein Dutzend Streichhölzer verbraucht hatte und das Feuer noch immer nicht brennen wollte, nahm sie eine Handvoll Streichhölzer, legte sie auf das Anzündmaterial und warf ein brennendes Streichholz darauf. Dann hielt sie das Gesicht an die Ofentür und blies hinein. Schwarzer Rauch schlug ihr entgegen, und sie rang hustend nach Luft.
    Â» Verdammtes Ding!« rief sie aus, erhob sich und stampfte mit dem Fuß auf.
    Von der Tür hörte sie Daniel sagen: »Du siehst aus wie eine Figur aus Tausend und einer Nacht . Du bist ganz schwarz.«
    Tränen der Wut kullerten ihr übers Gesicht und hinterließen Spuren in dem Ruß. »Der Ofen funktioniert nicht! Mit dem verdammten Ding ist was nicht in Ordnung!«
    Daniel warf einen Blick in die Ofentür. »Du hast feuchten Torf genommen, das ist alles. Der trockenste ist auf dem Stapel an der Wand.« Er richtete sich auf. »Ach, Liebling, wein nicht. Du gewöhnst dich schon noch daran.«
    Â»Nie!« rief Fay. »Nie!«
    Daniel tunkte sein Taschentuch in den Wassereimer. »Er hat eben seine Mucken, das ist alles.« Er drückte Fays Schulter. »Die meisten der anderen

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