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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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schwarze Rauchwolke, die aus der Küchentür quoll.
    Â»Die Pastete!« rief Fay und rannte ins Cottage.
    Weit fort von London und den ganzen Tag an der frischen Luft arbeitend, verbesserte sich Daniels Gesundheit schnell. Zwar tat ihm am Ende des Tages sein Bein weh, aber das waren normale Ermüdungsschmerzen. Nachts schlief er tief und fest und wachte früh am Morgen auf, um die Tiere zu füttern. Fay schlief ein, zwei Stunden länger. Er liebte es, sie im Schlaf zu beobachten, während er sich anzog.
    Er arbeitete von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, und während er arbeitete, spürte er, wie die Schatten der vergangenen Jahre, die Erinnerungen an den Krieg und seine Nachwirkungen immer mehr von ihm abfielen. Seine Furcht vor geschlossenen Räumen machte ihm nicht mehr zu schaffen, weil hier draußen nichts abgeschlossen war. Immer seltener hörte er des Nachts die Schreie seiner im Schlamm gefangenen Kameraden. Wenn er schlecht träumte, lag Fay neben ihm, um ihn festzuhalten, bis er sich beruhigte.
    Er begann wieder zu lesen, lieh sich Bücher aus der Bibliothek in Ely, gelegentlich kaufte er welche in Antiquariaten. Manchmal, beim Graben oder Pflügen, formten sich Sätze in seinem Kopf. Bruchstücke von Geschichten, Erinnerungen an die Dinge, die er gesehen hatte. Er schrieb sie nicht auf: Er hatte Angst, die wenigen Worte könnten sich auflösen und verschwinden, sobald er die Feder ansetzte, und er bliebe genauso stumm und verwirrt zurück wie zuvor.
    Zum Pflügen hatte er sich ein altes Armeepferd gekauft. Nelson war ein beschädigtes und nervöses Opfer der Somme-Schlacht. Wie sein Namensvetter hatte er nur ein Auge, wie Daniel scheute er Lärm und geschäftiges Treiben. Aber er war ein gutes Arbeitstier, und wenn man ihn aufmerksam und respektvoll behandelte, ließ er sich reiten. Geduldig zog Nelson den Pflug und die Egge über Daniels siebeneinhalb Hektar Land und bereitete den Boden für die Frühjahrssaat vor.
    Im Laufe dieses ersten Herbstes seiner Ehe hatte Daniel das Gefühl, daß sich nach sechs Jahren der Irrungen alles zum Guten für ihn fügte. Er wußte, daß er sein Schicksal in die Hand nehmen konnte, und er tat sein Bestes, damit auch Fay zufrieden war. Sie fand es jedoch schwieriger, sich ans Landleben zu gewöhnen, als sie gedacht hatte. Noch immer konnte sie sich mit den wenigen Läden und der körperlichen Arbeit, die das Landleben notwendig machte, nicht abfinden. Daniel achtete darauf, den Großteil der schweren Verrichtungen selbst zu übernehmen. Es schwor sich, nie ein Arbeitstier aus Fay zu machen: Die Erinnerung an seine Mutter, deren Körper von den ständigen Schwangerschaften verunstaltet und deren Hände von der Plackerei rot und schrundig waren, ließ ihn nie los. Das Beispiel seiner Mutter vor Augen, achtete er darauf, daß Fay nicht gleich schwanger wurde. Es war besser, die Mutterschaft ein oder zwei Jahre aufzuschieben, bis die Farm richtig lief und ein wenig Geld auf die Seite gelegt war. Daniel wollte seinen Kindern das bieten, was er selbst hatte entbehren müssen: Schulbildung, ohne den Zwang, schon in jüngsten Jahren arbeiten zu müssen.
    Er versuchte, Fay die Fens zu erklären, und war sicher, wenn sie die komplizierte Beschaffenheit dieses schwierigen Lands verstünde, würde sie es auch lieben lernen. Eines regnerischen Nachmittags überredete er sie, Galoschen und Jacke anzuziehen und mit ihm den Deich entlangzuspazieren.
    Â»Ich ruiniere mir das Haar«, wandte sie ein. »Es regnet.«
    Sie räumte gerade die Überreste ihres Mittagessens weg, eine seltsame Kombination aus matschigen Rühreiern und Sardinen aus der Büchse.
    Â»Es nieselt doch nur ein bißchen«, antwortete Daniel geduldig. »Schau – im Osten klart’s schon auf.«
    Schließlich zog sie ihre Galoschen an und band sich ein Tuch um den Kopf. Daniel nahm ihren Arm, als sie über den Hof und durch den Garten gingen.
    Â»Die Hühner machen sich gut«, sagte er. »Letzte Woche hast du fast drei Dutzend Eier gesammelt, Fay.«
    Â»Der Pfarrer hat eineinhalb Dutzend abgenommen«, antwortete sie. »Es wäre schön, wenn du auch in die Kirche gehen würdest, Daniel. Da könnten wir ein paar Leute kennenlernen.«
    Diese Unterhaltung hatten sie bereits geführt, und er hatte vergeblich versucht, ihr zu erklären, daß ihm derlei Dinge

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