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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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wenig abseits, das Dorf Drakesden, ihr Cottage und ihr Acker, auf der anderen die Insel. Rechts von Daniel gehörten alle Felder zur Abbey.
    Â»Ich würde gern mehr kaufen«, erklärte er. »Ich würde dieses Feld gern haben – und das dort.« Er deutete auf die gepflügte schwarze Erde vor ihnen. »Dann hätte ich mehr als zehn Hektar, was mich berechtigen würde, Inspektor der Entwässerungskanäle zu werden. Die Entwässerung im Südteil ist in einem verheerenden Zustand – und niemand unternimmt etwas dagegen, bis es einen schlimmen Winter gibt und alles überschwemmt wird. Wenn ich Aufseher wäre, könnte ich vielleicht jemand in den Hintern treten.«
    Â»Daniel« , sagte Fay tadelnd. Und dann: »Wann wirst du diese Felder kaufen?«
    Â»Ich weiß es nicht.« Er verzog das Gesicht. »Wenn ich genug Geld habe. Wenn sie zum Verkauf stehen.«
    Wenn die Blythes ein bißchen mehr von ihrem Land hergeben müssen, um ihre Pfauen, ihre Brunnen und ihre teuren Juwelen zu bezahlen, dachte er. Bald .
    Sie war ein Stückchen von ihm weggegangen, den Wall hinunter, auf die Gruppe von Krüppelbäumen zu, die am Rand von Hatties Feld standen. Er fragte sich, ob Nicholas Blythe schon wußte, daß er, Daniel Gillory, den Nicholas für einen Dieb und Lügner hielt, das Land bestellte, das einst seiner Familie gehört hatte. Es war eine kleine, aber wohltuende Rache. Das Land, das er jetzt bebaute, würde ihm bis nächsten Sommer wenig einbringen, außerdem gab es immer noch die Schulden an Hattie, die zurückbezahlt werden mußten. Das Geld, das er von dem Jahr in der Werbeagentur gespart hatte, schmolz schnell dahin. Die anfänglichen Ausgaben für die Farm waren unvermeidlich groß gewesen, obwohl er soweit wie möglich gebrauchte Geräte gekauft hatte. Für den Haushalt brauchte Fay mehr, als er sich ursprünglich ausgerechnet hatte, und obwohl die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse im Moment hoch waren, war Daniel nicht überzeugt, daß sie so hoch bleiben würden. Er wußte, daß er im ersten Jahr sehr aufpassen mußte.
    Â»Daniel! Daniel! «
    Fays Stimme unterbrach seine Gedanken. Er hörte Angst aus ihren Rufen, und auch ihm brach Angstschweiß auf der Stirn aus, als er den Hang hinab auf sie zulief. Sie stand in der Baumgruppe. Ihr Gesicht war bleich, ihre Züge starr vor Schreck.
    Â»Liebling – was ist?«
    Mit zitterndem Finger deutete sie auf die schlammigen Wurzeln eines Weißdornstrauchs. Eine braune Schlange hatte sich dort zum Schutz vor dem Regen zusammengerollt. Fay schluchzte.
    Â»Das ist doch bloß eine Ringelnatter«, sagte Daniel sanft, zog sie an sich und streichelte sie. »Sie tut dir nichts, Liebes.«
    Â»Ich dachte – ich dachte, sie würde mich beißen …«
    Ringelnattern beißen nicht, Liebling. Ehrlich.«
    Er begann, sie zu küssen, seine Lippen strichen über ihre feuchten Lider, ihren nassen Mund. Mit den Fingern strich er durch ihr dunkles Haar und drückte sie an sich. Die Schlange entringelte sich und glitt ins höhere Gras auf dem Deich davon, und Daniel zog Fay zu Boden und liebte sie. Der Duft ihrer Haut vermischte sich mit dem Geruch der warmen, nassen Erde.
    Lady Blythe sah ihn eines Morgens auf dem Weg zur Kirche. Wegen seines Rheumatismus verließ William das Haus immer seltener, und der anhaltende Nieselregen hielt sie davon ab, zu Fuß zu gehen. Kerzengerade aufgerichtet saß sie daher im Fond des Daimlers und fuhr mit einer Geschwindigkeit von zehn Meilen in der Stunde über die holperige Straße.
    Er kam ihr vom anderen Ende des Dorfs entgegen und ging in Richtung Kirche. Er fiel ihr auf, weil er trotz des Regens und obwohl Sonntag war keine Kopfbedeckung trug. Ein schmuddeliger junger Mann, dachte sie verächtlich, bevor sie ihn erkannte. Wie sehr doch seit dem Krieg die guten Sitten verkommen waren. Die junge Frau neben ihm trug Hut und Mantel, beides lavendelfarben. Die kleinen Gestecke aus Seidenblumen an Hut und Mantel wurden vom Regen platt gedrückt. Sie sieht vulgär aus, dachte Gwendoline Blythe. Ihr Mund schien mit Lippenstift bemalt zu sein. Für die Kirche !
    Der Daimler hielt vor dem Friedhofstor. Das junge Paar war fast an der Kirche angekommen. Der Chauffeur öffnete die Tür, und Lady Blythe im ganzen Prunk ihrer altmodischen Röcke und Mäntel ließ sich

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