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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hatte eine blühende Gesichtsfarbe und rötliches Haar. Er blinzelte. »Blythe? Gütiger Himmel, du bist es? Hab dich seit Jahren nicht mehr gesehen, altes Haus.«
    Nicholas erinnerte sich, daß er Bobby Monkfield in Winchester nicht gemocht hatte. »Ich war eine Weile im Ausland und davor auf dem Familiensitz. Meine Frau und ich sind erst heute morgen nach London zurückgekommen.«
    Er spürte immer noch großen Stolz und konnte es eigentlich immer noch nicht recht glauben, wenn er »meine Frau« sagte. Noch immer konnte er sein Glück nicht fassen, daß er Thomasine in Paris gefunden und noch weniger, daß sie ihn tatsächlich geheiratet hatte. Seine alten Ängste verblaßten jetzt oft angesichts einer neuen Furcht: daß sie ihn verlassen würde, wenn sie entdeckte, daß er nur die nutzlose äußere Hülle eines Mannes war. Seine fruchtlosen Versuche im Bett mußten ihr die Wahrheit bereits verraten haben.
    Er griff in die Tasche, suchte nach seinem Zigarettenetui und nahm Thomasines Hand, um sie nach vorn zu führen. »Das ist Thomasine – wir haben vor sechs Monaten geheiratet.«
    Lavender Monkfield starrte Thomasine an. »Das wissen wir schon. Wir alle haben gehört, daß Nicky Blythe eine stürmische Romanze mit einer französischen Ballettänzerin hatte. Wirklich zu aufregend.«
    Nicholas bemühte sich, ein paar Fehler zu berichtigen. »Thomasine ist nicht Französin, sondern Engländerin. Wir kannten uns schon vor dem Krieg.«
    Â»Wie romantisch .«
    Nicholas’ Zigarettenetui war leer. Er fühlte sich gereizt und nervös. In Frankreich war es leicht gewesen zu vergessen, daß er mit seiner Heirat gegen die Regeln verstoßen hatte. Unfähig, den Gedanken beiseite zu schieben, dachte er an seine Mutter. Er fürchtete sich vor dem unvermeidlichen Theater.
    Eine Stimme sagte: »Nimm eine von mir, alter Junge.«
    Der blonde Mann, der ihn kurz an Richardson erinnert hatte, hielt ihm ein Zigarettenetui hin. Ein Feuerzeug flammte auf. Nicholas beugte sich hinunter und inhalierte den Rauch.
    Â»Simon Melville«, sagte der Mann und streckte die Hand aus.
    Nicholas’ Freund Bobby stellte Thomasine alle Anwesenden vor.
    Â»Das ist meine große Schwester Lavender, und das ist Lavvies Verlobter Maurice Douglas. Das hier ist – wie man unschwer erkennt – Tiny, und das sind Lois, Rosemary und Bunty. Dieser Clown hier ist Teddy Sefton, und der Bursche mit der grellen Krawatte ist Teddys kleiner Bruder Colin. Und das hier ist mein großer Kumpel Simon.«
    Genau wie Nicholas wußte Thomasine, daß die Zeit der Abrechnung gekommen war. Gesichter starrten sie an, Willkommensgrüße wurden gerufen, jemand zog einen Stuhl heran, und sie setzte sich.
    Â»Ihr eßt doch mit uns«, sagte Lavender Monkfield.
    Â»Wir haben schon gegessen.«
    Â»Dann einen Drink.« Lavender winkte dem Ober. »Alle behaupten, die Blythes seien einfach wütend . Über Sie und Nicky, meine ich. Hat man dem armen Nicky den Geldhahn zugedreht?«
    Thomasine lachte. »Nicht daß ich wüßte.«
    Ihre momentanen finanziellen Schwierigkeiten seien nur vorübergehend, hatte Nicholas ihr erklärt. Die ausgedehnten Flitterwochen in Frankreich hatten den Rest seiner Abfindung verbraucht, außerdem seinen letzten Armeesold und das kleine Erbe, das ihm ein im Krieg gefallener Onkel hinterlassen hatte. Sie kehrten nur vorübergehend nach England zurück, hatte Nicholas gesagt, um die langweiligen finanziellen Angelegenheiten zu regeln und sich – hoffentlich – die regelmäßige Zuwendung von Drakesden Abbey zu sichern, die einem verheirateten Mann angemessen war.
    Â»Schrecklich ungezogen von Nicholas«, fuhr Lavender fort. »Mama hat mir gesagt, daß Lady Blythe schon eine Menge Debütantinnen organisiert hatte. Ihr habt auf einem Standesamt geheiratet, nicht wahr? Was für ein Heidenspaß, niemand was zu verraten – um dann den Ausdruck auf den Gesichtern der Familie zu sehen …«
    Â»Vielleicht«, warf ein Mann neben Lavender ein, »waren sie ja verliebt.«
    Â»Ich meinte ja nicht …«, setzte Lavender an. Unter der dicken Puderschicht nahm ihr Gesicht die gleiche dunkelrote Farbe an wie das ihres Bruders. »Ich wollte damit nicht sagen, Teddy …«
    Â»Tatsächlich haben wir im britischen Konsulat geheiratet«, warf

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