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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Türen nach außen geöffnet hatte, sodass es vergleichsweise kühl war. Kaum hatten wir uns eine Minute in diesem Raum aufgehalten, als eine vertraute Stimme durch die Menschenmenge schrillte: »Huhu! Miss Austen! Miss Austen!« Und schon erblickten wir Mrs. Jenkins, die sich eifrig einen Weg durch die Menge bahnte und einen wahrhaft ehrfurchtgebietenden Anblick in Satin und Perlen bot. Sie hatte ihre Nichte Isabella im Schlepptau.
    Mein Herz machte vor Überraschung und Schrecken einen kleinen Sprung, besonders als ich Isabella sah, die in ihrem Kleid aus zartrosa Seide jung und hinreißend aussah und sich das Haar mit einem farblich passenden Band und einem kleinen Blumenstrauß geschmückt hatte.
    »Meine Damen! Meine Damen!«, rief Mrs. Jenkins, als sich die beiden mit rauschenden Röcken zu uns durchgekämpft hatten. »Wie wunderbar! Es ist ja Ewigkeiten her,einfach Ewigkeiten! Isabella, du erinnerst dich doch noch an Jane und Cassandra Austen? Sie sind liebe Freundinnen aus Southampton, die leider fortgezogen sind.«
    »Wie schön, Sie wiederzusehen«, sagte Isabella, streckte mir ihre Hand entgegen und lächelte kühl zu uns herüber.
    Mir fiel wieder ein, dass Mrs. Jenkins bei unserer ersten Begegnung Isabella versprochen hatte, auch nach ihrer Heirat weiterhin mit ihr nach London zu reisen. Hatte die Hochzeit bereits stattgefunden?, fragte ich mich. Isabellas lange weiße Handschuhe machten es mir unmöglich, zu sehen, ob sie einen Ehering trug. »Wie wunderbar, Sie hier zu sehen«, sagte ich lächelnd, obwohl mein Herz so laut klopfte, dass ich kaum denken konnte. »Sie sehen beide ganz hervorragend aus.«
    »Oh, vielen Dank!«, erwiderte die ältere Frau. »Ich kann nicht klagen. Solange ich jeden Morgen mit einem Lächeln auf dem Gesicht aufstehen kann und den Tag über mit meiner Nichte Schritt halte, bin ich zufrieden.« Sie erkundigte sich nach unserer Mutter und fragte uns, wie es uns in unserem neuen Zuhause gefiel. Als sie unsere Antworten gehört hatte, die zu ihrer Zufriedenheit ausfielen, fügte sie eine weitere Frage hinzu: »Was bringt Sie nach London?«
    »Wir besuchen meinen Bruder Henry«, sagte ich zurückhaltend.
    »Wie lange sind Sie beide bereits in der Stadt?«, erkundigte sich Cassandra.
    »Sei Anfang der Saison«, antwortete Mrs. Jenkins.
    »Es war einfach himmlisch!«, schwärmte Isabella. »Zunächst war da die Jahresausstellung in der Royal Academy, dann eine Reihe herrlicher Bälle und Gesellschaften, das Derby und natürlich Ascot. Mein Kopf schwirrtnur so, wenn ich daran denke. Aber nun«, schmollte sie, »ist die Saison beinahe vorbei. Alle Damen überlegen, auf welchen Landsitz sie reisen wollen und wen sie dort treffen werden. Und die Männer reden nur über Moorhühner, Moorhühner, nichts als Moorhühner.« 42
    »Sie freuen sich doch sicherlich darauf, nach all der Zeit wieder aufs Land zurückzukehren, Miss Churchill«, meinte ich, während sich mir der Magen fester zusammenzog als ein Seemannsknoten. »Oder sollte ich … sollte ich Sie bereits Mrs. Ashford nennen?«
    Isabella runzelte die Stirn. »Sie können doch nicht wirklich glauben, dass ich bereits verheiratet bin, Miss Austen! Sonst hätte ich sicher nicht so lange hier bei meiner Tante bleiben und mich so herrlich amüsieren dürfen.«
    »Aber sie wird bald heiraten«, mischte sich Mrs. Jenkins fröhlich ein. »Die Hochzeit soll in der letzten Dezemberwoche stattfinden. Isabella wird eine Weihnachtsbraut.«
    »Wie schön«, erwiderte ich und fügte rasch hinzu: »Wie kommen Sie mit Ihrem Schreiben voran, Miss Churchill?«
    Isabella starrte mich verständnislos an. »Mit meinem was?«
    »Ihrem Schreiben.« Ich wandte mich Mrs. Jenkins zu und erklärte: »Miss Churchill und ich hatten das Vergnügen,einander letztes Jahr in Derbyshire zu begegnen, wo ich die Gelegenheit bekam, eine Erzählung zu lesen, die aus ihrer Feder stammte.«
    Die Augen der jungen Dame strahlten auf, und sie lachte. »Ach, das! Nun, das ist schon so lange her, dass ich es ganz vergessen hatte. Ich wollte Ihnen ein Briefchen schicken, Miss Jane, um Ihnen für die freundlichen Worte zu danken, die Sie mir zukommen ließen, aber ich konnte diese Geschichte nie zu Ende bringen. Das Schreiben ist eine so ermüdende Angelegenheit, und so zeitraubend. Ich bekomme Kopfschmerzen, wenn ich nur daran denke.«
    »Sie sollten das Gobelinkissen sehen, an dem sie gerade stickt«, sagte Mrs. Jenkins. »Eine Distel, alles nach ihrem eigenen

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