Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman
dass unsere Bekanntschaft noch nicht lange währt.«
»Es gibt etwas, dass ich Ihnen hätte … Sie wissen, dass mein Familiensitz in Derbyshire liegt?«
»Sie haben es erwähnt.« Mein Herz klopfte wild. Ich wusste nur sehr wenig über sein Anwesen, außer dass es groß war und anscheinend sehr schön.
»Und Sie kennen die Churchills. Meinen Freund Charles Churchill …«
»Charles Churchill?«
»Ja. Meine Familie, wir sind schon lange bekannt mit … mit seiner Familie. Sie wohnen etwa sechs Meilen weiter westlich.«
»Weiter westlich?«, wiederholte ich verwundert.
»Unsere Väter sind seit Jahren beste Freunde.«
»Ihre Väter?« Warum wiederholte ich töricht wie ein Papagei alles, was er sagte? Warum redete er über Väter, anstatt um meine Hand anzuhalten?
»Genau«, antwortete er. »Und Sie müssen wissen … Was ich sagen will, ist Folgendes …«
In diesem Augenblick bog eine Kutsche in die enge Straße ein, und die vier Pferde kamen geschwind in unsere Richtung getrabt. Ich erkannte die schwarz glänzende Equipage mit dem Familienwappen; sie gehörte Mr. Ashford. Überrascht blieben wir stehen, als der Kutscher die Pferde neben uns zum Halten brachte. Aus dem offenen Fenster rief Mr. Churchill: »Ashford! Da bist du! Wir haben dich in der ganzen Stadt gesucht.«
»Warum?« Mr. Ashford schaute auf seine Taschenuhr. »Es ist noch nicht halb zwölf. Ich habe versprochen, euch am Mittag zu treffen.«
»Was? Nein, wir haben doch neun Uhr gesagt!«
Maria Churchill streckte nun auch den Kopf aus der Kutsche. »Wir warten schon den ganzen Morgen mit unserem Gepäck. Wir konnten uns gar nicht vorstellen, was wohl mit Ihnen passiert sein könnte!« Dann nickte sie in meine Richtung und fügte hinzu: »Auf Wiedersehen, Miss Austen!«
»Auf Wiedersehen«, erwiderte ich leise und mit wachsender Sorge. Sollte das unser Abschied sein? Dieses rätselhafte Gespräch, das doch kaum begonnen hatte? Würde ich Mr. Ashford je wiedersehen?
»Verzeihen Sie mir«, sagte Mr. Ashford in einiger Verwirrung. Dieser Kommentar konnte genauso gut an die Churchills wie an mich gerichtet sein.
»Das macht nichts«, meinte Mr. Churchill und winkte mir zum Abschied, während der Postillion die Kutschentür öffnete und die Eintrittsstufen herausklappte. »Aber jetzt komm schon, Ashford. Dein Gepäck ist bereits aufgeladen, und wir wollen endlich losfahren.«
»Es ist ein so weiter Weg nach Hause!«, rief Maria. »Wir haben eine lange Reise vor uns. Lassen Sie uns keinen Augenblick länger warten!«
Mr. Ashford wandte sich mit dem Ausdruck äußerster Enttäuschung zu mir. »Verzeihen Sie mir«, sagte er mit einer förmlichen Verbeugung. »Ich werde Ihnen schreiben.« Nach einem kleinen Zögern stieg er ein, die Tür schlug zu, und ich schaute sprachlos und bestürzt der Kutsche hinterher, die rumpelnd die Straße hinunter fortfuhr.
Kapitel 13
»Es ist grausam, mich so auf die Folter zu spannen«, sagte Cassandra unglücklich, während wir Tischwäsche falteten und in einer Packkiste verstauten. »Wenn du mir nicht die neuen Seiten deines Buchs zu lesen geben willst, dann stille wenigstens meine Neugier. Es sind viele Jahre vergangen, seit ich die Geschichte gelesen habe, und die neue Fassung ist so anders. Warum hat Edward Elinor nicht seine Liebe gestanden, ehe er Norland verließ? Warum hat er gezögert und sich nicht ausgesprochen?«
»Das kann ich dir nicht sagen.«
»Kannst du nicht? Oder willst du nicht?«
In den vier Tagen seit Mr. Ashfords Abreise aus Southampton hatte ich mich außerstande gesehen, auch nur ein einziges Wort zu schreiben. Ich hatte einen Versuch unternommen. Ich hatte mein altes Exemplar von
Vernunft und Gefühl
noch einmal durchgelesen und Abschnitte gesucht, die ich ändern oder abschreiben konnte, aber nichts gefiel mir, und Seite für Seite wanderte ins Feuer. Ich beugte mich über die neuen Kapitel , die ich kürzlich geschrieben hatte. Ich
glaubte
, dass diese Fassung eine Verbesserung war, doch plötzlich waren mir die Personen und der Aufbau der Geschichte ein Rätsel geworden. Ich hatte das Gefühl, insbesondere Edward einfach nicht mehr zu verstehen. Und Willoughby, den ich als charmanten Schurken angelegt hatte, war inzwischen für mich so attraktiv geworden, dass ich es nicht über mich brachte, ihm zu erlauben, das Herz der armen Marianne zu brechen.
»Aber du
musst
es doch wissen«, rief Cassandra. »Es ist deine Geschichte. Es sind deine Figuren. Du hast sie erfunden.«
»Das
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