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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hervorragend spielen.«
    »Ich habe auch immer gefunden, dass das Klavierspiel eine außerordentlich angenehme Beschäftigung ist«, merkte ich an.
    »Es würde mir mehr Freude machen«, warf Isabella in gereiztem Ton ein, »wenn man nicht Stunden um Stunden üben müsste.«
    »Aber das Üben selbst ist doch schon Teil des Vergnügens, nicht?«, war meine Antwort.
    Isabella schaute mich verständnislos an. »Wirklich?«
    »Isabella begeistert sich auch für die bildende Kunst«,erklärte Mrs. Jenkins. »Sie hat natürlich jahrelang einen Privatlehrer gehabt und Zeichnen und Malen gelernt. Sie hat Dutzende von unvollendeten Skizzen, die so vielversprechend sind, dass sie Ihnen glatt den Atem rauben würden.«
    »Die würde ich wirklich gern sehen«, meinte Cassandra höflich.
    »Du hättest eine oder zwei mitbringen sollen, meine Liebe«, sagte Mrs. Jenkins. »Du hättest hier daran weiterarbeiten können.«
    »O nein! Die Malerei habe ich aufgegeben, Tante Jenkins! Das war nichts für mich. Ich habe gegenwärtig viel zu viel damit zu tun, Freunde zu besuchen, um mich noch mit Stiften und Aquarellfarben zu beschäftigen. Und reisen wir nicht schon bald wieder nach London? Die Saison beginnt doch nächsten Monat.«
    »Aber natürlich!«, rief Mrs. Jenkins. »Ich habe dort ein Haus, müssen Sie wissen, am Berkely Square. Isabella hat mich dort schon oft besucht, und wir haben immer so viel Vergnügen an London. Erinnerst du dich an das wunderbare Theaterstück, das wir letztes Jahr gesehen haben, Isabella?«
    »Welches denn, Tante? Es waren so viele.«
    »Ich dachte an
König Johann
30 .«
    »O ja! Mit Sarah Siddons in der Rolle der Constance, der trauernden Mutter! War sie nicht zum Sterben großartig?«
    »Zum Sterben großartig?«, wiederholte Mrs. Jenkins. »Und das als trauernde Mutter!« Worauf die beiden in schallendes Gelächter ausbrachen. »Isabella! Ich mussschon sagen, sehr witzig! Ist sie nicht das schlauste Mädchen der Welt?«
    Cassandra stimmte zu, das sei sie gewiss. Ich nickte und lächelte und versuchte krampfhaft, aufrichtig zu erscheinen.
    »Ich finde ja, dass London die aufregendste Stadt auf der ganzen Welt ist!«, rief Isabella mit glänzenden Augen. »Ich würde immer da leben wollen, wenn ich könnte.«
    »Das letzte Jahr war natürlich ganz besonders denkwürdig«, fügte Mrs. Jenkins hinzu, »denn es war unmittelbar nach Isabellas Einführung in die Gesellschaft.«
    »Sie sind in London in die Gesellschaft eingeführt worden, Miss Isabella?«, erkundigte ich mich. »Das muss wunderbar gewesen sein.«
    »Also, nein. Ich habe es mir natürlich von ganzem Herzen gewünscht«, sagte Isabella. »Oh, zusammen mit all den anderen Debütantinnen dem König im St. James’ Palast vorgestellt zu werden! Aber Papa wollte davon nichts wissen. Er meinte, es wäre die reine Geldverschwendung, eine Saison in London zu finanzieren, wo ich doch schon verlobt war.«
    »Aber du hattest trotzdem einen sehr schönen Ball zu Hause, mit dem das Ereignis festlich begangen wurde«, meinte Mrs. Jenkins tröstend. »Ich hoffe, dass du deine Reisen nach London nicht aufgibst, wenn du erst einmal verheiratet bist, Isabella!«
    »O nein, das würde ich mir niemals träumen lassen, Tante!«
    »Werden Sie bald heiraten, Miss Churchill?«, erkundigte ich mich.
    »Aber ja«, antwortete Isabella in einem Tonfall, derandeutete, dass jedermann mit dieser Tatsache vertraut zu sein hätte.
    »Wir erwarten, dass die Hochzeit im Laufe des nächsten Jahres stattfindet«, sagte Mrs. Jenkins.
    »Ich weiß ja, dass ich großes Glück habe«, meinte Isabella in nüchternem Ton. »Er ist ein äußerst ehrenwerter Mann.«
    »Wenn du tausend Männer kennenlernen würdest«, merkte Mrs. Jenkins an, »du könntest keinen finden, der anständiger und ehrenwerter wäre als Mr. Ashford.«
    Cassandra und ich erstarrten beide vor Überraschung. »Mr. Ashford?«, wiederholte Cassandra.
    »Ja.« Isabella nickte und seufzte tief. »Meine Freunde erklären mir ja unablässig, er sei
sehr
alt, und das stimmt wohl auch, denn er ist doppelt so alt wie ich, alt genug, um mein Vater zu sein. Aber ich denke immer daran, dass er mich stets mit dem höchsten Respekt und der größten Zuneigung behandelt.«
    »In einigen der besten Ehen war der Altersunterschied noch wesentlich größer als in eurer, meine Liebe«, sagte Mrs. Jenkins.
    »Er sieht noch ganz gut aus«, gestand Isabella ein, »jedenfalls für einen älteren Mann. Ich kann nur hoffen, dass er

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