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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Lächeln, als ich aus dem tiefsten Herzen eine quälende Stimme der Vorsicht vernahm. Ich sank auf einen Stuhl. »Die Wahrheit ist die: So viel ich auch für ihn empfinde, seiner Zuneigung zu mir bin ich mir keineswegs gewiss.«
    »Oh, aber Mr. Ashford liebt dich, da bin ich mir sicher.«
    »Ich nicht. Besonders in den letzten Tagen hat es Augenblicke gegeben, in denen er verstört, manchmal sogar melancholisch schien.«
    »Das habe ich auch bemerkt. Vielleicht hat er geschäftliche Sorgen oder einen Brief von seinem Vater oder seiner Schwester erhalten, der ihn mit Kummer erfüllt hat.«
    »Das dachte ich ebenfalls, aber er scheint nicht darüber sprechen zu wollen. Also habe ich nicht weiter insistiert. Weißt du, seine Familie hat vielleicht etwas dagegen, dass er sich an mich bindet«, fügte ich mit einem Stirnrunzeln hinzu.
    »Die Möglichkeit besteht durchaus. Aber er ist vierunddreißig Jahre alt und ein Mann, der sicherlich seineeigenen Entscheidungen fällen kann. Er ist zwei Wochen lang beinahe jeden Tag hier gewesen, Jane. Das allein spricht schon Bände davon, wie sehr er dich mag. Seine Manieren, seine Aufmerksamkeit, sein Respekt, sein Entzücken über alles, was du denkst und tust, all das verrät sein Interesse und seine Zuneigung. Und wenn das nicht ausreicht, dann habe ich noch etwas bemerkt, was dir entgehen musste. Ich habe beobachtet, wie er dich anschaut, wenn er dir beim Vorlesen zuhört. Es ist ein Blick voller glühender Bewunderung und Wertschätzung, sodass ich mir nun schon einige Tage völlig im Klaren darüber bin, dass er mindestens so sehr in dich verliebt ist wie du in ihn.«
    Bei diesen Worten durchströmten mich ungeheure Freude und Hoffnung. »Ich bete, dass du recht hast. Aber ich mache mir mehr und mehr Sorgen. Denn wir können einander keine Briefe schreiben, wenn wir nicht verlobt sind.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass er sich erklärt, ehe er Southampton verlässt.«
    Ich seufzte. »Da bleibt nicht mehr viel Zeit. Er reist morgen ab.«

    Als Mr. Ashford am nächsten Morgen um elf Uhr erschien, wirkte er zerstreut. Er gab seinem Bedauern Ausdruck, dass er nur noch eine Stunde bis zu seiner Abreise hatte, und schlug vor, wir sollten einen Spaziergang machen. Rasch warf ich meinen mit Fell gefütterten Umhang über.
    Als wir an der Burg auf dem kleinen Marktplatz vorüberkamen – einem Phantasiegebäude, das der Marquis vonLandsdowne hatte errichten lassen und das in Stil und Form viel zu groß für den beengten Platz war, auf dem es stand –, erblickten wir den Phaeton 29 der Marquise. Das Gefährt wurde von acht Ponys gezogen, jeweils zwei in einer Größe, die kleiner wurden und deren Braun heller wurde, je weiter sie vom Wagen entfernt waren.
    »Meine Neffe Edward freut sich immer ungemein, wenn er bei seinen Besuchen diese Pferde sieht«, sagte ich, während wir zusahen, wie die jungenhaften Kutscher das Gespann lenkten. »Er meint, es sei wie aus dem Märchen.«
    »Das ist es wirklich. Ich wünschte, dass wir alle immer so vollkommene Pferde kutschieren und wie im Märchen leben könnten.« Während wir weitergingen, fügte er nach einem kurzen Seitenblick auf mich noch hinzu: »Ich verlasse Southampton nur sehr ungern. Mir werden unsere täglichen Lesungen fehlen.«
    »Mir auch.«
    »Jeden Morgen werde ich mich beim Aufwachen fragen: Was ist wohl aus den Schwestern Dashwood geworden? Welche neuen Qualen wird ihnen Miss Austen heute antun?« Sein Lächeln wirkte gezwungen, und in seiner Stimme und seinen Augen lag ein grimmiger und gedrückter Zug, der mir große Sorge bereitete.
    »Wir werden bald umziehen«, sagte ich und hoffte, ihn zu einem Gespräch über eine mögliche Korrespondenz anzuregen.
    »Aber doch nicht gleich nach Chawton?«
    »Nein, das Haus dort wird erst im Juli fertig. Wir planen,uns zunächst einige Wochen in Steventon zu unserer Mutter zu gesellen und von dort zum Anwesen meines Bruders Edward in Godmersham weiterzureisen.«
    Er nickte. Wir wanderten einige Minuten schweigend weiter, während meine Besorgnis wuchs. Er schien so aufgeregt und zögerlich, als müsse er eine wichtige Angelegenheit überdenken. Endlich brachte er hervor: »Miss Austen. Es gibt etwas, worüber ich mit Ihnen sprechen muss.«
    Meine Phantasie machte Riesensprünge, ich ahnte seine nächsten Worte bereits voraus. »Ja?«, antwortete ich und hoffte, nicht zu eifrig zu klingen.
    »Diese letzten Wochen waren … Wir kennen uns erst so kurze Zeit, und doch …«
    »Es stimmt,

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