Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman
Elizabeth dorthin eingeladen, während sie bei ihrer Tante und ihrem Onkel, den Gardiners, zu Besuch war. Ich hatte ein angenehmes Gebäude beschrieben, das den Stolz seines Besitzers verdiente, zumindest hatte ich mir das zu dem Zeitpunkt so gedacht, als ich es erfand. Nun begriff ich, dass ich mich gründlich geirrt hatte.
Mr. Darcy sollte überhaupt nicht in der Grafschaft Kent wohnen, überlegte ich und war auf einmal außerordentlich erfreut darüber, dass ich hierhergekommen war. Er musste in Derbyshire leben. Und sein großartiges Anwesen sollte niemals einen so prosaischen und gewöhnlichen Namen wie Eastham Park tragen. Ich würde es – wie würde ich es nennen? Ich schaute zum Wappen der Ashfords hinauf, das in Gold und Marmor über einem Türbogen prangte, dazu die Inschrift: Pembroke Hall, 1626. Ich lächelte.
Ich würde es Pemberley nennen. 36
»Sir Reginald Ashford hat das Haus 1626 erbauen lassen.« Die Stimme der Haushälterin drang in meine Träumerei vor. Mein Herz klopfte noch vor Erregung über meine neu gefundene Inspiration. Eilends gesellte ich mich wieder zu meinen Gefährten und unserer Hausführerin, die uns die Treppen hinauf geleitete. Meine Augen weideten sich an jedem Anblick, und ich war fest entschlossen, mir die kleinste Einzelheit einzuprägen, um mich später daran erinnern zu können.
»Dieses Vorhaben entzückte ihn so sehr«, fuhr die Haushälterin fort, »dass er bis zu seinem Todestag fünfunddreißig Jahre lang daran weiterarbeitete. Jede weitere Generation nahm Veränderungen und Verbesserungen vor, bis daraus das schöne Haus wurde, das Sie heute vor sich sehen. Als meine Herrin Georgiana Ashford noch lebte, war dieses Haus Tag und Nacht voller Menschen. Es hielten sich stets Freunde und Verwandte hier auf, denn meine Herrschaften gaben für ihr Leben gern Gesellschaften und waren die allerbesten Gastgeber. Auf ihren Wunsch hin blieb das Haus auch das ganze Jahr hindurch für alle Besucher offen.«
Wir gingen weiter durch eine Reihe prächtiger Räume, deren hohe Wände und Decken mit Fresken oder herrlichen Schnitzereien verziert waren. Es gab auch eine riesige Bibliothek, die vom Boden bis zur Decke mit Büchern angefüllt war, eine wunderschöne Mamorkapelle, einen großartigen Speisesaal, ein herrliches Musikzimmer undeine Reihe sehr ansprechender Schlafzimmer. Die Möbel in allen Räumen waren dem Vermögen des Besitzers angemessen, aber niemals übermäßig protzig und unnötig nobel. Sie spiegelten, überlegte ich, einen höchst verfeinerten Geschmack wider.
»Mein Herr, Sir Thomas Ashford«, erklärte die Haushälterin, »hat einen großartigen Architekten damit beauftragt, den langen Nordflügel zu bauen, und er hat sein Leben der Suche nach angemessenen Gegenständen gewidmet, mit denen er dieses Haus möblieren konnte. Er hat zwei vollständige Bibliotheken aufgekauft, dazu noch unzählige Gemälde und Skulpturen und vieles mehr.« Sie blieb vor einer Reihe hoher Fenster stehen, die einen Blick auf den ausgedehnten Garten unten boten, und fügte hinzu: »Die verstorbene Lady Ashford hat das Rauschen des Wassers so sehr geliebt, dass mein Herr den Brunnen, die Kaskade und den langen Kanal anlegen ließ, die sie alle hier sehen, alles nur zu ihrem Vergnügen!«
»Welche Schönheit! Welcher Prunk! Welch ein Anblick!«, rief Mr. Morton. »Ich denke, für all diese Unternehmungen hat man ein Vermögen ausgegeben.«
»Sir Thomas hat keine Kosten gescheut, wenn es um die Wünsche seiner Frau ging, denn er liebte sie innig.« Mit einem traurigen Kopfschütteln fügte die Haushälterin hinzu: »Tatsächlich war ihr Ableben ein schwerer Schlag für ihn. Er ist seither nicht mehr derselbe.«
So sehr ich durch den Prunk beeindruckt war, den ich gesehen hatte, so klar war mir auch etwas anderes geworden. Eines Tages würde Mr. Ashford all dies erben. Nun begriff ich endgültig, dass jeder Gedanke an eine gemeinsame Zukunft für mich und diesen Herren nur in meiner Phantasie existiert hatte. Vielleicht hatte er mich wirklicheine Zeitlang bewundert. Aber nun verstand ich, warum er sich Isabella als Braut ausgesucht hatte. Der Reichtum und der Status seiner Familie würden ihn zwingen, eine Frau aus seiner Gesellschaftsschicht zu heiraten, nicht die Tochter eines Pfarrers ohne Geld oder Verbindungen. Diese Erkenntnis konnte allerdings in keiner Weise Mr. Ashfords Benehmen mir gegenüber entschuldigen. Er hätte mich trotzdem über seine Verlobung in Kenntnis setzen
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