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Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman

Titel: Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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stand. Man hatte mich noch nicht gesehen, und ich hätte kehrtmachen und ins Innere des Gebäudes fliehen können, um es über eine andere Tür wieder zu verlassen, hätte mir nicht Mr. Morton den Weg abgeschnitten.
    »Du liebe Güte!«, rief er aus, beinahe überwältigt von der Erregung. »Es ist die Familie Ashford höchstselbst! Aus London zurückgekehrt! Wir befinden uns in ihrer erlauchten Gegenwart!« Er plapperte mit leiser Stimme weiter in mein Ohr. »Ich weiß nicht, wer da mit ihnen angekommen ist, aber allem Anschein nach sind es wahrhaftig großartige Herrschaften. Unsere Zeiteinteilung hätte besser nicht sein können! Oh, wie hold uns Fortuna lächelt!«
    In jenem Augenblick tauchte Mr. Ashford selbst nur etwa zwanzig Schritte entfernt aus der zweiten Kutsche auf. Unsere Augen trafen sich. Er fuhr völlig verdattert zusammen und schien ebenfalls einen Augenblick jeder Bewegung unfähig zu sein. Ich bemerkte, wie Röte seine Wangen überzog, während ich spürte, dass mir jegliche Farbe aus dem Gesicht wich. Genau die Umstände, die ich zu vermeiden getrachtet hatte, waren nun eingetreten. Der Mann, der vollkommen unverdient mein ganzes Herz für sich gewonnen hatte, stand nun vor mir. Und im gleichen Augenblick, nur wenig entfernt, auch die Frau, der er versprochen war – die Frau, die ohne ihr Wissen all meine früheren Hoffnungen zunichte gemacht hatte.
    Beschämung und Ärger übermannten mich. Ich hatte mir fest vorgenommen, den größtmöglichen Abstand zwischen mich und Mr. Ashford zu bringen, um die wenige Würde zu bewahren, die mir in dieser Angelegenheit noch verblieben war. Ich nehme an, dass er nach seiner Flucht aus Southampton den gleichen Vorsatz gefasst hatte. O Narrheit aller Narrheiten! Warum, überlegte ich in stummer Verlegenheit, hatte ich mich dazu überreden lassen, ausgerechnet heute hierher zu kommen? Es war die bedauerlichste und unüberlegteste Entscheidung, die ich hätte treffen können! Was würde Mr. Ashford nur von mir denken, dass er mich hier in seinem Zuhause vorfand, ausgerechnet hier, und so weit von meinem eigenen Heim entfernt? Ich hatte seinen Brief ungeöffnet zurückgehen lassen. Wenn er mir in diesem Schreiben seine Verlobung eingestanden hatte, dann konnte er jetzt nicht ahnen, dass ich davon etwas wusste. Es könnte so aussehen, als hätte ich mich ihm absichtlich wieder in den Weg gestellt,wo doch in Wirklichkeit nichts weiter von der Wahrheit entfernt war.
    Ehe ich überlegen konnte, was ich tun oder sagen sollte, waren Alethea und Squire Bigg-Wither neben mir erschienen, und Mr. Morton stürzte sich mit ausgebreiteten Armen auf die Ashford-Gesellschaft, um sie zu begrüßen.
    »Bitte verzeihen Sie uns, dass wir hier eingedrungen sind, Sir Thomas Ashford, Mr. Ashford, Miss Ashford«, rief er mit übertriebener Förmlichkeit und verneigte sich vor einem jeden tief. »Ich bin zu Ihren Diensten, der Ehrenwerte Lucian Morton von Hartsford, Brimington. Meine hochgeschätzten Gäste, die Sie hier unmittelbar hinter mir sehen, weilen aus Hampshire zu Besuch. Es handelt sich um meinen entfernten Cousin, den Squire Lovelace Bigg-Wither von Manydown Park, Wootin St. Lawrence, seine Tochter Miss Alethea Bigg und ihre Freundin Miss Jane Austen. Ich habe auf einem Besuch Ihres großartigen Zuhauses bestanden, während sie sich in der Nachbarschaft aufhielten, eine Ehre und ein Privileg, das man sich nicht entgehen lassen darf.«
    Insgeheim segnete ich Mr. Morton, denn in seiner geschwätzigen Wichtigtuerei war es ihm tatsächlich gelungen, Mr. Ashford die Erklärung für meine unerwartete Gegenwart so klar und deutlich darzulegen, wie es menschenmöglich war. Mr. Ashford stand wie angewurzelt am gleichen Fleck, von dem aus er mich erblickt hatte, und war augenscheinlich noch immer wie vom Donner gerührt.
    »Wahrhaftig, Sir?«, erwiderte Sir Thomas, während wir uns alle näherten. Er schüttelte Mr. Morton und dem Squire herzlich die Hand, verneigte sich dann vor Alethea und mir. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie alle kennenzulernen.«
    »Das Vergnügen ist ganz meinerseits«, antwortete Mr. Morton, der aussah, als würde er vor Verzückung gleich in Ohnmacht fallen.
    »Ich hoffe, unser Heim hat Ihre Erwartungen erfüllt«, sagte Sophia und warf uns allen ein warmes Lächeln zu. Sie sah nicht älter aus als vielleicht dreiundzwanzig, und ihre Stimme war leise und lieblich.
    »Oh, es hat sie in jeder Hinsicht übertroffen, Miss Ashford«, antwortete Alethea.
    »Worte

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